Necare (Verlangen) (German Edition)
Bewegung zu setzen, doch ich stand einfach nur da,
unfähig, mich zu regen.
Nights Blick
hing inzwischen an mir. Ohne zu zögern und als sei es das natürlichste der
Welt, kam er auf mich zu, legte seine Hand an meine Wange und hauchte: „Hey,
Schatz.“
Ich glaubte,
mich verhört zu haben und versuchte aus den Worten schlau zu werden, doch da
spürte ich bereits seine Lippen auf meinen. Ich konnte nicht mal die Augen
schließen, starrte nur vor mich hin, während ich mich langsam unter seinem Kuss
aufzulösen begann. Nichts, das ich je erlebt hatte, ließ sich mit diesem Gefühl
seiner heißen Lippen, kraftvoll und zugleich unglaublich sanft, vergleichen.
Ich schauderte und schloss die Augen, während mein Herz zu explodieren schien.
Ganz automatisch drängte ich mich gegen ihn, bis das Blut heiß in meinen Adern
rauschte und jeder Nerv in Flammen stand.
Viel zu
schnell verstrich der Moment und er löste sich wieder von mir. Er lächelte,
während ich um Fassung rang. Alles drehte sich um mich, mir war regelrecht
schwindelig und meine Atmung ging um einiges schneller als zuvor.
Kara und die
anderen starrten uns fassungslos an.
„Sind das
Freunde von dir?“, fragte er, als sei nichts geschehen.
„Mitschüler“,
krächzte ich.
„Gut, dass du
die Schule gewechselt hast“, erwiderte er und nahm mich an der Hand. Wortlos
führte er mich von ihnen fort, wobei ich ihre Blicke allzu deutlich in meinem
Rücken brennen spürte. Es dauerte einige Sekunden, bis ich mich wieder soweit
im Griff hatte, dass ich einen klaren Satz sprechen konnte.
„Also… ähm…
das mit eben… tut mir wirklich leid.“
„Mir nicht“,
sagte er und lächelte mich dabei so an, dass ich erneut zu atmen vergaß. Mit
hochrotem Kopf sah ich zu Boden und wisperte: „Danke.“
„Hab ich gern
gemacht“, erwiderte er mit einem unglaublichen Funkeln in den Augen.
Mittlerweile
hatte er meine Hand wieder losgelassen und wir betraten zusammen den
Supermarkt. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich gar nicht wusste, was ich
besorgen sollte.
„Hier, den
hast du vergessen.“ Er hielt mir den Einkaufszettel entgegen, den ich peinlich
berührt an mich nahm. Wenigstens hatte meine Schussligkeit auch mal zu etwas
Gutem geführt. Zu etwas unfassbar Gutem…
Auf dem
Rückweg versuchte ich zu einem normalen Verhalten zurückzufinden. Das war
allerdings unglaublich schwer. Immer wieder musste ich an seine Lippen denken,
ich konnte sie förmlich noch auf meinen spüren… schmecken…
Ich sprach
mit ihm über belanglose Dinge und mahnte mich, nicht länger an den Kuss zu
denken.
„Da seid ihr
ja“, begrüßte uns meine Mutter, als wir zurückkamen. „Die Waffeln sind auch
schon fertig, wollt ihr frühstücken?“
Wir nickten,
tischten die Einkäufe auf und begannen zu essen. Allmählich wurde ich wieder
etwas lockerer, konnte mich mit ihm unterhalten und meine Gedanken ordnen. Wir
waren gerade mitten in ein Gespräch vertieft, als es an der Tür klingelte.
Meine Mutter stand auf und öffnete sie. Ich erstarrte augenblicklich, als ich
die Stimme hörte. Eisige Kälte jagte durch meine Adern. Ich sprang sofort auf
und wisperte Night zu: „Mein Vater! Los, schnell!“
Ich eilte mit
ihm die Treppe hinauf und spähte von dort hinunter.
Meine Mutter
ging zusammen mit ihm ins Wohnzimmer. Warum hatte ich ihr nicht längst davon
berichtet, dass Night von den Radrym gesucht wurde? Was, wenn sie nun etwas
Unbedachtes sagte? Es genügte ein Wort und es wäre alles vorbei.
„Wie geht es
Force? Hat sie die Sache gut überstanden?“, hörte ich meinen Vater fragen.
„Ja, es ist
alles in Ordnung. War der Vorfall an der Schule wirklich so schlimm?“
Er stieß ein
verächtliches Lachen aus. „Das ist wieder mal typisch für dich, du kannst die
Vorkommnisse einfach nicht richtig einordnen. Natürlich war es schlimm.
Immerhin ist der gefürchtetste aller Dämonen erschienen. Es ist unglaublich,
dass er es solange in dieser fremden Gestalt ausgehalten hat.“
Oh Gott! Das
konnte nur schiefgehen. Ich musste etwas unternehmen! Ich sah Night an und
wisperte: „Ich versuch ihn loszuwerden. Aber wenn du merkst, dass es nicht klappt,
dann verschwinde von hier.“
„Mach dir keine Sorgen. Ich komm schon rechtzeitig weg“, erwiderte er.
Ich eilte die
Treppen hinab und begrüßte meinen Vater. „Schön, dass du hier bist“, sagte ich
und versuchte dabei möglichst unbekümmert zu wirken. Ich spürte, wie mein Herz
vor Angst hart gegen die Rippen
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