Necare (Verlangen) (German Edition)
ein wolkenverhangener Vollmond. Man
konnte Frösche quaken hören sowie das sanfte Plätschern von Wasser. Wir gingen
einige Schritte durch feuchtes Gras, bis wir an einen See gelangten. Auch der
war mit dichtem Nebel überzogen, so dass es dauerte, bis man die Umrisse darauf
ausmachen konnte. Eine Gestalt in einem Boot paddelte auf uns zu. Ich trat
erschrocken einen Schritt zurück, als ich bemerkte, dass die Gestalt ein
bleiches Skelett war. Wenige Meter vorm Ufer machte es Halt und wandte sich uns
zu: „Willkommen im Totengarten, der auch zu eurer Grabstätte werden wird. Die
Besitzer des Hauses haben sich viel Mühe damit gegeben und unzählige Leichen
vergraben lassen. Leider sind einige noch nicht allzu tot, dafür ziemlich
verwest.“ Die Kiefer klapperten aufeinander, als es ein schauriges Lachen
ausstieß. „Sie können Lebende nicht wirklich leiden, aber wer kann ihnen das
auch verübeln? Darum wundert euch nicht, wenn sie versuchen werden, euch in
ihre Gräber zu ziehen; es ist auch zu einsam dort unten und ihr Lebenden seid
so schön warm.“ Seine leeren Augenhöhlen betrachteten uns eingehend. „Was?! Ihr
wollt nicht?! Aber warum nicht, der Tod ist so wundervoll. Ja, ein wenig einsam
und kalt, aber dafür dauert er ewig und ihr könnt euch Freunde suchen… Aber ich
seh schon… Ihr könnt versuchen, zu entkommen. Ihr müsst es bis ans andere Ende
schaffen, dort führt eine Tür ins Freie, aber es werden einige etwas dagegen
haben. Ach ja und eure Zauberkräfte sind hier versiegelt, also lasst es lieber
gleich bleiben. Eure einzige Chance, ist euch langsam der Türe zu nähern, denn
glaubt mir, haben sie euch erst einmal gefunden, seid ihr schneller bei ihnen
im Grab, als ihr ein letztes Mal Luft holen könnt. Ich wünsche also viel
Spaß!“, fügte das Skelett mit kaltem Lachen hinzu, während es mit seinem Boot
wieder im Nebel verschwand.
„Meine Güte,
ist der Kerl endlich fertig? Ich dachte schon, der hört gar nicht mehr auf zu
reden“, ächzte Thunder.
„Soll das
jetzt so eine Art Versteckspiel werden?“, fragte Saphir genervt. „Darauf hab
ich echt keine Lust…“
„Tja, was
bleibt uns anderes übrig. Sieht ohnehin so aus, als würde es losgehen“, stellte
Sky fest. In der Tat streckten sich in diesem Moment Arme, Köpfe und Füße aus
den Gräbern. Halbverweste Leichen oder auch schon vollständig skelettierte mühten
sich daraus hervor. Kaum stand der Erste, sauste er in einer unglaublichen
Geschwindigkeit auf uns zu.
Melody schrie
gellend auf, wobei es wieder mal äußerst gekünstelt klang.
„Tja, dann.
Mal sehen, wer es als erstes nach draußen schafft“, verkündete Sky, schnappte
sich Summers Hand und rannte mit ihr davon.
„Dieser….“,
begann Thunder wütend, doch sie wurde von Shadow unterbrochen. „Los, lauf!“ Sie
folgte der Aufforderung und eilte davon. Auch wir anderen rannten so schnell
wir konnten und suchten irgendwo Unterschlupf. Ich hastete in Richtung eines
Gebüschs, wohinter ich mich verstecken und erst einmal Luft holen konnte. Ich
hatte die anderen verloren, dabei hatte ich doch genau das auf jeden Fall
verhindern wollen. Vorsichtig lugte ich zwischen den Ästen hindurch, um
irgendwo meine Freunde ausmachen zu können. Stattdessen erkannte ich jedoch
zwei fast verfaulte Beine, an denen das Fleisch nur noch in Fäden hing und der
Knochen bereits durchschimmerte. Dieses Ding stand genau vor dem Gebüsch,
hinter dem ich mich verbarg und schien zu schnüffeln. Was, wenn es mich fand?!
Würde es mich wirklich verschleppen?! Womöglich in ein Grab?! Ich versuchte, so
flach wie nur möglich zu atmen; mich nicht zu bewegen. Doch die Angst ließ mich
zittern und schüttelte meinen Körper. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem
Mund, die zum Glück auch meinen Schrei erstickte. Ich blickte zur Seite und sah
in Nights Gesicht. Die Leiche schnupperte noch immer und war gerade im Begriff,
um den Busch herum zu gehen. Blitzschnell hob Night einen kleinen Stein und
warf ihn. Sofort ruckte der Tote herum und schlurfte in die Richtung, wo er
aufgeschlagen war.
„Los komm,
lass uns von hier verschwinden“, flüsterte er leise und nahm meine Hand. Gerade
als wir hinter dem Gebüsch vorkommen wollten, hörten wir eine leise Stimme.
„Night!
Night, wo bist du?!“
Sofort zogen
wir uns wieder in das Versteck zurück und sahen Melody, die suchend umher
stolperte. „Verdammt, wo ist er nur hin!“, fluchte sie.
Ich musste
ein Lachen unterdrücken; da würde
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