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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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einer Predigt über den Sinn des Fastens an, wurde jedoch von Hilda unterbrochen, die ihm vorschlug, seine Fastenexerzitien alleine und in seiner Dachkammer im Pfarrhaus durchzuführen oder seinen Mund zum Essen zu benutzen.
    »Wo ist Jung Frieder?«, fragte John in die Runde.
    »Er wollte in der Taverne noch nach Heini und Ebby fragen. Wahrscheinlich hat er die Zeit darüber vergessen.«

    John nickte verständnisvoll.
    »Ja, das kann man gelegentlich in den Tavernen. Was habt ihr herausgefunden?«
    »Man konnte sich an Heini gut erinnern. Ein schmächtiger Kerl, trotzdem zäh. Hat sich aber gerne vor der Arbeit gedrückt. Einige bezeichneten ihn als faulen Lump, aber nicht alle. Er war wohl recht freundlich und auch hilfsbereit. Im September hat er sich den Pips geholt, weil er beim Abladen einer ungesicherten Fracht aus dem Tretrad geflogen und ins Wasser gefallen ist. Die Kranenknechte haben ihm aber, nass wie er war, befohlen, weiter in der Tretmühle zu arbeiten. Und dann hat der Husten nicht mehr aufgehört, und der Kranmeister hat ihn fortgeschickt.«
    »Armer Kerl.«
    »Na ja, er hätte ja auch eine andere Arbeit annehmen können. Aber dafür war er wohl nicht helle genug. Oder doch zu faul. Jedenfalls konnten er und Ebby die Miete für das Zimmer am Fischmarkt nicht mehr aufbringen, in dem sie gehaust hatten, und seitdem hat man sie am Hafen nicht mehr gesehen.«
    »Schon wieder eine Fährte verloren«, meinte Alyss resigniert.
    »Aber nein, Frau Alyss. Danach haben Frieder und ich uns die Arbeit geteilt. Er blieb am Hafen, ich bin noch mal zu Aposteln, denn eine der Lastträgerinnen wusste, dass Ebby dort in der Nähe eine Bekannte hat.«
    »Die du ausfindig gemacht hast?«
    Tilo nickte stolz.
    »Jau, und die hat mir eine tolle Sache erzählt. Die Ebby nämlich, die hat sich geärgert, dass der Heini keine Arbeit mehr machen wollte, und hat ihm gesagt, er soll sich eine Bettelmarke
beim Henker besorgen, wenn er zu faul ist, mit ihr Holz auszutragen. Dafür aber war sich der Heini zu fein. Aber er hat eine billige Unterkunft gesucht. In der Hahnenstraße wohnt ein wohltätiger Mann, der Hausarme aufnimmt, und dort hat er dann für sie beide eine Schlafstelle gefunden.«
    »Hausarme?« John sah ihn fragend an. »Manchmal verstehe ich Eure Wörter noch nicht richtig.«
    »Hausarme sind Leute, die zu wenig verdienen, um sich selbst erhalten zu können, aber zu verschämt sind, betteln zu gehen. Es gibt viele wohlhabende Leute, die ihnen im Keller, auf dem Speicher, in Nebengebäuden eine Schlafstelle richten und ihnen eine tägliche Mahlzeit stellen. Dafür übernehmen sie oft kleine Dienste.«
    »Ah ja, wie bei Euch, Mistress Alyss, die Maiden und die younglings.« John grinste in die Runde.
    »Wir haben es nicht nötig, Frau Alyss’ Almosen anzunehmen, Master John«, belehrte Hedwigis ihn hochnäsig.
    »Er hat einen Scherz gemacht, Hedwigis. Jeder weiß, aus welch begüterter Familie du stammst. Und ich glaube nicht, dass man eure Schlafkammer und die drei Mahlzeiten, die ihr bei mir erhaltet, als Almosen bezeichnen sollte. Auch wenn es heute Arme-Leute-Fisch gab«, sagte Alyss.
    »Gibt ja noch Mandelkuchen mit Eiersoße hinterher«, betonte Hilda und stellte den süß duftenden Kuchen auf den Tisch.
    »Bevor ihr darüber herfallt, wird uns aber Tilo noch berichten, bei wem Ebby und Heini als Hausarme untergekommen sind und ob er sie dort angetroffen hat.«
    »Habe ich nicht, Frau Alyss. Bei Houwschild hat man sie seit zehn Tagen nicht mehr gesehen.«

    »Bei Houwschild?«
    »Ja, er ist ein Pelzhändler.«
    »Ich weiß. Houwschild hat vorgestern versucht, unten am Hafen den Jungen zu fassen.«
    »Oh!«, sagte das Hauswesen einstimmig.
    Und dann brach das Geplapper los.

24. Kapitel
    G e-i-es …«, buchstabierte Gislindis mit dem Finger auf dem Wachstäfelchen, das Marian für sie beschriftet hatte. »Geieseli …? Was soll das heißen? Das Wort kenne ich nicht, Herr Marian.«
    »Versucht es noch einmal, kommt!«
    »Geieseliendeies. Nein, das ist gemein von Euch, mir ein unbekanntes Wort zu lesen zu geben.«
    »Nein, liebliche Gislindis, das dient der Erkenntnis. Ich habt das Abece ganz hübsch auswendig gelernt, aber lesen könnt Ihr damit immer noch nicht.«
    Gislindis schob die Unterlippe vor.
    Marian lachte.
    »Ich sitze derzeit genauso unglücklich vor den Buchstaben und versuche, die Wörter zu entziffern, die mein Lehrer mir vorgibt. Also tröstet Euch, das geht einem anfangs immer so.«
    »Ihr lernt

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