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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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unwahrscheinlich, ich bleibe nur dreiWochen « , gab ich bedauernd zurück.
    » Ach, man weiß nie « , erwiderte er munter. » Vergessen Sie nicht, dass ich Journalist bin. Einem guten Journalisten bleibt keineTür verschlossen… «
    Und damit schlenderte er nach vorne und ließ sein Sakko lässig an einem Finger über den Rücken hängen, was ich bislang nur im Film gesehen hatte.Als ich ihm nachschaute, hatte ich dieses mulmige Gefühl, das ich zuletzt gespürt hatte, alsArchie mir vor Jahren sein Interesse an mir offenbarte. So etwas wie aufregende und zugleich verhängnisvolle Unvermeidlichkeit. Im Grunde hoffte ich, dass sich nichts daraus ergeben würde, denn ich bin gefühlte einhundert Jahre älter als er– oder knapp zwanzig, wie ich mir schnell anhand ein paar ins Gespräch eingestreuter Daten errechnet hatte.
    Doch dann musste ich plötzlich anArchie denken, und ich fragte mich, wie es ihm wohl ging, und hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich mich mit Louis so wohlgefühlt hatte.
    Aber ganz ehrlich, dieses Lifting! Ich hatte es ja nicht machen lassen, weil ich Männer aufreißen wollte, doch das ist schon ein netter Nebeneffekt!
    27. September
    Endlich angekommen! Schreibe in meinem hübschen Zimmer bei Jack und Chrissie und bin ganz glücklich und aufgeregt.
    Nachdem ich durch den Zoll war, schob ich meinen Gepäckwagen zumAusgang und hielt nach Jack und GeneAusschau, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Ich sah nur Menschenmassen– Inder, Russen, Chinesen– und weinende Kinder auf Kofferbergen und Scharen vonTaxifahrern mit handgeschriebenenAbholschildern in der Hand– keines für mich. Einen furchtbaren Moment lang dachte ich, sie hätten vergessen, mich abzuholen. In meinen Ohren dröhntenAnsagen, Hupen, Geschrei und Gerede, und dann entdeckte ich plötzlich Gene hinter der Sperre. Er wurde von Jack hochgehalten und schwenkte ein großes, mit Sternchen beklebtes Schild, auf dem » Wil KO m EN IN n EW YoRk omA! « stand. Er strampelte sich frei, duckte sich unter der Sperre durch, rannte auf mich zu, warf sich in meineArme und hielt mich ganz fest. Dann erstarrte er kurz, weil er offenbar wegen seines Gefühlsausbruchs verlegen war.Aber als wir zumAusgang gingen, ergriff er meine Hand und drückte sie kurz an seineWange.
    Dort nahm Jack mich in Empfang, umarmte und küsste mich liebevoll und sagte: » Komm, wir nehmen uns einTaxi, Mom. « Draußen schlug uns eineWelle warmer Luft entgegen– es hatte offenbar sechsundzwanzig Grad–, und wir stiegen insTaxi und hielten schließlich vor einem altenWohnblock in der UpperWest Side– wie Jack stolz verkündete.Wir fuhren mit demAufzug nach oben– » Fahrstuhl « , sagte Gene entschieden, » wir nennen das Fahrstuhl, Oma « – in ihre fantastischeWohnung.
    Muss sagen: Sie ist viel schöner, als ich gedacht hatte. Skype präsentiert einem offenbar nicht nur von Menschen ein unvorteilhaftes Bild, sondern auch von Dingen undWohnungen. DasApartment erinnerte mich an die prachtvollen LondonerAltbauwohnungen– Flure, von denen geräumige Zimmer abgingen, und vomWohnzimmer aus eine umwerfendeAussicht auf den Hudson.
    » Grandios! Die müssen ja einiges von Chrissie halten! « , sagte ich.
    Jack verzog das Gesicht und nickte. » Ja, das tun sie. Legen sich mächtig ins Zeug, um sie zu behalten.Wir müssen nur andeuten, dass wir wieder nach Hause wollen, dann erhöhen die ihr Gehalt oder bieten ihr einen neuen Firmenwagen an oder mehr Urlaub. Es ist geradezu lächerlich. «
    Er zeigte mir mein Zimmer, das sehr behaglich war, und ich stellte gerührt fest, dass sie ein paar Sachen aus Brixton mitgenommen hatten. Die rot-grüneTagesdecke von ihrem Bett zuhause. Die Nachttischlampe von meiner Mutter.
    » Chrissie kommt dann am frühenAbend « , erklärte Jack, nachdem ich ausgepackt hatte. Ich ließ mich imWohnzimmer in einen Sessel sinken, der sagenhaft bequem war. » Wir haben gedacht, wir könnten doch heuteAbend ausgehen. Hättest du Lust?Wir könnten echt amerikanische Hamburger essen. «
    » Und Fritten « , sagte Gene, als Jack in die Küche ging.
    » Sagst du jetzt nicht mehr ›Pommes‹? « , fragte ich.
    » Nur manchmal « , antwortete Gene. » Wo ist mein Pulli? «
    » In meinem Zimmer auf dem Stuhl « , sagte ich.
    Jack reichte mir ein großes GlasWein. Ich meinte zwar, immer noch etwas beschwipst von dem Sekt mit Louis zu sein, aberAlkohol soll man nie ablehnen, finde ich. » Und du kannst auch deine Mitbringsel holen. Sie sind verpackt und

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