Necare (Verlangen) (German Edition)
Feuerwerk.“
Wir hatten nichts
dagegen und machten uns auf den Weg. Wieder drängten sich die beiden Mädchen um
Night herum, doch dank Sky, der auf jeden Fall in der Nähe der zwei sein wollte
und eines immer schmaler werdenden Weges, schaffte er es tatsächlich, sich
zurückfallen zu lassen, um endlich wieder bei mir und den anderen sein zu
können.
„Sorry
nochmal für die Verspätung“, entschuldigte er sich.
„Hauptsache,
ihr hattet euren Spaß“, gab Thunder rüde zurück.
„Wenn du das
Spaß nennst“, antwortete er gequält.
Er wollte
gerade noch etwas hinzufügen, als sich Melody und Summer auch schon wieder nach
ihm umwandten. Keine Minute später hatten sie sich bereits um ihn gereiht und
in ihre Gespräche eingebunden.
Ich seufzte bei
diesem Anblick. Ich hoffte inständig, dass wir diese Mädchen vielleicht
wenigstens drinnen für ein paar Minuten loswerden konnten.
„Das sieht gruselig
aus“, sagte Melody mit gespielt ängstlicher Stimme, wobei sie sich noch fester
an Night klammerte.
Das Spukhaus sah
wirklich alles andere als einladend aus. Das Gebäude war ziemlich groß und
schien einer alten Villa nachempfunden zu sein. Die Fassade war aus Holz, das
einen grauschwarzen Ton aufwies. Die Fensterläden hingen schief in den Angeln
und schwangen quietschend im Wind umher. Es gab kein einziges Fenster, das
nicht kaputt war. Wie verfaulte Zähne hingen Glasreste im Rahmen, die ab und zu
im Sonnenlicht aufblitzten. Auf dem Dach saßen vogelartige Wesen, die mit roten
Augen und zerzaustem Gefieder auf uns herabblickten und krächzende Schreie von
sich stießen.
Wir näherten
uns allmählich dem großen Eingang, der aus einer alten Flügeltür bestand, die
offen vor uns lag. Dahinter war alles schwarz, doch der Geruch, der einem
entgegen schlug, war bereits ekelerregend. Es roch wie in einem Grab: Modrig,
nass, nach Erde und Fäulnis.
Die Dielen
unter mir quietschten bei jedem Schritt, die Luft um uns herum wurde kühler und
ich konnte Geräusche hören, die eindeutig aus dem Gebäudeinneren kamen.
„Ich hoffe
sehr, dass die sich Mühe gegeben haben“, erklärte Thunder, die ziemlich
desinteressiert wirkte. „Die meisten Geisterhäuser, die ich kenne, waren
äußerst langweilig.“
Mir hätte
nach so einem mehr der Sinn gestanden…
Besser, ich
hielt mich an meine Freundinnen, denn alleine würde ich dort drinnen nicht
umherlaufen wollen.
Kaum waren
wir durch den Eingang geschritten, verschwamm alles um uns herum. Keine Sekunde
später schien alles wieder normal zu sein; nur dass sich keine Türe mehr hinter
uns befand und wir auch ansonsten allein zu sein schienen. Anscheinend war nur
unsere Gruppe an diesen Ort befördert worden. Die neue Umgebung trug jedenfalls
nicht dazu bei, dass ich mich besser fühlte.
Wir standen
in einer Art Eingangshalle. Wände und Boden waren aus getäfeltem, alten Holz,
was sicher mal gut ausgesehen haben musste, doch inzwischen war es an vielen
Stellen gesprungen, aufgeweicht, verdreckt und mit Staub überzogen. Ganz
genauso wie die alten, schweren Möbel. Vor uns lag eine große Treppe, die ins
nächste Stockwerk führte. Allerdings konnte man davon nichts erkennen, denn es
lag vollkommen im Dunkeln. Allein den Kerzen und den trüben Lampen war es zu
verdanken, dass man hier wenigstens etwas erkennen konnte. Da hörte ich
Geräusche: Leise, schlurfende Schritte, die sich uns schwer und langsam
näherten. Sie kamen aus der Dunkelheit der Treppe. Plötzlich erkannte ich ein
aschfahles Gesicht mit blitzenden schwarzen Augen und gelben verfaulten Zähnen.
Langsam trat die Gestalt auf uns zu, so dass man den gekrümmten Körper, die
langen dünnen Finger und das zerzauste weiße Haar auf dem Kopf erkennen konnte.
Ein alter Mann, der nicht unheimlicher hätte aussehen können und offensichtlich
alles andere als menschlich war.
„Wie schön,
dass Sie endlich hier sind“, sagte er mit rauer krächzender Stimme. „Man hat
lange auf Sie gewartet. Bitte gehen Sie nach oben, dort wird man Sie
empfangen.“ Nach diesen wenigen Sätzen erstarrte er förmlich, blieb auf der
Treppe stehen und regte sich nicht mehr.
„Na, dann
wollen wir mal“, erklärte Sky, der munter die knarzenden staubigen Stufen
hinauf schritt. Es tat gut, eine lebendige, fröhliche Stimme zu hören, denn
noch immer klangen die knarzigen Worte des Mannes in meinen Ohren. Ich folgte
den anderen, auch wenn ich lieber wieder hinausgegangen wäre, nur leider war
das ja ein Ding der
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