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Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues

Titel: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Ironside
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kleines V ogelhäuschen in meinem Garten aufgestellt und einen Katzenschreck aufgehängt. A ußerdem informiere ich mich regelmäßig im Internet, welche Nüsse welche V ögel anlocken.
    Leider ist es mir aufgrund meines Grauen Stars nicht mehr möglich, immer ganz genau bestimmen zu können, welche V ogelart das kleine braune Ding ist, das da in meinem Garten herumhüpft, aber ich erfreue mich dann einfach an dem Gedanken, dass es entweder ein Goldfink, eine Meise oder ein Buchfink ist.
    Und dann ist da natürlich noch die Gartenarbeit, zu der ich mittlerweile ein ganz anderes V erhältnis habe. Früher habe ich sie immer für so etwas wie Hausarbeit im Freien gehalten. Man sagt uns Oldies ja nach, dass wir Gartenarbeit deshalb so sehr schätzen, weil wir dann endlich wieder etwas hegen, pflegen und aufziehen können, nachdem die Kinder das Nest verlassen haben und uns nur noch die Kapuzinerkresse zum Betütteln bleibt. (Das Tolle an der Kapuzinerkresse ist, dass sie nicht aus zieht, sondern aus samt : W ill heißen, wenn ein paar Pflänzchen verwelken, braucht man sich nicht schluchzend ins Schlafzimmer zurückzuziehen und am nächsten Morgen mit verquollenen A ugen zu kämpfen. V or allem braucht man aber nicht so zu tun, als ob es einem überhaupt nichts ausmacht, dass die Kinder weg sind.)
    Ich versuche immer, meine Pflanzen aus Samen zu ziehen, und freue mich dann riesig, wenn eine von hundert es bis zur Blüte schafft.
    Aber V orsicht! Ich habe neulich gelesen, dass eine halbe Stunde Gartenarbeit, fünf Tage die W oche, die sexuelle Leistungsfähigkeit erhöht. Schon ein bisschen Unkrautjäten, Gießen und Schnippeln genügt, um das Risiko der Impotenz um 38 Prozent zu verringern. A lso immer mit der Ruhe– außer natürlich, Sie wollen mehr Sex. Nun, keine Sorge, auch darüber gibt es ein Kapitel.

5. Tod
    Ein Gutes hat das Sterben: Man muss dafür nicht extra aus dem Bett aufstehen.
    Kingsley Amis
    Als Kummerkastentante bemühe ich mich, V erständnis für fast alles zu haben. Ich kann Menschen verstehen, die Selbstmord begehen wollen. Ich verstehe die Phobie mancher Menschen, in der Öffentlichkeit mit ihrem Namen zu unterschreiben. Und ich kann mir vorstellen, dass es Menschen gibt, die an einer Reihe seltsamer Sexualpraktiken Befriedigung finden. Nur für eines habe ich wenig V erständnis: die A ngst vor dem Sterben. V ielleicht ja deshalb, weil ich selbst so viel über den Tod nachdenke. Das mache ich schon immer. A ls ich zwanzig wurde, schloss ich einen Pakt mit mir selbst: Wenn das Leben bis zu meinem dreißigsten Geburtstag nicht besser geworden wäre, würde ich mich von einer Klippe stürzen.
    Es wurde nicht besser. A ber weil ich mittlerweile einen kleinen Sohn hatte, kam das Herunterstürzen von Klippen erst einmal nicht mehr infrage. Und so ging es mit den Begründungen immer weiter, bis jetzt, wo ich endlich weniger Jahre vor mir habe als hinter mir (hoffe ich jedenfalls). Und wo ich so lange gewartet habe, wäre es jetzt fast schade, so kurz vor dem Ende noch von einer Klippe zu springen. Irgendwie ist es wie mit dem Lesen im Bett: Es ist zwei Uhr morgens, man ist hundemüde und würde schrecklich gerne schlafen, hat aber nur noch zwanzig Seiten, und die will man unbedingt noch zu Ende bringen.
    Für mich ist der Tod etwas, worauf ich mich freue. Ich stelle mir das Sterben wie eine Heimkehr vor. A ls Erlösung von allen Ängsten und Sorgen. Und das Totsein als die langersehnte, wohlverdiente Ruhe. A ber der Gedanke, irgendwann wieder herkommen zu müssen, wenn auch vielleicht nur als Rotkehlchen, geschweige denn als Mensch– nein, danke, davor graut mir.
    Außerdem müssen wir ohnehin alle irgendwann sterben. Da ist es doch viel besser, sich darauf zu freuen, statt sich davor zu fürchten. Die Leute sagen immer, wie dumm es doch sei, das Leben als halb leeres Glas zu betrachten, anstatt als halb volles. W arum soll man das nicht auch mit dem Tod so halten? Mir erscheint das nur vernünftig. W enn mich eine alte Frau anruft und ins Telefon schluchzt: » Ich habe gerade erfahren, dass ich nur noch einen Monat zu leben habe!«, dann hätte ich gute Lust zu sagen: » Was hast du denn erwartet, meine Liebe? Dass du ewig lebst?«
    Ein 75 -jähriger Freund, der gerade eine öde Totenwache für einen 85 -jährigen, parkinsonkranken Freund hinter sich gebracht hatte, der zehn Tage lang mit dem Tod gerungen hatte, sagte zu mir: » Ich begreife nicht, warum immer alle so überrascht sind, wenn jemand

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