Necromancer - The Death of the Necromancer
der Wiedergänger, doch dann kletterte es auf den Fliehenden zu.
Im Vergleich der zwei Gestalten wurde deutlich, dass es weit größer war als ein Mensch - mindestens sechs Meter hoch. Bis dahin hatte Nicholas nur den Hinterkopf des Wesens gesehen, das zudem auch weiter unten in der Grube stand, als er gedacht hatte. Sein Schädel trug die zerrupften Überreste von Haaren, und um seinen Oberkörper spannten sich rostige Ketten. Mit unheimlicher Gelenkigkeit hangelte es sich den Felshang hinauf und schnappte nach dem Wiedergänger. Dieser hatte kaum Zeit zu einem verzweifelten Aufschrei, dann wurde er schon in Stücke gerissen.
Langsam kroch Nicholas auf die Spalte in der Felswand zu. Selbst wenn sie nirgendwohin führte und von Wiedergängern wimmelte, war sie zumindest zu klein für dieses grauenvolle Geschöpf. Es musste ein toter Fay sein, wie der, den ihnen Macob als Sendfluch auf den Hals gehetzt hatte. Vielleicht begraben in der Katakombe und längst vergessen unter den Fundamenten der heutigen Stadt.
Das Wesen verschlang jetzt den Wiedergänger oder versuchte es wenigstens. Es weiß nicht, dass er tot ist. Normalerweise wäre ihm bei dem Anblick sicher übel geworden, doch die Angst hatte jedes andere Gefühl verdrängt. Am Ende des Simses richtete er sich vorsichtig auf.
Plötzlich wandte sich der Fay um, als hätte er ihn gehört. Das eine verbliebene Auge schien ihn direkt anzustarren, obwohl es mit einem dicken weißen Film überzogen war. Das andere Auge war nur eine leere, von blankem Gebein umgebene Höhle. Das Maul stand klaffend offen und ließ zackige, gefletschte Zähne erkennen. Nicholas sprang zum nächsten Sims.
Er landete und jagte die zerklüfteten Felsen hinauf. Dicht hinter sich hörte er das Geschöpf. Gerade als er die Spalte
erreichte und sich hineinwarf, spürte er ein Zerren an seiner Jacke. Der Stoff riss, und er rollte über rauen Fels und stinkenden Unrat nach unten. Ein wütendes Brüllen gellte durch den schmalen Gang.
Nicholas kroch noch einige Meter tiefer hinein, ehe er sich umschaute.
Das Wesen scharrte an den Kanten der Spalte und hämmerte vor Zorn über den Verlust seiner Beute auf den Stein ein. Aus der Nähe war das Gesicht noch furchtbarer anzuschauen. Unter der zerfledderten Haut schimmerte der Knochen durch, die gelben Zähne glichen spitzen Dolchen. Nicholas bemerkte nun auch die Wunde, an der es gestorben war: ein klaffendes Loch im Schädel, das aussah, als wäre es von einem Wurfgeschoss oder einer Kanonenkugel geschlagen worden.
Das unrühmliche Ende einer mörderischen Karriere. Nicholas holte tief Luft, um sein heftig pochendes Herz zu beruhigen. Seine Hand brannte, und er erkannte, dass er sie sich bei der Kletterpartie trotz des schützenden Handschuhs aufgeschürft hatte. Er zog ein Taschentuch aus der Innen - tasche, um das Blut zu stillen. Dann stand er vorsichtig auf, ohne sich darum zu kümmern, dass seine Knie noch zitterten. Gebückt drang er tiefer in den niedrigen Stollen vor.
Nur der Schimmer kleiner Flecken von Geistflechten drang durch die Finsternis. In den Sprüngen und Spalten hätte sich eine Unzahl von Wiedergängern verbergen können, ohne dass er es bemerkt hätte. Doch er wurde nicht angegriffen. Nicholas vermutete, dass er sich sicher fühlen durfte, solange der Fay am Eingang herumtobte. Die noch aktiven Wiedergänger hier unten hatten wohl gelernt, sich rechtzeitig in ihren Verstecken zu verschanzen. Bestimmt
verhielten sie sich völlig ruhig, bis das Geschöpf verschwunden war.
Weiter vorn zeichnete sich ein etwas hellerer Fleck ab, auf den Nicholas zusteuerte. Der Durchgang wurde immer enger, und er musste über Felsbrocken und schmale Sprünge klettern. Als er sich schließlich durch die Spalte am Ende des Ganges zwängte, wäre er fast hinaus auf gepflasterten Boden gestürzt. Im spärlichen Licht, das durch eine Öffnung in der Mauer gegenüber sickerte, erkannte er, dass er einen aus regelmäßig geformten Steinen gebauten Raum vor sich hatte. Vielleicht wieder ein Teil der alten Befestigungsanlagen. Was er für eine Bresche im Fels gehalten hatte, war in Wirklichkeit ein Fenster, aus dessen Ecke ein Stück herausgebrochen war. Es lag hoch in der Wand, und Nicholas musste nach Halt für Hände und Füße suchen, um sich hinaufziehen zu können.
Auf der anderen Seite erwartete ihn eine Grube, die ungefähr halb so groß war wie die, in der der Fay sein Unwesen trieb. Ein Sprung in der seitlichen Wand bildete wahrscheinlich
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