Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
alte! Jim Banks liegt gar nicht so weit entfernt. Du müsstest eigentlich mit ihm reden können. Du brauchst nur deinen Geist schweifen zu lassen.«
War ich ... selbstsüchtig?
»Nein, bloß verängstigt. Und den Toten hast du ebenfalls eine Heidenangst eingejagt; denn hin und wieder verlieren sie jemanden wie dich. Es kommt vor, dass jemand sich so sehr in sein Elend zurückzieht, dass er auf immer verloren ist. Sie glaubten schon, ebendies würde mit dir geschehen, Derek.«
Und deshalb riefen sie dich ...
Harry schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht hergekommen, um dir zu helfen, sondern um dich um deine Hilfe zu bitten! Jim Banks hat mir bereits geholfen, und George, hoffe ich, ebenfalls.«
Jim, George und ich ... Nun war dem Toten klar, worum es ging, gehen musste, und Harry spürte seine Aufregung. Hey, noch aus dem Grab zurückschlagen? Das wäre mal ein krönender Abschluss! Was willst du wissen?
Harry sagte es ihm und erfuhr das Wenige, das Stevens wusste – wie üblich aus erster Hand ...
Später, nachdem der Necroscope sich von Stevens verabschiedet hatte und im Begriff war, den Friedhof zu verlassen, meldete sich der Prediger noch einmal zu Wort:
Harry, das war einfach ... großartig! Du verstehst dich wirklich aufs Argumentieren, weißt du das?
»Das sagte ich doch! Aber um der Wahrheit die Ehre zu geben, war ich Ihnen gegenüber im Vorteil. Ich wusste etwas, was Sie unmöglich wissen konnten.«
Oh?
»Es war ein Satz, der auf seinem Grabstein steht. Die Menschen, die ihm nahestanden und ihn besser kannten als wir beide, ließen ihn dorthin schreiben. Er lautet: ›ein Kämpfer bis zuletzt‹! Nur dass der Kampf, wie wir ja gesehen haben, noch nicht vorüber ist ...«
Der Necroscope hatte noch einen weiteren Besuch vor sich. Diesen Gang hätte er allerdings lieber ausgelassen – nämlich zum Leichenschauhaus der Polizei in Fulham. Dort lag John Jakes mit aufgeschlitztem Bauch auf einem Stahltisch und erwartete ihn. Denn es ist eine Sache, mit den Toten zu reden, aber etwas völlig anderes, vor einem bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten, nach Blut und Eingeweiden stinkenden Leichnam zu stehen, um sich mit ihm zu unterhalten.
Harry machte sich auf das Schlimmste gefasst. Unterwegs erzählte er seinen Gefährten, was er von Derek Stevens erfahren hatte:
»Nicht ganz so viel wie von Banks, fürchte ich! Als Banks ermordet wurde, sah Stevens darin zunächst einmal keine direkte Verbindung zu dem Fall, an dem Banks gerade gearbeitet hatte. Banks war einer Bande von Autoschiebern auf der Spur. Aber er wurde von einem Verrückten umgebracht, der wahrscheinlich für eine ganze Reihe weiterer Morde verantwortlich war. Womöglich hatte Banks sich nebenher auch noch damit beschäftigt? Das Einzige, was Stevens mit Sicherheit wusste, war, dass Banks einem Hinweis nachgegangen war, der ihn zu dieser Werkstatt im Eastend geführt hatte. Und er wusste ebenfalls, dass Banks ganz heiß darauf gewesen war, es zu Ende zu bringen. Also beobachtete er den Laden, wartete ab und tat sich mit George Jakes zusammen, um Pläne zu schmieden. Aber weil Stevens und Jakes eng mit Banks befreundet gewesen waren, wurde der Fall einem anderen, ›emotional unbeteiligten‹ Team übertragen. Nicht, dass es irgendjemanden wirklich kalt gelassen hätte. Ein Kollege war ermordet worden und wenn es um so etwas geht, sind Polizisten sehr eigen. Aber wie dem auch sein mochte, Stevens und Jakes waren aus dem Spiel.
Sollte es allerdings doch einen Zusammenhang zwischen dem Mord an Banks und seiner Theorie über die Werkstatt und die Autodiebstähle geben, dann ging Stevens davon aus, dass das Geschäft jetzt auf Sparflamme lief. Dann würde die Gang sich erst einmal bedeckt halten, um zu sehen, woher der Wind wehte. In diesem Fall würde eine Razzia vorerst nichts bringen, denn natürlich wäre die Werkstatt ›sauber‹.
Und tatsächlich ging während der nächsten drei bis vier Wochen die Zahl der Anzeigen wegen Autodiebstahls auffällig zurück. Doch das mochte ein Zufall sein. Jedenfalls konnte Stevens noch immer keine Verbindung zwischen Banks’ Ermordung und der verdächtigen Werkstatt herstellen. Innerhalb dieser vier Wochen hatte der Mond allerdings ab- und wieder zugenommen. Gegen Ende dieses Zeitraums stieg die Rate der Autodiebstähle wieder an. Als ein paar Porsches geklaut wurden, war es so weit. Eine Razzia stand unmittelbar bevor ... und der Mond war schon fast wieder voll.
Unterdessen hatten Stevens und Jakes
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