Nefen
jungen Mannes einsperrte. Er wollte sichergehen, dass das Geheimnis gewahrt blieb. Auch besuchte er den Tempel nicht mehr. Zu groß war der Schmerz, den er mit sich trug.
So lebten die jungen Männer ohne Sonnenlicht, auf ewig eingekerkert im Grabmal des Pharao.
Nefertari hatte leichtes Spiel sie so auf ihre dunkle Seite zu ziehen. Die bösen und negativen Energien der ehemaligen Herrscherin weckten das Interesse der Mächte aus der Unterwelt, welche sie mit unglaublichen Kräften versahen.
Ramses lebt jetzt in dieser unwirklichen Zone zwischen den Welten. Er sucht den Jungen, den er einst so liebte, damit dieser ihm verzeihen möge und er dem Herzen wieder Leben einhaucht. Nur er kann diesen Fluch brechen und den Pharao befreien.
Nefertari und ihr Gefolge aus den ehemaligen Lustknaben, wandelt nun auch zwischen den Welten. Sie versucht mit Hilfe der wütenden Geister, den Jungen daran zu hindern, jemals mit dem großen Herrscher zusammen zu treffen. Ihr Fluch soll bestand haben, bis in alle Ewigkeit.
Nefen öffnete seine Augen, als der Mann geendet hatte und wieder an seiner Shisha zog. Ohne ein weiteres Wort erhob sich Nefen.
Shalaby und Sven kamen wie gerufen aus der Hütte.
„Lass uns gehen, Sven“, sagte Nefen knapp.
Alles was gesagt werden musste, wurde gesagt. Jetzt brauchte Nefen Zeit, das Puzzle zusammen zu setzen. Sven entging die verschlossene Art von Nefen nicht. Aber um ihn zu fragen, fehlte ihm der Mut. Also trottete er neben seinem Freund her.
Shalaby verabschiedete sich von dem Mann, der ihm noch ein, zwei Sätze mit auf dem Weg gab. Er berührte die Stirn des Jungen, ließ ihn gehen und zog wieder genüsslich an seiner Pfeife.
Sven drehte sich zu Shalaby um.
„Bekommen wir hier ein Taxi?“
Er hatte die Frage noch nicht zu Ende gestellt, da bog ein Wagen um die Ecke und hielt bei ihnen an. Schweigend und total abwesend stieg Nefen in den Wagen. Die anderen folgten seinem Beispiel.
Nefen wies den Fahrer an, sie zurück zum Hotel zu bringen.
Mittlerweile war es tiefe Nacht geworden. Es war ein Wunder, dass der Fahrer etwas sehen konnte, da es weder auf der Straße noch am Fahrzeug eine Beleuchtung gab.
Nefen schaute aus dem Fenster zu den Sternen und sprach kein Wort. Tiefes Schweigen machte sich breit. Nach einer kurzen Zeit, die endlos schien, leiteten die ersten Straßenlaternen den Beginn der Stadt Assuan ein. Entlang des Nils, steuerte der Fahrer über die große Strasse zwischen dem unverminderten Verkehr hindurch. Nefen ließ ihn anhalten. Er stieg aus und ging hinunter zum Ufer.
Was war das doch für ein seltsamer Fluss! Er spendet Leben und nimmt es wieder. Er ist der wirkliche Herrscher dieses Landes.
Sven und Shalaby folgten Nefen, der gebannt auf den Nil schaute. Sven legte seine Arme von hinten um Nefens Hüften und hielt ihn fest umschlungen.
Shalaby merkte, dass es jetzt wohl an der Zeit war zu gehen, um die beiden sich selbst zu überlassen.
So stahl er sich hinter ihnen weg. Das Leben pulsierte hinter den beiden. Aber wie mit einem Schutzwall umgeben, bekamen sie davon nichts mit.
Sven wagte jetzt, Nefen anzusprechen.
„Ist es vorbei? Hast du die Antworten die du gesucht hast?“
„Jetzt ist alles so klar! Jetzt passt jedes Teil zum anderen. Jetzt ist alles so klar.“
Sie blieben noch eine ganze Weile so stehen.
Schweigend ließen sie sich treiben.
Nefen wollte diesen Ort noch nicht verlassen. Irgendwann hatten sie sich hingesetzt und Nefen lag jetzt mit seinem Kopf auf Svens Schoß.Dieser streichelte durch die Haare von Nefen und spielte mit den Locken. So verbrachten sie eine Stunde nach der anderen.
Langsam erwachte der Morgen. Der Nil spiegelte rot die aufgehende Sonne wieder.
Kraftvoll vertrieb sie die Sternenbilder und die Dunkelheit. Immer schneller erhellte sie das strahlende Blau des Himmels.
Nefen wusste jetzt, worum es ging. Dadurch wurde Ihm aber auch klar, dass er erst am Anfang stand und es noch lange nicht vorbei war.
Es wurde Zeit, ins Hotel zurückzukehren.
Durch den morgendlichen Tau, waren ihre Kleider feucht und klamm geworden.
Eng umschlungen gingen sie durch die Strassen zum Hotel. Da es hier zu Lande üblich war, dass sich gute Freunde bei den Händen halten und auch umarmen, war das kein Problem. Außerdem war Homosexualität etwas, woran der Durchschnittsbürger hier nicht mal im Traum dachte.
Beide waren am Ende ihrer Kräfte angekommen, als sie endlich in ihrem Zimmer ankamen.
Sven schloss die Gardinen, Nefen hing noch
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