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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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eine Verbindung hinüber zum Reich des Ungeheuers. In der Decke über der Grube befand sich eine runde, gleichmäßige Öffnung. Noch immer hörte Nicholas das Knurren und Kratzen der Kreatur am anderen Ende des Durchgangs. Fürs Erste war er hier also in Sicherheit. Unten auf den Felsvorsprüngen waren Knochen und mehrere Leichen verstreut, die erst vor kurzem in Verwesung übergegangen und noch in zerrissene Gewänder gehüllt waren. Nicholas spähte hinab auf eine blasse Gestalt auf einem Sims, die mehrere Meter unter ihm lag. Plötzlich erstarrte er. Das Haar des Mannes, der mit dem Gesicht nach unten lag, war fast schulterlang und schneeweiß.

    Nicholas war auf die steinerne Fensterbank hinaufgeklettert, ehe er genau wusste, was er da eigentlich tat. Kurz lauschte er noch, bis er wieder ein dröhnendes Knurren des Fay aus der Spalte hörte. Dann ließ er sich so weit wie möglich hinunter und sprang auf den nächsten Sims. Mit größter Vorsicht kletterte er den Felshang hinab und verwünschte das Steingeriesel, das er mit seinen Stiefeln auslöste. Aus der Nähe bemerkte er, dass die Gestalt tatsächlich die richtige Größe hatte und einen Morgenmantel trug. Hoffentlich ist er nicht tot. Hoffentlich war er nicht an dem Sturz oder der feuchten Kälte hier unten gestorben. Als er den Vorsprung erreichte, kauerte er sich vor den Reglosen und strich ihm das Haar aus dem Gesicht.
    Es war Arisilde. Sein Gesicht war weiß wie Papier, und er hatte dunkle Flecken unter den Augen. Mehr konnte Nicholas im Schein der Geistflechten nicht erkennen. Er sah tot aus. Aber vorher hat er auch tot ausgesehen. Nicholas drehte ihn auf den Rücken und ließ den Kopf sanft zu Boden gleiten. Er hatte Schmutz in den Haaren, und seine Robe war zerrissen und fleckig, doch Nicholas konnte keine frischen Verletzungen erkennen. Wenn er noch atmete, dann äußerst flach. Nicholas’ Puls hämmerte so stark, dass er den des Magiers nicht ertasten konnte. Verdammt, wir sind sowieso beide so gut wie tot. Aber hatte Isham nicht zu Crack gesagt, dass Arisilde bald aufwachen würde?
    Nicholas tätschelte Arisildes Gesicht und rieb ihm die eiskalten Hände, während er angestrengt nachdachte. Isham hatte auch einen Leichenring erwähnt, den Madele ihm abgenommen hatte. Diesen Begriff hatte Nicholas noch nie gehört, aber ihm fiel wieder Madeles Interesse für den Ring ein, der eine verkohlte Wunde am Finger der Toten im Chaldome
House hinterlassen hatte. Im Augenblick schien Arisilde keinen Ring zu tragen, aber so war es auch gewesen, als sie ihn in diesem Zustand in seiner Wohnung gefunden hatten.
    Nicholas suchte Arisildes Finger ab und achtete sorgfältig darauf, sich nicht von einem Trugzauber in die Irre leiten zu lassen. Dann wandte er sich den Füßen zu. Als er am kleinen Zeh einen harten Metallreif spürte, wollte er es fast nicht glauben. Vorsichtig zog er ihn ab und setzte sich hin, um Arisilde hoffnungsvoll zu betrachten.
    Es trat keine Veränderung ein, zumindest keine sichtbare. Also schaute sich Nicholas den Ring näher an. Er war aus einfachem, billigem Metall und trug weder Inschriften noch Rillen. Dennoch hütete er sich, ihn aus Versehen auf einen Finger gleiten zu lassen.
    Noch immer zeigte Arisilde keine Anzeichen von Erholung, und in der Stille … Ich höre den Fay nicht mehr. Schnell schob er den Ring in die Tasche, zog Arisilde an den Armen nach oben und legte ihn sich über die Schulter. Er hatte keine Ahnung, wie lange das Ungeheuer schon keinen Laut mehr von sich gegeben hatte. Mit etwas Glück war es von einem anderen fliehenden Wiedergänger abgelenkt worden.
    Langsam und mit großer Mühe schleppte er Arisilde hinauf zu dem Sims unter dem Fenster. Dann setzte er ihn ab und lehnte ihn an die Mauer, um zu verschnaufen. Mit Arisildes totem Gewicht auf den Schultern war es sicher keine Kleinigkeit, die Felswand bis zu der Öffnung hinaufzuklettern.
    Gerade als er Arisilde wieder hochheben wollte, hörte er leise klickernde Steine von der anderen Seite der Grube und
erstarrte. Er ließ Arisilde los und blickte sich verzweifelt um. Sein Blick fiel auf eine Stelle, wo der Fels durch den alten Steinwall gebrochen war. Dort war ein kleiner Spalt, der vielleicht ein wenig Schutz bot. Nicholas stieß auf die viel zu frischen Überreste des letzten Geschöpfs, das dort Zuflucht gesucht hatte, und fegte sie hastig hinaus. Dann drang er so tief in den äußersten Winkel vor, wie es ging. Auch Arisilde zog er hinein, bis der

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