Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
Vom Netzwerk:
«
    » Ich wa… bin Lehrerin. «
    Komisch.Als ich jünger war, wusste ich auf die Frage nach meinem Beruf nie, was ich antworten sollte. Manchmal sagte ich dann: » Ich unterrichte. « Weil es sich immer falsch anfühlte zu sagen: » Ich bin Lehrerin. « Vermutlich weil ich so mittendrin steckte in meinem Leben, dass ich gar nicht genau wusste, was ich eigentlich war. Erst seit ich pensioniert bin, kann ich das gesamte Bild erkennen. Und wenn ich jetzt zurückschaue, stimmt dasWort plötzlich. Ich war tatsächlich Lehrerin.
    » Und Sie? « , fragte ich.
    » Raten Sie « , antwortete er.
    » Arzt? « , fragte ich versuchsweise.
    » Arzt! « , sagte Louis entsetzt. » Großer Gott, nein! Das mag ja bei Ihnen in England anders sein, aber in den Staaten sind ÄrzteVerbrecher, die nur darauf aus sind, einen aufzuschneiden, einem das gesamte Geld abzuknöpfen und einen dann wieder zusammenzuflicken. Nein, ich bin freier Journalist. Ein sogenannter Schreiberling. «
    » Augenblick mal, ich dachte, Journalisten wären immer die Bösewichte, dieTelefone anzapfen und trauernden Eltern Fotos von ihren Kindern stehlen. «
    » Nein, ich bin ein guter Journalist. « SeineAugen funkelten schelmisch. » Ich sorge für Gerechtigkeit, decke üble Machenschaften auf und bin der Schrecken von Schurken und Gaunern. «
    » Ein bisschen wie Batman. «
    » Genau wie Batman « , erwiderte er. » Und noch mit einemAnteil Superman dabei. Sie sitzen in diesem Moment neben einer Kombi aus den beiden mächtigsten Superhelden derWelt. «
    Der Mann war witzig, und er gefiel mir.
    » Und welche Zeitungen lesen Sie so? « , fragte er mit einem Blick auf den » Hetzkurier « , den ich vor mir verstaut hatte.
    » Ist mir echt peinlich « , sagte ich und deutete auf das Blatt, das aus der Sitztasche ragte.
    » Die Zeitung, die einen zugleich aufweckt und runterzieht « , kommentierte er. » Dafür müssen Sie sich nicht entschuldigen. Das ist ein gut gemachtes Blatt mit einer fantastischenAuflage. Nicht mein Stil, aber man muss es dennoch bewundern. «
    Er ging auf dem Laptop das Filmangebot im Flugzeug durch, und wir redeten nebenbei über Filme, die wir mochten– Das Schicksal in meiner Hand, Alles über Eva – und nicht mochten– The King’s Speech, alles vonAlmodovar und Mike Leigh– und waren uns in allem so einig, wie es geschieht, wenn verwandte Seelen aufeinandertreffen. Dann klickte er etwas an und sagte: » Hier– was ist damit– was halten Sie von dem? Bittere Quitten, vergiftete Seelen. « Bevor ich antworten konnte, hob er den Zeigefinger. » Das ist der großeTest, Marie. Seien Sie vollkommen ehrlich. Oder kennen Sie den Film noch nicht? «
    Obwohl bislang nur Penny mir beipflichtete, dass der Film völliger Mist sei, schien mir Ehrlichkeit angeraten. » Na ja, das wird Sie vermutlich erschüttern « , antwortete ich nervös, » aber ich bin nach der ersten halben Stunde rausgegangen. Ich weiß, dass alle den Film für ein Meisterwerk halten, aber ich habe ihn einfach nicht verstanden. «
    » Darf ich Ihnen ein Glas Sekt ausgeben? « , rief Louis breit grinsend aus und klatschte in die Hände. » Ich habe den ganzen Erdball abgesucht nach jemandem, der diesen Film auch für Humbug hält, und Sie sind der einzige Mensch, der des Kaisers neue Kleider durchschaut hat! Das müssen wir feiern! « Er winkte einer Stewardess, und kurz darauf führten wir uns das Prickelwasser zu Gemüte.
    » Ich kriege diese grauenvolle Eröffnungssequenz immer noch nicht aus dem Kopf « , sagte ich. » Diese arme Frau in dieserTiefgarage. Und die Finger… «
    » Die Szene mit dem Klavier haben Sie dann gar nicht mehr gesehen? O Gott, unerträglich! Ich habe den Streifen rezensiert. Das war der ersteText von mir, der nicht abgedruckt wurde. Die Redaktion sagte: ›So etwas können Sie nicht schreiben über einen ausländischen Film. Da stehen wir da wie die Idioten!‹Also hat ein anderer ihn besprochen und in den Himmel gelobt. Nicht zu fassen. « Er hielt inne. » Und den kleinen Jungen haben Sie dann auch nicht mitgekriegt, oder? « , fügte er dann hinzu. » O mein Gott, dieser kleine Junge. Der war echt der Gipfel! «
    Bevor er sein Gepäck aus dem Fach holte, um sich nach vorne zu setzen, fischte er eineVisitenkarte aus seiner Jackentasche.
    » Rufen Sie mich doch an, wenn Ihnen in New York mal langweilig ist « , sagte er. » Hat großen Spaß gemacht, sich mit Ihnen zu unterhalten. Ich hoffe sehr, dass wir uns wiedersehen. «
    » Eher

Weitere Kostenlose Bücher