Nefen
der ihnen Ägypten etwas näher bringen konnte.
Sie tranken noch zwei, drei Tassen Kaffe und beratschlagten, was sie unternehmen sollten.
Sie kamen aber zu keiner Einigung.
Sven wollte nichts von Tempelanlagen oder ähnlichem wissen.
Nefen hatte keine Lust auf Märkte oder sonstige Massenansammlungen.
„Ich habe die Idee des Jahrhunderts“, stieß Shalaby hervor.
„Was denn?“, fragten Sven und Nefen wie aus einem Mund.
„Lasst euch überraschen.“
Er ging kurz zur Rezeption und telefonierte.
Kurz darauf kam er zurück
„Los, lasst uns gehen!“
Nefen nahm den letzten Schluck aus seiner Kaffeetasse, und los ging es.
Dieses Mal ließ sich eine Taxifahrt zu Svens Bedauern nicht umgehen. Sie fuhren aus dem Stadtkern heraus, bis nur noch vereinzelnd Geschäfte und Hütten am Straßenrand zu sehen waren. An einer der letzten Hütten hielt das Taxi. Sven war froh, endlich aus den Wagen zu kommen. Shalaby bezahlte den Fahrer und sprach noch kurz mit ihm. Dann gesellte er sich zu den beiden.
„Wartet einen Augenblick, bin gleich wieder da.“
Er verschwand in der Hütte. Sven und Nefen wussten nicht so richtig, was sie hier sollten.
Ein paar Minuten nur, dann kam Shalaby mit einem älteren, leicht untersetzten Mann in Unterhemd wieder aus der Hütte. Sie gingen um das Haus.
„Kommt ihr?“, rief Shalaby den Beiden zu.
So trotteten sie den anderen hinterher. Hinter dem Haus standen mehrere Buggys.
„Na Jungs, ist das was?“, strahlte er die beiden an.
Nefen und Sven trauten ihren Augen kaum.
Jeder schnappte sich eine der Maschinen und ab ging es mitten in die Wüste.
Wie Straßen, zogen sich Wege zum Horizont. Der grobe Sand, war mit Steinen und Felsbrocken versetzt. Vergeblich suchte man hier den feinen Wüstensand, wie er an den Pyramiden in Gisa zu finden ist. Statt Dünen, ragten Berge in die Höhe.
Nach ein paar Minuten stoppte Sven.
Die anderen beiden kamen zu Ihm.
„He, was ist los?“, fragte Shalaby.
„Also erstens bekomme ich den ganzen Wüstenstaub ins Gesicht, und zweitens finden wir auch wieder zurück?“
Shalaby lachte. „Für Erstens habe ich hier ein Tuch für dich, binde es vor dein Gesicht wie es die Ägypter tun. Und zu Zweitens, ich bin sehr oft hier draußen. Ich genieße die Wüste. Ich kenne mich hier im Umkreis von hundert Kilometern ganz gut aus. – He Nefen, hier hast du auch ein Tuch.“
Nefen fing das Tuch auf und band es vor sein Gesicht.
Jetzt ging die Party los.
Shalaby fuhr voran, Nefen und Sven folgten. Riesige Staubwolken wirbelten hinter ihnen auf.
Mit achtzig Kilometer pro Stunde rasten sie über den trockenen Wüstensand, zwischen den Bergen durch und darüber hinweg.
In einem kleinen Beduinendorf machten sie halt. Hier kannte man Shalaby schon. Er kam oft hierher. Sie bekamen Tee, frischgebackenes Fladenbrot und rauchten Shisha.
Es war traumhaft, alle Sorgen und Ängste waren wie weggeblasen.
Der Höhepunkt des Tages war der Sonnenuntergang. Shalaby schickte die beiden auf einen Berg.
Oben angekommen, standen sie eng umschlungen und schauten der Sonne entgegen. Wie ein geworfener Ball, fiel sie im V, zweier sich treffenden Berge, vom Himmel hinunter. Noch einmal blitzte der letzte Strahl hinter den Bergen hervor dann verschwande sie endgültig. Bis sie vom Berg wieder abgestiegen waren, wurde es sehr schnell dunkel.
Sie blieben noch eine Weile in dem Dorf, wo sie gemütlich um ein Lagerfeuer saßen. Die Beduinen sangen und die Kinder tanzten dazu.
Dann wurde es Zeit wieder zurück zu fahren. Denn jetzt wurde es auch ziemlich schnell kalt.
Shalaby gab den Startschuss. Sie verabschiedeten sich von den freundlichen Leuten und gaben Gas. Sie blieben eng beieinander. Denn, wenn in der Wüste die Sonne untergegangen war, dann ist es tief schwarzeNacht. Nur der Mond lässt sein fahles Licht über diese unwirkliche Welt fallen.
Nefen stoppte plötzlich und vollkommen unerwartet. Er stieg von seinem Buggy und blieb stehen wie eine Statue. Sven bemerkte erst später, dass sein Freund nicht mehr an seiner Seite fuhr. Er stoppte auch und gab Shalaby Licht- und Hupzeichen, um auch ihn zum Anhalten zu veranlassen.
Sven schaute zurück zu Nefen. Ein Lichtkegel umschloss Nefens Gestalt in der Ferne.
Der Mond stand über ihm, wie festgenagelt.
Aber dass dieses Licht von ihm ausgehen sollte, war eher unwahrscheinlich.
Shalaby war bei Sven angekommen, der wie versteinert zu Nefen schaute.
„He, was ist denn mit ihm los? Was ist hier überhaupt
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