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Necare (Verlangen) (German Edition)

Necare (Verlangen) (German Edition)

Titel: Necare (Verlangen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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überzeugen konnte.“
    Ich kratzte
mit meinen Fußspitzen in der Erde herum und betrachtete sie aufmerksam dabei;
dann schüttelte ich verneinend den Kopf. „Er hat mir erzählt, dass die
Talentsucher dir einen Vertrag angeboten haben und auch von der Chance bei den
Radrym…“
    „So ein
Blödsinn“, ächzte er ungeduldig. „Eine Iceless-Karriere hat mich noch nie
interessiert. Allein der Gedanke, an die Exercitatio wechseln zu müssen, ödet
mich an. Ich habe versucht, ihm klarzumachen, dass ich keine Lust auf das alles
habe… Ständig Training, Konkurrenzkampf und das alles neben einem knallharten
Unterrichtsprogramm. Bei den Radrym ist es noch schlimmer… Und für was das Ganze?!
Nur, dass ich am Ende hinter einem hartumkämpften Schreibtisch lande…“ Er
lehnte sich in der Bank zurück und ließ seinen Blick gen Himmel wandern. „Es
geht ihm im Grunde auch gar nicht so sehr darum, dass ich nichts davon machen
möchte. Ihn bringt es einfach zur Weißglut, dass ich mich nicht genügend mit
der Zukunft befasse und mir Ziele stecke.“
    Ich sah ihn
überrascht an. So hätte ich Sky gar nicht eingeschätzt. Er fing meinen Blick
auf und lachte. „Ja, man merkt es ihm nicht an, aber er hat auch einen sehr
ernsten und gewissenhaften Teil in sich. Du hast doch mitbekommen, dass er Arzt
werden will. Das hat er schon lange für sich entschieden. Er strengt sich
wirklich an und lernt viel… Er hat auch recht gute Noten, aber trotzdem wird er
es schwer haben. Gerade darum macht es ihn so sauer zu sehen, dass ich solche
Chancen ungenutzt verstreichen lasse.“
    Ich nickte und
konnte Sky nun tatsächlich besser verstehen. „Ich finde es richtig, dass du
deinen eigenen Weg gehen willst. Man muss nicht nach irgendwelchen hohen Zielen
greifen, nur des Ansehens und Geldes wegen. Du solltest das machen, was dich
glücklich macht, auch wenn es vielleicht nicht das ist, was andere von dir
erwarten.“
    Er
betrachtete mich von der Seite; ich konnte seinen Blick auf mir spüren und ein
heißer Schauer durchfuhr mich. Ich wurde mir seiner Nähe immer stärker bewusst,
das Blut rauschte in meinen Ohren und meine Hände begannen zu zittern. Ich sah
zur Seite und blickte in sein vollendet schönes Gesicht. Ich hätte das besser
nicht tun sollen, das war mir klar, denn nun war mein Kopf wie leergefegt. Wie
gerne ich mich doch an ihn geschmiegt hätte; selbst die wenigen Zentimeter
zwischen uns waren zu viel für mich. Mein Blick glitt an seinem Gesicht entlang
und blieb an seinen sinnlichen Lippen hängen. Ich wollte sie endlich spüren!
Ich spürte mein Blut heiß und lodernd durch meine Adern jagen… Es wäre der
perfekte Moment. Doch Night stand auf. „Ich muss langsam zurück. Kommst du
mit?“
    Ich nickte
enttäuscht und folgte ihm. Mein Herz pochte noch immer hart gegen meine Brust,
doch vor allem nagte die Enttäuschung an mir.

 
    Ich versuchte,
ein Gähnen zu unterdrücken und mich aufrechter hinzusetzen. Wir hatten Geschichte
und sahen einen Film an. Der Raum war abgedunkelt und lud gerade dazu ein, ein
wenig zu schlafen. Herr Koslow saß mit dem Rücken zur Klasse und schien der
Dokumentation interessiert zu folgen, während seine Schüler allesamt mit ihrer
Aufmerksamkeit zu kämpfen hatten.
    Der Film war
aber auch zu langweilig. Es sollte um irgendein Handelsabkommen im Jahre 1681
gehen. Alles, was jedoch gezeigt wurde, waren einige Männer mit Schnauzbärten,
die aus irgendwelchen Gesetzestexten vorlasen und sich dabei offenbar in der
Monotonie ihrer Stimme zu übertreffen versuchten.
    Thunder saß
neben mir und blickte schon lange nicht mehr auf den Fernseher. Sie war damit
beschäftigt, in ihrer Hand Zauber entstehen zu lassen: Mal eine kleine Flamme, dann
wieder einige Eiskristalle oder ein schwarzer Wirbel.
    Doch auch der
Rest befasste sich überwiegend mit anderen Dingen. Einige unterhielten sich
leise, andere kritzelten auf ihrem Block herum oder lasen wie Shadow ein Buch.
Céleste schien eine der wenigen zu sein, die sich tatsächlich bemühte, dem Film
zu folgen. Sie notierte sich Stichpunkte, strich die meisten jedoch kurze Zeit
später wieder durch.
    Nach gefühlter
Ewigkeit war die Dokumentation endlich zu Ende und der Lehrer ließ die Vorhänge
beiseite ziehen, so dass Licht ins Zimmer kam. Wir kniffen gequält die Augen
zusammen, als hätte man uns aus einem langen Schlaf gerissen.
    „Ich denke,
wir alle haben aus diesem Film viel lernen können. Sie wissen, dass wir in zwei
Wochen die Klausur

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