Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues
benutzt. Und da ich mich als Kind selbst das ein oder andere verzweifelte Mal, wenn es nicht anders ging, ein wenig im W asser erleichtert habe, kann ich mir schlecht vorstellen, dass es andere nicht ebenso machen.
Außerdem ist Sport so langweilig. Ich als Frau erledige gerne zwei– oder sogar drei– Sachen auf einmal. Ich könnte nie und nimmer einfach nur dasitzen und mir eine Radiosendung anhören, ich muss dabei bügeln oder stricken (siehe oben), oder irgendwas reparieren.
Das Gärtnern ist ein viel produktiverer Sport– wenn man das Glück hat, über die eigene kleine Scholle hinter dem Haus zu verfügen. Oder einkaufen gehen– da hat man zumindest ein Ziel. Und ist es nicht erstaunlich, dass man durchaus in der Lage ist, vier Ein-Liter-Kartons Milch, zwei Tetrapacks Saft, zwei Tüten Kartoffeln und zwei riesige Melonen nach Hause zu schleppen, aber im Fitnessstudio nicht mal die kleine Hantel hochkriegt?
Stichwort: A qua-Gymnastik. Schon mal gehört? A uch W assergymnastik genannt. W ieder so ein neuer Trend für Senioren. Dahinter steckt, glaube ich, der Gedanke, dass aufgrund des W asserdrucks die Muskeln besonders gut trainiert, dabei aber nicht so stark belastet werden wie außerhalb des W assers– damit die verkalkten alten Knochen nicht brechen. A ber der A nblick einer Rentnerpolonaise von alten Ladys, die durchs W asser waten wie Raumfahrer, ist so erschreckend, dass ich es nur einmal ausprobiert habe. Es gibt eine Schmerzgrenze. A uch ein alter Mensch kann nur so und so viele Demütigungen ertragen. Und für mich ist bei A qua-Gymnastik diese Schmerzgrenze erreicht. Glücklicherweise bin ich jetzt selbstbewusst genug (siehe Kapitel 3), um zu W assertreten entschieden » Nein!« zu sagen.
Nachdem ich jetzt mit allen Mitteln versucht habe, Ihnen den Sport madig zu machen, möchte ich hiermit ausdrücklich feststellen, dass ich einige Leute kenne, die durch regelmäßiges Sporttreiben regelrecht neue Menschen geworden sind. Sport vermindert Depressionen, heißt es.
Aber ich für meinen Teil habe eben einfach keine Zeit dafür. Und keine Lust.
Geräteschnickschnack
Wenn Sie, wie ich, eine regelrechte Phobie vor neuen technischen Geräten aller A rt haben, sich jedoch entschließen– weil Sie ohnehin nichts Besseres zu tun haben–, diese zu überwinden, dann kann das nur gewinnbringend sein. Sollten Sie Zweifel hegen, lassen Sie sich gesagt sein, dass Sie es hier mit einer Person zu tun haben, die beim A nblick ihres ersten A mstrads einen Nervenzusammenbruch erlitt, die von ihrem jungen Sohn mit Gewalt davon abgehalten werden musste, das furchteinflößende Gerät sofort aus dem Fenster zu werfen, und die aus lauter Furcht davor ihr A rbeitszimmer tagelang nicht mehr betrat.
Wenn ich es also geschafft habe, mir LOGO, Pascal & Co. zum Freund zu machen (und später sogar den Sprung zum großen Bruder W indows zu schaffen), dann ist es auch Ihnen möglich, im reiferen A lter zum wissenden Senioren zu werden. Schaffen Sie sich ein Handy mit integriertem Fotoapparat an! Lernen Sie, Ihre Schnappschüsse mit Photoshop zu bearbeiten, stürzen Sie sich in die Geheimnisse eines Blackberrys! Lernen Sie, den neuen Flachbildschirmfernseher selbst zu programmieren, nehmen Sie Fernsehsendungen auf Festplattenrecorder auf, überspielen Sie Ihre alten V ideokassetten auf DVDs! Ich will nicht behaupten, dass ich das alles kann, aber wenn ich Zeit hätte, würde ich mir einen netten jungen Mann kaufen und ihn zwingen, mir das alles ganz langsam und Schritt für Schritt zu erklären.
Kreuzworträtsel
Also, auf Kreuzworträtsel lasse ich nichts kommen, das sage ich gleich. Ich liebe sie, seit ich als Kind abends mit meiner Großmutter zusammensaß und ihr beim Kreuzworträtsellösen half. A ch, das waren noch Zeiten! Da wurde noch nach Gedichten gefragt, zum Beispiel » Gezeit der…, reicher Ernte Zeit« (John Keats) 5 – und ich schlug dann immer im Oxford Book of Quotations nach. » Nebel! Ja natürlich!«, rief meine Großmutter dann aus, wenn ich ihr die A ntwort gesagt hatte. » Das trifft sich gut! Da bekommen wir ein » N« bei 7 senkrecht und ein ziemlich interessantes » l« in 10 waagerecht. W ie klug du bist, mein Schätzchen. W as würde ich bloß ohne dich anfangen?«
Ich erinnere mich noch gut an die Lieblingsrätselfrage meines V aters: » Napiers Schuldeingeständnis in Indien«. Die A ntwort lautet (wie jeder weiß, der im Geschichtsunterricht aufgepasst hat): » Peccavi« (Latein für:
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