Necare (Verlangen) (German Edition)
mal, ich will
ja deinen Heilungsprozess nicht gefährden!“ Damit machte sie auf dem Absatz
kehrt und drängte sich durch die Menge.
Shadow
seufzte gequält: „Und ich dachte, ihr kämet euch endlich näher, aber Sky, dir
ist wirklich nicht mehr zu helfen.“
„Was meinst
du denn damit?“, fragte er mit gerunzelter Braue.
Sie wollte
gerade fortfahren, als drei Schüler hereingestürzt kamen und offenbar
unfassbare Neuigkeiten mitbrachten: „Hey, hört mal! Wir waren auf der Feier der
Sharks, um denen eine schöne Überraschung in die Snacks zu tun, da haben wir
gehört, dass ein Talentsucher der Dragons beim heutigen Spiel war! Dukes Vater
hat wohl dafür gesorgt.“
Sofort mischten
sich erstaunte Schreie mit Jubelgebrüll und den ersten wilden Spekulationen.
Die meisten waren sich sicher, dass nach dem heutigen Sieg Duke ein Platz
angeboten werden würde. Wenigstens wären wir ihn dann los.
Nachricht aus der Hölle
Leider tat
sich in den nächsten Tagen nichts dergleichen. Keiner erfuhr etwas darüber, wen
die Dragons in Erwägung zogen. Hatten sie überhaupt Interesse? Die Gespräche
darüber flauten immer weiter ab; immerhin stand die Berufsberatung der 16.
Klassen an. Ein ziemlich spannendes Thema, denn natürlich erfuhr man von
einigen, welchen Weg sie einschlagen würden. Außerdem entschied sich hier, wer
weiter an der Schule bleiben und wer sie verlassen würde, um eine Ausbildung zu
beginnen. Auch wenn die Schüler bereits einundzwanzig Jahre alt waren, wurden
zu dieser wichtigen Entscheidung auch immer die Eltern eingeladen. Darum gab es
in der Eingangshalle in diesen Tagen ein ständiges Kommen und Gehen.
Wir standen
an einer der Treppen und beobachteten das rege Treiben vor uns.
Eigentlich
ging es mehr um die Informationen, die man hier immer als erstes erhielt.
„Hätte ich
nie gedacht, dass Tayson von der Schule gehen wird“, erklärte Céleste. Tayson
war ein Mitschüler von Night, Sky und Saphir und berüchtigt dafür, dass er
extrem viel lernte. Er hatte eine höhere Laufbahn angestrebt; nun
verabschiedete er sich mit gesenktem Kopf von seinen Eltern. Die Demütigung und
Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Tja, lernen
ist eben nicht alles“, kommentierte Thunder das Ganze emotionslos. Mich ließ es
weniger kalt. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, wie es mir ergehen
würde, wenn ich an seiner Stelle wäre. Dass es so kommen könnte, war gar nicht
mal unwahrscheinlich. Ich hatte mich zwar vor allem in den praktischen Fächern
verbessert, allerdings machte sich der Vorsprung der anderen in vielen Dingen
eben doch bemerkbar und ich musste mich wirklich anstrengen. Andererseits
wusste ich noch immer nicht, was ich einmal beruflich machen wollte. Alles, was
für mich zählte, war, so lange als irgendwie möglich an der Schule zu bleiben.
Vielleicht nicht das beste Ziel, aber schaden konnte es auch nicht. Ich
seufzte. Irgendwann würde ich mir wirklich Gedanken um meine Zukunft machen
müssen.
Plötzlich sah
ich mich um, doch hinter mir stand niemand. Dabei hatte ich für den Bruchteil
einer Sekunde das Gefühl gehabt, mich hätte eine Hand berührt. Mein Herz
stolperte noch immer bei dieser Erinnerung. Sie war kalt gewesen… Kalt und
schwer… Hatte ich mir das wirklich eingebildet? Während ich mich allmählich
beruhigte, sah ich mich weiterhin um. Hier war nichts und niemand, von dem
Gefahr ausging.
„Oh Mann, ich
glaub´s nicht“, ächzte Thunder und riss mich aus meinen Gedanken.
Ich sah nach
unten in die Halle und erkannte den Grund für ihre Abneigung. Sky war gekommen und
wartete offenbar auf die Ankunft seiner Eltern. Sekunden später öffnete sich
ein Portal und eine hochgewachsene, schlanke Frau mit blondem, langem Haar trat
zusammen mit einem blauhaarigen Mann heraus. Sie rannte sofort auf Sky zu und
schloss ihn in die Arme.
„Wie geht es
dir?“, fragte sie. „Bist du schon aufgeregt? Ich bin es jedenfalls.“
Der Mann trat
nun ebenfalls auf ihn zu und drückte ihn kurz.
„Ach, was
soll denn auch schiefgehen?“, sagte er. „Mit diesem unvergleichlichen Charme
würde er doch überall zurechtkommen.“
„Genau“,
bestätigte Sky grinsend.
„Das will ich
aber nicht“, erwiderte seine Mutter nun nicht mehr ganz so freundlich. „Er soll
gefälligst weiterhin auf der Schule bleiben und ein höheres Ziel anstreben.
Hätte er nicht immer so viele Flausen im Kopf, wäre das auch mit Sicherheit
kein Problem, aber in diesem
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