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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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ist ein grausiges Wort«, entgegnete er und feuerte erneut sein wölfisches Lächeln ab.
    Bruno ließ beiläufig den Blick durch den Raum schweifen. Hershey saß allein am Tisch. Der Zeitpunkt war gekommen. Und ihr Puls übertraf sein eigenes Maximum.
    In dem Moment ertönte ein lauter Knall, weiter hinten im Lokal. Die Zwillinge Wang hatten ihre Hände schon unter den Jeansjacken, Rossi und seine Marionetten fuhren herum, und als die Luftschlangen im Konfettiregen langsam auf einen Tisch im hinteren Teil des Klubs herabsegelten, hatte Donatella Bruno schon das Reagenzglas aus der Tasche gezogen und die Flüssigkeit in Rossis Bierglas gegossen.
    Die Leute an dem betreffenden Tisch waren betrunken – Kowalewski hatte sich aus diesem Grund für ihn entschieden – und begannen nun kichernd, mit den Luftschlangen um sich zu werfen. Schnell waren sie im ganzen Raum verteilt. Die Zwillinge setzten sich wieder, Rossi wandte sich wieder Bruno zu.
    »Ganz schön was los hier heute Abend. Sind Sie öfter hier?«
    »Manchmal«, erwiderte Donatella Bruno.
    »Läuft’s gut?«, fragte er.
    Trink dein Bier, dachte Bruno und lächelte süßlich. Trink endlich das Bier aus.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte sie. »Wie heißen Sie eigentlich?«
    »Luigi«, antwortete Antonio Rossi. »Und Sie?«
    »Maria«, sagte Donatella Bruno. »Prost, Luigi.«
    Sie stießen miteinander an, Bruno leerte ihren Campari, Rossi trank die Hälfte seines Bieres. Ob er den Mikrochip damit schon in seinem Körper hatte, war ungewiss.
    »Also?«, sagte er auffordernd und ließ sie mit seinem scharfen Blick nicht aus den Augen.
    »Also was?«, fragte sie.
    »Läuft’s gut?«
    »Manchmal«, sagte sie zurückhaltend, aber lächelnd.
    »Beschreiben Sie mir das etwas genauer«, forderte er und zeigte wieder sein wölfisches Lächeln.
    »Mein Campari ist leer«, sagte sie. »Darf ich vorschlagen, dass Sie eine neue Runde bestellen, während ich mir die Nase pudere?«
    »Aber gern«, entgegnete Antonio Rossi zuvorkommend.
    Bruno stand auf und ging langsam in Richtung Damentoilette. Sie sperrte sich in einer Kabine ein, nahm das Handy heraus, das keines war, und sagte: »Und?«
    »Warte«, flüsterte Hershey. »Er bestellt gerade.«
    »Hat er es ausgetrunken?«
    »Noch nicht. Jetzt kommt eine Frau auf ihn zu. Ja, er scheint sehr an ihr interessiert zu sein.«
    »Niemand auf dem Weg hierher? Die Brüder Wang?«
    »Nein. Jetzt.«
    »Jetzt?«
    »Ja, jetzt hat er das Bier runtergekippt, alles. Er nimmt sein neues Bier, gibt deinen Campari seiner neuen Bekanntschaft und flüstert ihr etwas zu.«
    »Vermutlich ›Läuft’s gut?‹«, sagte Donatella Bruno, verließ die Kabine und trat durch die Hintertür der Toilette hinaus in die Amsterdamer Nacht.
    Im Laufschritt eilte sie davon.

Das Schloss, revisited
Den Haag, 12. Juli
    Proportionen, dachte Angelos Sifakis und sah sich in der Neuen Kathedrale um. Auf dem Podium wurde nach einem technischen Fehler gesucht. In seiner Eigenschaft als technikaffinstes Mitglied der Opcop-Gruppe wäre er normalerweise hingestürmt und hätte sich der Sache angenommen. Doch es war erst das zweite Mal, dass er sich in dem neuen, imposanten Konferenzraum befand, und das Gefühl des Besonderen brauchte noch Zeit, um sich zu legen.
    Es war, als ob eine Binde von seinen Augen genommen worden wäre.
    Alles drehte sich um Proportionen. Zwei augenscheinlich identische Räume, die eine so unterschiedliche Wirkung auf ihn hatten, und alles drehte sich um winzige Nuancen, die mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen waren.
    Als gäbe es zwei Versionen von Europa. In der einen herrschten Frieden und bestimmte übereinstimmende Ansichten, es gab eine freie und klug geführte Debatte, menschenwürdige Flüchtlingspolitik, einen gewissen Zukunftsglauben, eine vernünftige Umweltpolitik, Solidarität mit den Schwächeren und ein gesellschaftliches Klima, in dem neue Ideen auf fruchtbaren Boden fielen.
    Die andere Version sah exakt genauso aus, auch wenn die Proportionen etwas schief waren. Hier herrschten ein aggressives Diskussionsklima, ständiger Hass und ständige Frustrationen über eingebüßte Privilegien, Fremde wurden zu Sündenböcken gemacht, die Umweltbedrohung wurde als Verschwörungstheorie abgetan, die Schwachen waren selbst schuld, und neue Ideen wurden nicht mehr geboren.
    Eine Frage der Proportionen, sonst nichts.
    Jetzt hatte man am Podium endlich die Technik in den Griff bekommen, und Paul Hjelm sagte: »Der Peilsender bewegt

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