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Nebra

Nebra

Titel: Nebra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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tun zu haben als mit Archäologie. Sollte das der Weg sein, den man einschlug, wenn man die Karriereleiter emporstieg? Es war jedenfalls nicht ihr Weg. Politik war nichts für sie. Sie war in ihren Augen ein schmutziges Geschäft. Voller Fallen, die sich vor einem auftaten und in die man unweigerlich hineinstolperte, wenn man nicht aufpasste.
    »So.« Schwungvoll unterschrieb Feldmann den Brief, faltete ihn und steckte ihn in ein Kuvert. »Das war's. Die Ausstellung war ein großer Erfolg, wie Sie sicher wissen. Da ist ein kleines Dankeschön angebracht. Es war sicher nicht die letzte Ausstellung dieser Art. Die Schweizer sind ein wohlhabendes Volk und gerne bereit, für Wissenschaft und Kultur ein paar Franken auszugeben. Und damit sie das weiterhin tun, bin ich bereit, Klinken zu putzen. Geben und nehmen, verstehen Sie?«
    Er lehnte sich zurück und faltete die Hände hinter dem Kopf. »Aber nun zu Ihnen. Ich hatte gestern Abend noch Zeit, Ihren Bericht zu lesen, den Sie mir per E-Mail zugeschickt haben. Bevor ich etwas dazu sage, wüsste ich gern, wie Sie selbst über die Reise denken.«
    Hannah zögerte. Sie spürte, dass dies eine Fangfrage war. Jetzt war Vorsicht geboten.
    »Es ist noch zu früh für eine abschließende Bewertung«, begann sie zaghaft. »Dazu müsste ich erst die Fotografien auswerten. Sie wissen schon, Vermessung, Winkelstellungen, Alter, Herkunft, das ganze Programm. Die Parallelen zwischen der Bildsprache der Ägypter und den Erbauern der Himmelsscheibe sind nicht zu übersehen. Eindeutig ein Beleg für die kulturellen Kontakte, die zwischen den Kontinenten bestanden haben. Es gibt allerdings auch Unterschiede. Bedeutende Unterschiede, zum Beispiel bei der Darstellung des Sternenhimmels. Trotzdem würde ich die Reise als Erfolg werten.« Sie machte eine Pause. Sie fühlte, dass ihr der Abgang nicht gelungen war. Ein Wort wie Kontinenten bestanden haben. Es gibt allerdings auch Unterschiede. Bedeutende Unterschiede, zum Beispiel bei der Darstellung des Sternenhimmels. Trotzdem würde ich die Reise als Erfolg werten.« Sie machte eine Pause. Sie fühlte, dass ihr der Abgang nicht gelungen war. Ein Wort wie
    »Haben Sie irgendwelche Abbildungen der Himmelsscheibe gefunden?«
    »Nein.«
    »Irgendwelche Antworten auf unser Sternenproblem?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es muss aber Verbindungen gegeben
    haben«, gab sie zu bedenken. »Die Sonnenbarke, die Plejaden.
    Das kann unmöglich ein Zufall sein.«
    »Dann werten Sie die Reise also als Erfolg?«
    Sie reckte das Kinn vor. »Das tue ich.«
    Feldmann beugte sich vor. »Wollen Sie wissen, was ich davon halte?«
    Hannahs Blick verdüsterte sich. »Sie scheinen höchst begierig zu sein, es mir mitzuteilen.«
    »Ich halte sie für rausgeworfenes Geld. Ich habe es Ihnen vorher gesagt, und ich bin immer noch dieser Meinung. Gewiss, manche werden fragen, warum ich mich so aufrege. Was sind schon zweitausend Euro für Reisekosten, Spesen und Bestechungsgelder, wenn man über einen Forschungsetat von fünf Millionen verfügt. Aber Sie wissen ja, wie das ist. Ein bisschen hier, ein bisschen da, und auf einmal ist alles weg. Dann hat man plötzlich nicht mehr genug Geld, um sich die paar Briefmarken für ein Bewerbungsschreiben zu leisten. Hinzu kommt, dass die fünf Millionen mit der Erwartung verbunden sind, dass dieses Geld in den nächsten Jahren seinen Weg wieder zurück in die Kassen des Landes findet. Der Kulturhaushalt des Landes Sachsen-Anhalt ist äußerst knapp bemessen, und die Himmelsscheibe von Nebra ist einer der wenigen Publikumsmagnete in diesem Land. Aber ein Magnet kann an Kraft verlieren. Mir sitzen immer noch die Zweifler im Nacken. Diese ewigen Nörgler, die behaupten, es handle sich vielleicht doch um eine Fälschung. Immer wieder liest man die Behauptung, es gäbe Möglichkeiten, das Material künstlich altern zu lassen. Natürlich gibt es die, das wissen Sie genauso gut wie ich.«
    »Aber nicht auf die Art und Weise, wie es bei der Himmels-Scheibe der Fall ist«, erwiderte Hannah. »Allein der Kristallisationsgrad der oxidierten Bronze ...«
    Feldmann winkte ab. »Diese Leute werden nicht schweigen, ehe ich ihnen nicht Funde präsentiere, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Scheibe stehen. Irgendetwas, auf dem die Scheibe abgebildet ist. Wenn wir unsere Theorien nicht bald untermauern können, wird unsere Entdeckung in Vergessenheit geraten, und die Geldquellen werden versiegen.« Hannah verdrehte im Geiste die Augen.

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