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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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werden. Die Gefahr, dass Rossi jeden Augenblick verschwinden konnte, war groß. Damit nahm plötzlich die Wahrscheinlichkeit dramatisch zu, dass Wang Yunli tatsächlich etwas bewegen könnte. Vielleicht gelang es ja doch, das Zusammentreffen einigermaßen zufällig wirken lassen.
    Paul Hjelm rief Angelos Sifakis zu sich, der nach den ersten Sätzen ausrief: »Chinesische Touristenbusse?«
    »Gibt es ein zentrales System? Können wir herausfinden, wo sie in Amsterdam parken? Und zwar ganz schnell?«
    »Klärst du mich auf, oder soll ich wieder im Dunkeln tappen?«
    »Hör auf, mich dafür zu bestrafen. Die Zwillinge Wang werden eventuell bald in die Stadt fahren. Ich möchte ihre Mutter in einen chinesischen Touristenbus setzen oder sie zumindest in die unmittelbare Nähe einer chinesischen Reisegruppe bei einer Stadtführung bringen. Die Umstände müssen glaubhaft sein. Das Beste wäre, wenn wir die Zwillinge dazu bringen könnten, die Mutter zu entdecken, nicht umgekehrt. Halt mich auf dem Laufenden.«
    Sifakis ging. Hjelm rief Holm an.
    Nach ein paar Minuten kam sie herein. Sie war nicht allein. In ihrer Gesellschaft befand sich eine kleine chinesische Frau um die fünfundvierzig. Es war das erste Mal, dass Paul Hjelm Wang Yunli leibhaftig gegenüberstand. Er sagte: »Es ist höchste Zeit, dass Sie endlich Ihre Söhne wiedersehen.«

Rembrandtplein
Amsterdam, 9. Juli
    Corine Bouhaddi saß in einem Straßencafé und betrachtete Rembrandt. Rembrandt war aus Bronze und befand sich auf dem Rembrandtplein in Amsterdam. Dort stand er schon sehr lange.
    Trotzdem wirkte er bedeutend lebendiger als die Herren im Café gegenüber. Sie tranken Tee und taten das schon so lange, dass Bouhaddi allmählich fürchtete, dass sie das Café verlassen würden, bevor es so weit war. Zuerst hatten sie in einem Großmarkt eingekauft und hatten unglaublich lange dafür gebraucht, als ob sie es nicht gewöhnt wären, sich in der Alltagswelt zu bewegen. Dann waren sie gemächlich durch ein beinahe unanständig schönes hochsommerliches Amsterdam gebummelt. Nichts an ihrem Verhalten ließ erkennen, dass es für sie mehr sein könnte als ein normaler fauler Tag in der Stadt.
    Die Herren hießen Cheng und Shuang Ricci und waren eher Jünglinge, die allerdings durchaus angsteinflößend wirkten. Zwei Neunzehnjährige, die geradewegs einem asiatischen Actionfilm entstiegen schienen und mit denen das Leben nicht zimperlich umgegangen war. Sie waren in ihren gefühllosen Konturen erstarrt.
    Nur eine Mutter konnte sie noch lieben.
    Bouhaddi stand dem ganzen Unternehmen skeptisch gegenüber, es konnte wer weiß wie enden. Sie hatten nicht einmal Gewissheit, dass die Brüder nicht ausrasten und ihre Mutter auf offener Straße ermorden würden. Sie kannten starke Gefühle vermutlich nicht, sodass niemand vorhersehen konnte, wie sie auf einen derartigen Gefühlsschock reagieren würden.
    Und die Zeit verging viel zu langsam.
    Gerade verließ der dritte Touristenbus den Platz, und Rembrandt hatte wieder Luft zum Atmen. Bouhaddi warf einen Blick an den Brüdern Ricci vorbei zum nächsten Straßencafé in der langen Reihe am Rembrandtplein. Donatella Bruno saß auf der anderen Seite. Sie passte hervorragend in ein Straßencafé in einer europäischen Großstadt. Diese italienische Weltgewandtheit. Bouhaddi hatte die Anmachversuche während der vergangenen halben Stunde gezählt, die sie hier an ihrem jeweiligen Cafétisch unter Amsterdams Sonne verbracht hatten. Vier hatten es bei Bruno versucht – darunter eine Hardcorelesbe mit trainierten Oberarmen und Nasenring –, niemand bei Bouhaddi. Wenn sie die beiden Blumenverkäufer nicht mitrechnete, die etwas lustlos versucht hatten, ihre traurigen Rosen an einen so offensichtlich hoffnungslosen Fall wie sie zu verscherbeln.
    Das Handy vibrierte. Bouhaddi sah, dass Donatella Bruno gleichzeitig nach ihrem griff.
    »Lage unverändert?«, fragte Paul.
    Bruno konnte sich zuerst außer Hörweite bringen. Sie sagte: »Aber nicht mehr lange. Was macht ihr?«
    »Der letzte Touristenbus war russisch, das hätte nicht funktioniert«, sagte Hjelm. »Der nächste ist chinesisch. Haltet euch bereit. Wang Yunli wird irgendwo inmitten der chinesischen Horde mit der Kamera um den Hals und einem abgegriffenen Reiseführer in der Hand auftauchen.«
    Wang Yunli mit einer Mission, dachte Corine Bouhaddi skeptisch. Im Sturm der Gefühle die eigenen Söhne über Pläne und Aufträge auszuhorchen war wohl eher ein

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