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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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das Rumpeln der Ladung erfüllten die Luft. Der Wind brachte den Geruch von Holzrauch und Teer mit sich, von fauligem Kohl und brackigen Abwässern aus den Gossen, die den Unrat der Stadt in den Rhein spülten. Zwei stämmige Frauen mühten
sich mit einem Schürreskarren mit Fässern ab, ein Träger balancierte sein Kummet auf den Schultern, und aus den Eimern schwappte eine übel riechende Brühe, mehrere Reepschläger verhandelten lautstark mit einem Schiffer, und etliche Kinder halfen dabei, von einem flachen Kahn, der vom gegenüberliegenden Ufer gekommen war, Bündel und Päckchen zu entladen. Vornehme Herren trieben sich zur Stunde nicht in dieser Gegend herum, und Alyss gab ihr eifriges Umherschauen auf. Sie hatte eigentlich auch nicht erwartet, den Mann oder gar Kilian hier anzutreffen, sondern wollte sich einfach nur ein Bild von dem Geschehen machen.
    Es war eine Kleinigkeit, die ihr im Kopf herumging und irgendwie in dieses Bild hier am quirligen Hafen nicht passen wollte.
    »Gehen wir zu den Fischmengerschen, Hilda«, sagte sie schließlich.
    Auf dem Fischmarkt fanden sie bald einen prächtigen Lachs, und während sie an Groß Sankt Martin vorbei zum Alter Markt gingen, dort an den Ständen vorbeischlenderten und noch allerlei notwendige Kleinigkeiten erstanden, fiel ihr plötzlich ein, welches Mosaiksteinchen die falsche Farbe hatte.
    »Hilda, lass uns noch einmal bei den Pelzhändlern vorbeischauen.«
    »Ihr braucht keinen neuen Pelz, Frau Alyss. Schlimm genug, dass Ihr die Jacke von Master John angenommen habt.«
    »Ich will keinen Pelz für mich kaufen, Hilda. Aber vielleicht für den nächsten Tauschhandel mit Speyer neue Ware begutachten.«
    Die Gebrüder Brouwer, von denen sie im Oktober ihre hervorragende Ware bezogen hatte, waren beide in ihrem Lager
anwesend. Sie begrüßten sie überschwänglich, zeigten sich geschmeichelt, als sie von ihren guten Geschäften berichtete, und legten ihr unaufgefordert eine Probe sehr schöner Eichhörnchenfelle vor.
    »Sowie ich meinen Wein verkauft habe, Meister Brouwer, werde ich darauf zurückkommen. Aber dieses Jahr, denke ich, ist es zu spät, um noch einmal auf Handelsfahrt zu gehen. Zur Frühjahrsmesse aber werde ich ganz gewiss eine Anzahl dieser Pelze mitnehmen.«
    »Wann immer Ihr wünscht, Frau Alyss. Sollen wir Euch etwas zurücklegen?«
    Es war verführerisch, die Pelze waren von ausgesuchter Qualität, zart und weich und die langen Schwänze flauschig.
    »Macht Euch keine Gedanken um die Bezahlung, Frau Alyss. Ihr habt einen guten Ruf. Wann immer Ihr den Betrag zusammenhabt, könnt Ihr zahlen.«
    »Danke, Meister Brouwer. Ich überleg es mir und komme die Tage noch mal vorbei.« Sie sah sich um und strich über einen gefleckten Luchspelz. Dann sah sie die beiden Männer an. Auch sie trugen weite, reich gefaltete Schauben, an Ärmeln und Hals mit Pelz besetzt.
    »Verzeiht meine neugierige Frage, aber gibt es Herren, die ihre Schauben ganz und gar mit Pelz gefüttert tragen?«
    Die Brüder Brouwer sahen sich an, und dann schnaubte der eine.
    »Ja, einige sehr alte, sehr reiche Herren, die der Wärme bedürfen. Und unser … Handelsgenosse Houwschild.«
    Das kleine Zögern bei der Nennung des Namens ließ Alyss aufhorchen.
    »Eine dunkelrote Schaube?«

    »Richtig.«
    »Ein wenig protzig, nicht wahr? Denn er scheint mir weder sehr alt noch sehr vermögend zu sein.«
    »Er bemüht sich, Frau Alyss.«
    Die beiden wirkten plötzlich sehr verschlossen. Alyss betrachtete angelegentlich noch mal die Fehpelze und verabschiedete sich dann.
    Houwschild.
    Was hatte der mit Kilian zu tun? Sie verschob die Frage auf einen späteren Zeitpunkt und widmete sich zunächst einmal dem Naheliegenden. Sie strich noch einmal verlangend über die Fehpelze, die die Brouwers ihr angeboten hatten. Und ihr erbsenzählendes Gemüt begann schon wieder zu kalkulieren.
    »Sie sind erlesen schön, Meister Brouwer. Doch, legt mir fünf Decher 4 zurück.«
    »Nur fünf?«
    »Nun, es kommt auf den Preis an.«
    »Nehmt zehn, ich gebe sie Euch für neun.«
    »Zwanzig, für fünfzehn.«
    Es endete bei dreißig für zwanzig, und alle waren zufrieden, denn Alyss hatte den Pelzhändlern ein kleines Fass Pfälzer Wein versprochen.
     
    Auf dem Heimweg aber schon wanderten ihre Gedanken wieder zu dem anderen Pelzhändler, jenen zögerlichen Houwschild, der eine so protzige Schaube zur Schau stellte. Was mochte der mit Kilian zu tun haben?
    Houwschild war der zweite Riga-Händler, den sie im

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