Nefilim KI 8 - Punabbhava
mich zu einer ruhigen Stimme. »Sie muss mich aus Raronea, aus Aureols Gefangenschaft befreien, oder all das hier kann nie passieren, verstehst du nicht?«
Zek starrte mich mit offenem Mund an, das Licht der Erkenntnis dämmerte jedoch in ihren Augen und ich erinnerte mich an Sieraas Worte.
»Sie hat mir erzählt, dass sie mich ungefähr drei Jahre nach ihrer Wiedererweckung auf Fergoi aufspürte, deswegen müssen wir den Zeitpunkt ihrer Reinkarnation so einstellen. Sonst riskieren wir, in eine andere Parallelzeit zurückzukehren.«
Aristea, die inzwischen zu uns gekommen war, schluchzte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Iason hat recht, Zek« , ließ sie über ihr Stimmmodul hören.
Darius, eine blutende Wunde an der Schulter, fluchte und ein lautes Geräusch ertönte von der gesperrten Eingangstür.
»Leute, wir müssen hier wirklich weg!«, schrie er.
Ich blickte auf die Liege. »Es ist alles voll mit ihrem Blut!«
»Es gibt eine Desinfektionsfunktion«, murmelte Zek und gab der Maschine einen Befehl ein.
Ich hob Sieraa von der Liege und das Gerät leuchtete auf, bestrich die Oberfläche mit gleißenden Lichtstrahlen, die das Blut und sämtliche anderen Spuren restlos vertilgten. Ihr Blut war auch am Boden, doch das konnten wir nicht mehr ändern. Hauptsache, sie nahmen nicht an, dass wir ein Backup in die Reinkarnationsmaschine eingegeben hatten.
»Wir müssen sofort verschwinden!«, rief Paul und rannte von der Tür zu uns, zerrte uns zu dem Wartungstunnel.
Ich stolperte mit Sieraas Leichnam in meinen Armen voran, hetzte den anderen durch den Tunnel hinterher. Mein Körper funktionierte wie ein Roboter, arbeitete scheinbar ohne mein Zutun, ließ meine Beine mechanisch voraneilen.
Sieraas immer noch warmer Leib fühlte sich dabei so leicht an, als ob sie nie existiert hätte.
Die Erkenntnis, dass alles so und nicht anders geschehen musste , betäubte meine Gefühle, ließ mein ganzes Dasein irreal erscheinen. Sieraa und mir war nur die Zeit gegeben gewesen, die wir gemeinsam in den letzten Monaten verbracht hatten. Die Zeitschleife war jetzt geschlossen worden, eine Wiederholung ausgeschlossen, zumindest für mich. Für Sieraa würde sich alles erneut ereignen.
Sie war tot und würde doch wieder leben.
Die Reinkarnationsmaschine würde uns diesmal jedoch keine zweite Gelegenheit geben, denn nur für Sieraa würde nun alles von vorne beginnen, bis es wieder hier endete. Hatte ich erneut einen Fehler gemacht, indem ich sie in einen Teufelskreis aus Tod und Wiedergeburt verbannt hatte? Doch was hätte ich tun sollen?
Sieraa könnte mich nicht bei den Türmen auf Fergoi finden, ich würde nie mit ihr hierher gekommen - nichts hätte sich ereignen können.
Es war vollkommen paradox.
Sie wäre nicht gestorben, doch sie hätte auch nie in dieser Inkarnation gelebt.
Genau wie ich.
Als ob wir uns gegenseitig erschaffen hätten, aber nur meiner Existenz war es möglich, dem ewig währenden Kreislauf zu entkommen.
Meine Gedanken und Emotionen schwiegen, wobei ich den Rückweg irgendwie bewältigte, einen kälter werdenden Körper in meinen Armen haltend.
Die Erinnerung an die Ereignisse scheint mehr und mehr zu verblassen, jetzt, wo ich die Zeit finde, mich dieser Augenblicke zu besinnen.
Als ob es nie passiert wäre.
Das Leben ist wie ein Traum in einem Traum - die Realität ein diffuser Nebel von Erinnerungen, die mit jedem Lebensjahr mehr verblassen. Heute frage ich mich, was damals wirklich geschehen ist und weiß es manchmal nicht mehr.
Was ich jedoch noch ganz genau weiß, ist, was nach unserer Flucht aus der Reinkarnationskammer geschah.
Wie könnte ich es vergessen?
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6 - Flucht
Voran, immer voran.
Ich folgte den Anweisungen der anderen, duckte mich, sprang, lief und lief und lief.
Zek führte uns mittels Sieraas Armband in den Hangar. Wir rannten und rannten, denn die Kalimbari waren uns auf den Fersen. Und sie waren schnell.
Keine Zeit innezuhalten, keine Zeit zu sprechen.
Nur Atmen und Rennen.
Immer häufiger sah ich jetzt das Gesicht eines Kalimbari auftauchen und alle außer mir feuerten mit ihren Betäubungswaffen im Laufen.
»Links!«, schrie Zek.
Also links.
Ducken.
Springen.
Atmen.
Laufen.
Atmen.
»Rechts!«
Also rechts.
Laufen.
Atmen.
Niemals aufhören, niemals stolpern.
Ich hatte keine Gelegenheit, irgendeinen sinnvollen Beitrag zu unserer kopflosen Flucht zu leisten. Aristea kämpfte mit ihrem schwachen Körper und konnte uns nicht mitteilen,
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