Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebra

Nebra

Titel: Nebra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
mich nicht verständigt hat«, sagte Ida mit einem Kopfschütteln. »Ich verstehe es einfach nicht.«
    »Wie es aussieht, war er gerade dabei, genau das zu tun. Deine Nummer ist die oberste auf der Liste.«
    Idas Gesichtsausdruck verfinsterte sich. »Es hilft nichts. Ohne weitere Anhaltspunkte tappen wir im Dunkeln. Sucht Ludwig und findet mir diesen von Stetten. Ich muss mit beiden reden. Und räumt diesen Abhörkram in mein Auto. Ich will nichts mehr davon sehen.«
    In diesem Moment erklang von links ein Ruf.
    »Frau Kommissarin! Hier herüber. Ich habe etwas gefunden.«
    Ein junger Bursche mit hochrotem Kopf kam aus dem Unterholz. Stolz präsentierte er ihr seinen Fund. Ida erkannte sofort Pechsteins Waffe, die alte Makarov. Hatte er die etwa immer noch? Die Sache wurde von Minute zu Minute schlimmer. Erst die unerlaubte Beschattung der Archäologin, dann die Abhöraktion und jetzt das. »Wo genau haben Sie die gefunden?«
    »Gleich hier drüben.« Der junge Beamte führte Ida und Steffen zu einer Stelle im Wald, die aussah, als habe hier ein Kampf stattgefunden. Überall abgeknickte Äste und Fußabdrücke. An einer Stelle war eine tiefe Kuhle, als ob etwas Schweres zu Boden gestürzt war. Und da war noch etwas anderes. Ida beugte sich vor und tippte auf einen dunklen Tropfen auf einem der Blätter. Sie zerrieb ihn zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Blut«, murmelte sie.
    Steffen deutete nach rechts. »Hier drüben ist noch mehr.« Ida sah sich die Stelle genauer an. Der Boden war gesprenkelt mit roten Tropfen. »Scheiße«, murmelte sie. »Am besten, wir nehmen eine Probe und bringen sie zum Labor.« Sie richtete sich an den jungen Beamten, der die Pistole gefunden hatte. »Gute Arbeit. Tüten Sie die Waffe ein, und schicken Sie etwas von dem Blut ins Labor. Die sollen es analysieren. Ich will wissen, zu wem das gehört.« »Jawohl«, sagte er, und ein Anflug von Rot war auf seinen Ohren zu sehen. »Die Spuren führen übrigens noch weiter. Dort hinüber.« Er deutete nach Norden. Ida nickte. »Danke. Wir kümmern uns darum.« Kaum war der Bursche weg, nahmen Ida und Steffen die Spur auf. Sie sprachen kein Wort, während sie Ludwig Pechsteins Fährte tiefer in den Wald folgten. Bisher war nicht zu erkennen, wovor er eigentlich davongelaufen war. Außer seinen eigenen gab es hier keine anderen Spuren. Der Fall wurde immer mysteriöser.
    Nach einer Weile lichtete sich der Wald. Kurz ehe die Bäume endeten und den Blick auf ein weites Feld freigaben, blieb sie stehen.
    »Riechst du das?«
    Steffen hob prüfend die Nase. Er nickte. »Und ob. Verfaulte Pilze. Das riecht genau wie ... Himmel, sieh dir das an!« Er deutete auf den Boden.
    Genau neben ihnen, nur etwa zwei Meter weiter rechts, war ein aufgewühltes Stück Erde zu sehen. Der Waldboden war an dieser Stelle so weich, dass man jeden Fußabdruck erkennen konnte.
    Neben dem Profil eines Herrenschuhs war noch etwas anderes zu sehen. Der Abdruck klauenartiger Hände.
     
     
52
     
    Die Glocke des nahe gelegenen Magdeburger Doms schlug vierzehn Uhr, als Ida beim Ratskeller in der Keplerstraße, schräg gegenüber des Staatsministeriums, eintraf. Das Gasthaus am Ufer der Schiein, das aufgrund seiner Lage und seiner langen Tradition zu den ersten Adressen Magdeburgs gehörte, war das Lieblingsrestaurant des Polizeipräsidenten. Ein Nobelrestaurant, zu dem nur Zugang hatte, wer über ein dickes Portemonnaie und gute Kontakte verfügte. Georg Treptow galt als ein Mann, der auf Privatsphäre großen Wert legte. Doch die Sache war von höchster Dringlichkeit. Ida blickte auf die Uhr. Fünf Minuten waren verstrichen und noch immer kein Lebenszeichen von ihm. Würde er sich zu ihr hinausbequemen? Der Polizeipräsident war bekannt dafür, dass er Untergebenen gern die kalte Schulter zeigte, besonders wenn er der Meinung war, man würde ihn mit Nichtigkeiten belästigen. Ida, die ihm den Stand der Dinge während der Fahrt per Mail von ihrem Notebook aus zugeschickt hatte, konnte nur hoffen, dass ihre Ausführungen genug Eindruck gemacht hatten, um bei ihm die Alarmglocken klingeln zu lassen.
    Unruhig ging sie auf und ab, während sie einen erneuten Blick auf ihre Uhr warf. Beinahe zehn Minuten. Die Chancen, dass er sie empfangen würde, wurden mit jeder Minute geringer. Steffen, der wusste, dass man sie in dieser gereizten Stimmung besser in Ruhe ließ, lehnte an ihrem Wagen und rauchte eine Zigarette. Plötzlich nahm er sie aus dem Mund, warf sie zu Boden und trat sie

Weitere Kostenlose Bücher