Necare (Verlangen) (German Edition)
nicht genau erkennen, was noch
darin lag. Bestürzung? Entsetzen? Verzückung?
Es lag
jedenfalls plötzlich eine leichte Röte auf ihren Wangen.
Night trat zu
ihr und reichte ihr die Hand. „Mein Name ist Night, es freut mich, Sie
kennenzulernen. Ich möchte mich auch noch dafür bedanken, dass Sie mich so
kurzfristig bei sich aufgenommen haben.“
Sie nickte
verdattert und starrte ihm verwirrt ins Gesicht. Dabei schüttelte sie
unaufhörlich seine Hand.
„Ähm… Mom“,
riss ich sie aus ihren Gedanken. „Was gibt es denn zu essen?“
Augenblicklich
erwachte sie aus ihrer Erstarrung. „Oh ja…, das Essen. Ich hab bloß ein paar
Nudeln und ein bisschen Soße gemacht. Etwas, das eben schnell ging.“ Sie ging
kurz in die Küche und brachte die beiden Töpfe mit.
„Ich hoffe,
es schmeckt euch“, erklärte sie, als wir uns an den Tisch setzten und zu essen
begannen.
„Es ist
wirklich sehr gut“, sagte Night, nachdem wir die ersten Bissen zu uns genommen
hatten.
„Das freut
mich.“ Sie betrachtete uns beide und fragte: „Geht ihr in dieselbe Klasse oder
wie habt ihr euch kennengelernt?“
„Nein, ich
bin zwei Klassen über Force.“
„Ich bin auf
einer Treppe gestürzt und er hat mich aufgefangen“, erklärte ich schnell und
spülte einen Klumpen Nudeln mit meinem Getränk hinunter, der sich plötzlich
nicht mehr schlucken lassen wollte.
„Oh, das ist
ja eine schöne Geschichte“, rief sie seltsam aufgeregt.
Ich sagte
besser nichts darauf und nahm eine weitere Gabel voll.
„Wie lange
kennt ihr euch schon?“
„Wir haben
uns gleich an ihrem ersten Schultag getroffen“, sagte Night.
Gott, war mir
das unangenehm! Musste sie uns so aushorchen?!
„Und ihr seid
befreundet?“
„Mom“,
zischte ich ungehalten.
„Was denn?“
Night
schmunzelte; ihn schien die ganze Situation ziemlich zu amüsieren. „Ja, sind
wir“, beantwortete er die Frage.
Zum Glück
waren wir mit dem Essen beinahe fertig, so dass das Verhör erst einmal beendet
war. Wir räumten den Tisch ab und gingen anschließend nach oben. Es war noch
nicht sehr spät und ich grübelte verzweifelt darüber nach, was ich jetzt sagen
oder tun sollte… Unschlüssig stand ich im Flur, bis ich endlich eine Frage
zusammen brachte. „Ich habe dir noch gar nicht mein Zimmer gezeigt. Willst du kurz
mitkommen?“ Hoffentlich klang das nicht irgendwie missverständlich…
„Klar,
gerne.“
Außer den
Möbeln, die aus einem Bett, einem Schrank und einem Schreibtisch bestanden, gab
es noch einen kleinen Fernseher, jede Menge Bücher und Fotos. Die Bilder hatte
ich zu mehreren Collagen zusammengestellt und an der Wand befestigt. Sie
zeigten Freunde, Familie, aber auch einige Kinderbilder von mir. Night sah sich
um, betrachtete die Collagen, schmunzelte hin und wieder und stellte Fragen.
Schließlich
meinte er: „Du hast es wirklich schön hier.“
Er ging an
einem der Regale entlang, in dem ich meine DVDs stehen hatte und besah sich die
Titel genauer.
„Hast du Lust,
einen Film zu sehen?“, fragte ich und trat neben ihn.
„Für sowas
bin ich immer zu haben.“
„Ist der hier
okay?“, wollte ich wissen und zeigte ihm die Hülle.
Er nickte und
setzte sich auf mein Bett. Es war leider der einzige Platz, von wo aus man gute
Sicht auf den Fernseher hatte. Wie lange war es her, dass wir so beieinander gesessen
hatten? Wie viel war in all der Zeit geschehen... hatte sich verändert?! Und
dennoch waren meine Gefühle gleich geblieben. Ich sah ihn immer wieder von der
Seite an. Es gab so vieles, was ich ihn fragen wollte, doch ich konnte nicht.
Vielleicht, weil ich ihn nicht an das erinnern wollte, was in ihm steckte…
Oder, weil es dann auch für mich realer werden würde. So konnte ich mir
weiterhin einreden, dass er der war, den ich kannte. Trotzdem war mir klar,
dass ich die Fragen nicht ewig würde aufschieben können. Ich hoffte so sehr,
dass wir einen Weg finden würden, den Dämon in ihm verschlossen zu halten. Der
nächste Schritt wäre dann zu überlegen, wo er hin gehen konnte. Mir war klar,
dass er nur so lange bei mir bleiben konnte, wie die Schule geschlossen war.
Ich betete förmlich dafür, dass dies eine lange Zeit der Fall sein würde.
Allerdings mussten wir sichergehen und über eine Alternative nachdenken.
Plötzlich
spürte ich etwas auf meine Schulter sinken. Ich sah erschrocken hinüber und
musste sogleich lächeln. Night war eingeschlafen, wobei sein Kopf zur Seite
gekippt war. Er musste wirklich müde
Weitere Kostenlose Bücher