Necromancer - The Death of the Necromancer
donnerte das Rad die Stufen hinunter
und landete auf der Estrade. Knapp vor dem Kreis drehte es sich und kippte um. Beim Anblick der Flammen jagten die Ghule auseinander. Hinter ihnen glaubte Nicholas die vagen Umrisse einer schwarzen Gestalt zu erspähen, die an der beleuchteten Fassade der Gruft vorbei auf die Tür zuhuschte. Wie versteinert stand Macob da und starrte mit geballten Fäusten auf das brennende Rad und die kreischenden Ghule. Der Diener, der kurz davor gewesen war, seinen Kameraden zu töten, schüttelte den Kopf und schaute verdutzt um sich.
Nicholas rannte zurück zur nächsten Bresche in der Balustrade und kletterte über den Steinhaufen hinunter auf den Grund der Höhle. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, auf die Estrade zu schießen, um die Verwirrung noch zu steigern, aber die Gefahr, dass Made line von einem Querschläger erwischt wurde, war einfach zu groß. Sie musste ohnehin auf der Hut sein, wenn die Flammen die in dem Rad verborgenen Patronen erreichten.
Nicholas stürmte zwischen den Grabmälern durch und erreichte den offenen Platz vor der Estrade. Genau in diesem Moment ging das erste Geschoss los und hätte ihn fast niedergestreckt. Es durchschlug seinen Jackenärmel und prallte hinter ihm von der Felswand ab. Nicholas tauchte nach unten, während andere Kugeln die Grüfte, den Boden und die Estrade trafen. Entsetzt kreischend wichen die Ghule zurück.
Made line sollte nicht lange brauchen, um in die Gruft zu schleichen, den Ring über eine Rippe des Leichnams zu streifen und dann hinaus in die Schatten zu entschlüpfen. Nicholas richtete sich auf und spurtete in eine Gasse zwischen den Grabmälern hinein, in der Hoffnung, dass die
Ghule ihn sehen und Jagd auf ihn machen würden, damit Made line völlig freie Bahn hatte.
Tatsächlich hetzten die Ghule los, doch sie setzten ihm nicht nach, sondern stoben aus Angst vor dem Feuer und den lautstarken Explosionen in alle Richtungen auseinander. Lachend bog er in einen anderen Durchgang. Plötzlich wurde er im Nacken gepackt. Er wollte sich losreißen, doch es war, als würde er gegen einen Schraubstock ankämpfen. Die Szene in der Nähe des Fontainon House schoss ihm durch den Kopf: Octave im Griff einer turmhohen Gestalt, die ihn schüttelte und fallen ließ wie eine zerschlagene Marionette. Dann raste plötzlich die Wand auf ihn zu, und er hatte das Gefühl, von einem Zug überfahren zu werden.
Er verlor das Bewusstsein nicht ganz, aber die Welt flatterte hin und her zwischen Sein und Nichtsein, und alles wirkte merkwürdig verzerrt. Einige Realitätsfetzen wirkten echter als andere: die Rauheit des Steins, über den er gezerrt wurde, der schmerzende Aufprall auf der untersten Stufe zur Estrade.
Oben kam er wieder so weit zu sich, dass er den großen Diener erkannte, der sich über ihn beugte. Er begann sofort, wild um sich zu schlagen und traf den Mann am Kinn, doch schon der erste Gegenhieb riss ihn nach hinten. Als er sich wieder hochrappeln wollte, packte ihn der Mann an den Schultern und stieß ihn mit dem Gesicht nach unten auf den Boden. Schräg von unten bemerkte er Macob, der nicht weit von ihm stand. Mit einem Knie im Rücken wurde er festgehalten, und obwohl er sich nach Kräften wehrte, konnte er nicht verhindern, dass ihm die Handgelenke straff zusammengeschnürt wurden.
Das Gewicht verschwand von seinem Rücken. Nicholas
wälzte sich herum und setzte sich mühsam auf. Die raue Schnur fühlte sich neu und fest an. Er konnte sich bestimmt irgendwann befreien, aber nicht schnell genug.
Macob blickte auf ihn herab, das Gesicht tief im Schatten seines Huts. Der Nekromant wirkte greifbarer als zuvor und war umgeben vom Hauch eines offenen Grabes, der selbst an diesem Ort der feuchten, üblen Dünste unverkennbar war. »Sie hätten auch entkommen können. Ich hätte Sie trotzdem gefunden.«
»Ich weiß«, erwiderte Nicholas. »In diesen Dingen sind Sie ziemlich berechenbar.«
Macob wandte sich bereits ab, und seine Gestalt zerrann. Wie ziehender Rauch floss sie wieder zusammen, als er zum Rand des Kreises trat. Nicholas zerrte an den Schnüren, obwohl es hoffnungslos war. Verdammt peinliche Lage. Neben ihm ragte der Diener auf, der mit rotgeränderten, ausdruckslosen Augen ins Leere starrte. Der andere Mann lag immer noch reglos auf der Estrade; nur seine Brust hob und senkte sich langsam.
Offenkundig hatte Macob die beiden völlig unter seiner Kontrolle. Nicholas hatte keine Ahnung, wie das sein konnte. Er hatte noch
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