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Necare (Verlangen) (German Edition)

Necare (Verlangen) (German Edition)

Titel: Necare (Verlangen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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Unmöglichkeit, ohne Türe.
    Langsam ging
ich den anderen hinterher; wobei ich bei jedem Knarren innerlich zusammenzuckte.
Natürlich war mir klar, dass das ganze Spukhaus keine wirkliche Gefahr
darstellte und dennoch hatte ich Angst. Plötzlich zog eine rasche Bewegung
meine Aufmerksamkeit auf sich. Mir stockte der Atem und mein Herz setzte einen
Schlag aus, als ich bemerkte, dass der Mann nicht vollkommen erstarrt war.
Seine Augen folgten uns; sie glühten förmlich und auf seinen dünnen, rissigen
Lippen lag ein Lächeln… Es war ein grauenhaftes Gefühl, bis ich endlich an der
Gestalt vorbei war; die letzten Schritte rannte ich förmlich, um den schrecklichen
Kerl hinter mir zu lassen.
    Im nächsten
Stock angekommen, fand ich mich in einem langen Korridor wieder. Zu beiden
Seiten lagen Türen, die allesamt geschlossen waren. An den Wänden hingen
Kerzen, weshalb alles in schummrigem Licht tanzte. Kein Wunder, dass man von
unten nichts als Dunkelheit hatte sehen können. Hier oben war es deutlich
kälter; die Luft trocken und staubig.
    „Ich bin
wirklich froh, wenn wir hier wieder raus sind“, wisperte ich, als ich neben
Céleste stand.
    „Ja, ist
schon gruselig, aber auch ganz schön spannend, findest du nicht?“
    Da konnte ich
so rein gar nicht zustimmen. Am liebsten wäre ich auf der Stelle umgekehrt.
Plötzlich begann sich der Boden unter uns zu bewegen, die Lichter flackerten,
das Gebäude rumorte. Als erschüttere ein Erdbeben den Raum, wackelte der Flur
unter unseren Füßen. Ich kreischte erschrocken auf, als die Lichter ausgingen. Dunkelheit
umfing uns und diese grauenhaften Erschütterungen nahmen mir die Luft. Es war,
als würde jeden Moment das Gebäude über uns zusammen brechen und uns darunter
begraben. Der Instinkt wegzurennen, wurde beinahe übermächtig. Gerade, als es
kaum mehr auszuhalten war, hörte der Spuk auf.
    „Mann, das
war heftig“, hörte man Sky aus einiger Entfernung rufen, wobei er eher
fasziniert und erfreut klang, als ängstlich.
    „Hier stimmt
irgendwas nicht“, erklärte Saphir.
    Als nächstes
vernahm man ein lautes Krachen, danach ein „Autsch, verdammter Mist!“ Es war
eindeutig Skys Stimme. „Ja, du hast Recht. Die Wände haben sich verschoben. Der
Flur ist jedenfalls nicht mehr da.“
    „Night, ich
habe Angst“, sagte Melody in gespieltem Ton.
    „Ich auch“,
krächzte Summer.
    Immerhin
vertrieb die Wut darüber meine Angst. Allerdings nur für wenige Augenblicke.
    „Autsch“,
schrie nun Saphir auf. Offenbar war auch er gegen eine Wand gelaufen. „Das ist
ein Labyrinth.“
    Das klang nicht
sonderlich erfreulich. Vorsichtig tastete ich mich mit den Händen durch die
Dunkelheit. Ich kam keine zwei Schritte voran, da prallte ich bereits gegen die
erste Wand. Ich fühlte das kalte raue Holz, versuchte den Weg zu ertasten, als
ich einen Schrei hörte.
    „Hey, ist was
passiert?“, fragte Sky.
    „Lass mich
los!“ Nun erkannte man eindeutig, wer da brüllte. Melody und dieses Mal klang
es echt. „Hilfe, bitte lass mich los!“
    „Jetzt reicht´s
aber“, knurrte Night.
    Plötzlich
zischte ein Geräusch durch die Finsternis und ein grüner Lichtschimmer glomm
auf. Endlich konnte man wieder etwas sehen. Die anderen ächzten entsetzt auf
und auch mir gefror das Blut in den Adern, denn das was man nun erkennen
konnte, war wirklich grauenerregend. Die Wände hatten sich tatsächlich zu einem
Labyrinth verschoben. Wenigstens befanden wir uns allesamt soweit beieinander,
dass wir uns sehen konnten. Allerdings waren wir nicht allein. Überall im Raum
verteilt standen dünne weiße Gestalten. Sie wirkten wie Schaufensterpuppen, die
mitten in einer Bewegung erstarrt zu sein schienen. Ihre Haut war schneeweiß
und die Gliedmaßen mit groben Fäden an ihre dürren Leiber genäht. Das
schlimmste waren jedoch ihre Gesichter. Sie hatten weder Augen, Nase noch Mund;
es starrte einem eine leere, weiße Fläche entgegen. Eines dieser puppenartigen
Wesen hielt Melody umklammert, die sich mit Händen und Füßen zu wehren
versuchte. Dieses Ding war jedenfalls dabei, sie wegzuschleppen.
    „Duck dich“,
rief Night, der eine Feuerkugel in seiner Hand erscheinen ließ. Das helle Licht
tanzte in seinem Gesicht, während Melody seiner Aufforderung nachkam und den Kopf
einzog. Kaum hatte sie das getan, warf er die Kugel nach dem Wesen, das
zischend Feuer fing und das Mädchen los ließ. Die Puppe gab ein eigenartig
ersticktes Geräusch von sich, während es langsam zu Asche

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