Nefen
Terrasse auf der Rückseite des Hauses. Auch von hier aus konnte man den Nil erahnen. Es war sehr ruhig und beschaulich. Die Einrichtung einfach, aber durch die vielen Kissen auf den niedrigen Bänken sehr gemütlich. Man konnte sich so richtig hinlümmeln.
Hier gab es neben den allgemein üblichen Getränken auch Bier und andere Spirituosen. Sie entschieden sich für eine Flasche Wein.
Die Gespräche drehten sich um alles Mögliche, unter anderem auch über das schwule Leben in Ägypten.
Sie erfuhren, dass es eigentlich nicht wirklich ein schwules Leben gab. Es gab zwar Treffpunkte, aber diese wurden regelmäßig von Razzien heimgesucht.
Einige wenige hatten die Möglichkeit, sich über das Internet zu verabreden und für eine schnelle Nummer zu treffen. Aber ein richtiges Zusammenleben, wie es in Europa üblich ist, gab es hier nicht. Es folgte eine Diskussion darüber, ob das für die Betroffenen nicht sehr schwer sei. Aber Shalaby überzeugte die beiden, dass, wenn man es nur so kannte und es nie anders erlebt hatte, würde man sich damit abfinden und es gar nicht anders wollen.
Nefen konnte dem so, nicht wirklich zustimmen. Er lebte zwar auch nicht gerade offen mit seiner Homosexualität, aber das hier, würde ihn doch ziemlich stören.
Es ging noch lange bis in die Nacht so weiter. Sie erzählten, lachten und diskutierten.
Irgendwann am Morgen, die Sonne ging schon auf, waren sie wieder im Hotel angekommen.
„Bist du morgen, äh heute, wieder im Dienst?“, fragte Nefen.
„Ich glaube schon“, antwortete Shalaby.
Sie verabschiedeten sich und wünschten Shalaby einen guten Heimweg.
Ein wenig angetrunken kamen die beiden in ihrem Bett an.
Sven nahm Nefen, hinter ihm liegend, in seine Arme.
„Hast du das heute Mittag ernst gemeint?“, fragte Nefen leise.
„Was meinst du?“
Nefen drehte sich zu Sven.
„Dass du deine Liebe hier gefunden hast.“
Sven küsste ihn.
„Ja, so ernst, wie schon lange nichts mehr.“
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht drehte sich Nefen um und schlief friedlich in Svens Armen ein.
*
Der nächste Tag erwachte für die beiden erst sehr spät.
Das Telefon war es, das sie aus dem Schlaf riss.
„Ja, hallo“, klang es müde in der Leitung. „Hey hier ist Shalaby, habe ich euch geweckt?“
„Oh Gott, wie kann man mitten in der Nacht schon so gut gelaunt sein?“
„Mitten in der Nacht? Wen habe ich jetzt eigentlich dran?“
„Nefen.“
„Es ist doch schon 1 Uhr mittags! Kommt Ihr runter? Ich habe eine Überraschung für euch, hoffe ich zumindest.“
„Okay, gib uns aber noch ‘ne Minute zum Wachwerden.“
„Gut, ich warte in der Lobby.“
„Bis gleich.“
Nefen legte den Hörer auf und vergrub sein Gesicht in seinen Kissen.
„‘ne Minute?“, fragte Sven, der zwischenzeitlich auch wach geworden war.
„Besser ‘ne Stunde, so wie du aussiehst“, ärgerte er Nefen.
„Ha, ha, ha, so viel besser siehst du auch nicht aus!“
Sven hob seine Decke an und meinte: „Ich werde wohl etwas länger brauchen. Schon allein deswegen.“
Nefen drehte seinen Kopf zu Sven. „Weswegen?“
„Na, deswegen!“
Er hob seine Decke erneut an und Nefen blickte auf eine in voller Pracht stehende Männlichkeit.
„Na, dabei helfe ich dir doch“, und verschwand unter Svens Decke.
Eine Stunde später kamen die beiden in der Lobby an, wo Shalaby wartete.
„Respekt, hätte eigentlich mit längerer Wartezeit gerechnet“, sagte der grinsend.
„Ich brauch erst mal ‘nen Kaffee! Unser Zimmerkellner verweigert nämlich seinen Dienst“, kam von Nefen.
„Hätte ich das gewusst, wäre ich hochgekommen“, entgegnete Shalaby.
„Und was hast du für eine Überraschung für uns?“, fragte jetzt Sven.
„Ich weiß nicht, ob es euch recht ist, aber ich dachte, nach dem gestrigen Tag, der mir super gut gefallen hat, frage ich meinen Vater, ob ich nicht für die Zeit, wo ihr hier seid, frei haben kann. Er hat mir unter der Bedingung, dass ich euch weiter betreue, frei gegeben. Na, was sagt Ihr?“
„Wie jetzt, unser Zimmerboy will sich zum Fremdenführer hochschleimen?“, kam von Nefen.
Sven lag auf dem Boden vor Lachen.
„Sorry, Shalaby, war nicht so gemeint. Aber den Brocken musste ich einfach aufheben.“
Jetzt lachte auch Nefen herzhaft.
Shalaby wirkte etwas angegriffen, aber er nahm es Nefen nicht krumm.
Sven renkte die Sache auch wieder ein, indem er Shalaby versicherte, dass es eine super Idee von ihm war und dass sie sich freuten, jemanden zu haben,
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