Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz
den Bierschaum von der Lippe.
Alle packten mit an, die Fässer in den geräumigen Keller zu bringen, und Peer bat Tilo, die zweite Fuhre mit ihm vom Weintor abzuholen.
Alyss überließ es den Jungfern, Frieder über die neuesten Entwicklungen in Kenntnis zu setzen, und als Tilo vom Hafen zurückkehrte, traf auch Marian ein, um das Mittagsmahl mit ihnen einzunehmen.
»Mein Bruderlieb, du siehst erschöpft aus.«
»Eine kleine Unpässlichkeit, das geht schon vorüber.«
»Ein Kranker?«
»Mhm.«
»Was? Nun sprich, Marian.« Alyss zog ihn ins Kontor.
»Er hat ihm noch einmal den Arm brechen müssen. Ich war abgelenkt und habe nicht aufgepasst.«
Alyss zog die Luft zwischen den Zähnen ein.
»Au wei!«
»Ja. Aber es geht schon wieder. Und ich habe Neuigkeiten. Mehrere.«
»Ich auch. Dürfen die anderen sie wissen?«
»Ja, natürlich.«
»Dann wollen wir sie bei Tisch erzählen. Weißt du eigentlich, wo John sich herumtreibt?«
»Ich habe auch schon nach ihm Ausschau gehalten. Ich weiß es nicht. Aber er wollte nach der Krone suchen, erinnerst du dich?«
»Hoffentlich nicht in den Schwalbennestern.«
»Die Dirnen würden aber mächtig dafür zahlen. Dort nachzuforschen wäre nicht verkehrt.«
»Na, dann verbindet er ja das Angenehme wieder mit dem Nützlichen!«
»Schwesterlieb, bist du eifersüchtig?«
»Nein!«, zischte Alyss, und Marian lachte.
Und da dadurch seine gequälten Züge wieder fröhlich wurden, war sie zufrieden.
»Komm, erzählen wir dem Hauswesen, was es Neues gibt.«
Marian zeigte die Ursulafigur vor und berichtete von Kilians neuer Unterkunft. Alyss sprach von Heini und Ebby, und höchst unterschiedliche Maßnahmen wurden während des Essens laut und vielfach konträr diskutiert.
Man einigte sich schließlich darauf, dass Frieder nun auch seinen Anteil an der Suche haben und gemeinsam mit Marian das Bettlerquartier aufsuchen sollte.
Lauryn und Tilo sollten nochmals nach Sankt Aposteln gehen und dort versuchen, mehr über Ebby und Heini herauszufinden.
»Sie müssen zwei Dummköpfe sein, und darum werden sie Spuren hinterlassen haben«, meinte Alyss. »Malt euch aus, was zwei solche Tröpfe mit einer schweren goldenen Brautkrone anstellen würden.«
»Zu den Juden bringen«, war Hildas grimmiger Einwurf.
»Solche wie die gehen nicht zu den Juden«, entgegnete Tilo.
Leocadie schaute mit wehen Augen von ihrer Schüssel auf.
»Ich würde sie in einen Schrein stellen«, hauchte sie.
»Blödsinn. Zum Goldmacher bringen würde ich sie!«, versetzte Frieder rau.
Leocadie schluchzte auf.
Hedwigis rührte unbeteiligt in ihrer Suppe.
Alyss betrachtete sie unter halb gesenkten Lidern. Dieses
Mädchen verbarg etwas. War sie es, die den Einbrechern verraten hatte, wo sie suchen mussten? Denn je mehr sie nachdachte, desto seltsamer kam es ihr vor, dass die beiden schlichten Seelen zielstrebig in ihre Kammer gegangen waren, dort ihre Truhe, und nur die, geöffnet hatten, dann nur die Schatulle aufgemacht und ausschließlich die Krone entwendet hatten. Beutel mit Münzen hatten neben der Schatulle gelegen, auch im Kontor gab es eine Truhe, die Beute versprach. Sie hatten keine Unordnung verursacht und nicht herumgesucht.
Sie wussten, wo das kostbarste Stück im Haus zu finden war.
Von wem?
Und lautete ihr Auftrag, neben Kilian eben auch die Brautkrone mitzunehmen?
Dann war nicht nur Aldenhoven ihr Ziel gewesen.
Dieser Gedanke war beunruhigend, und sie wollte ihn zunächst noch ein wenig überdenken, bevor sie ihn äußerte. Aber später, wenn Marian zurückkam, würde sie mit ihm darüber sprechen.
»Hast du eigentlich Niclas Aldenhoven von Kilians Aufenthalt bei der Bettlergilde berichtet?«, fiel ihr ein zu fragen, als Frieder und ihr Bruder aufbrechen wollten.
»O ja, Schwester mein. Aber der Mann ist seltsam verbohrt. Er will nicht glauben, dass sein kostbarer Sohn an dem niederen Volk Gefallen findet. Er sucht zusammen mit den Wachen das Rheinufer nach seiner Leiche ab. Und bedauerlicherweise ist er noch immer in dem Wahn befangen, dass du seinen Sohn und Erben nachlässig beaufsichtigt hast und er deshalb willig mit Fremden mitgegangen ist. Er äußerte sogar den Verdacht, du könntest ihn selbst versteckt halten.«
»Oder gar im Rhein ersäuft haben?«
Marian grinste noch mal.
»Er kam von dem Gedanken ab.«
»Durch deine milde Überzeugungskraft?«
»Ich wurde recht derb, Schwesterlieb. Unser allmächtiger Vater ist ein guter Lehrmeister in solchen Dingen.
»Nun,
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