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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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stampfte mit ihrem Fuß auf meinen. November kam in den Raum geschossen und wollte sich auf Telly stürzen. Als ich eine Hand von Nele nahm, um ihm ein Zeichen zu geben, rammte sie mir ihren Kopf gegen die Nase. Der Schmerz schoss mir in den Schädel.
    »LASS … MICH … LOS!!«
    November warf sich zu Boden, aber seine Augen wichen keine Sekunde von Telly, der gebückt und mit offenem Mund dastand und Nele anstarrte. Rokko kam ins Wohnzimmer gesprungen und warf einen Blick in die Runde.
    »Was?!«
    »Telly!«
    Rokko packte Telly und riss ihn mit sich. Die beiden verschwanden in den Flur. Nele wand sich in meinem Griff.
    »ER … SOLL … WEG!!«
    »Er ist doch weg!«
    Aber sie hörte mich nicht. Stattdessen versuchte sie wieder, mir ihren Hinterkopf ins Gesicht zu stoßen. Ich zog sie enger an mich. Sie trat nach meinen Füßen. Ich stolperte zurück, blieb an irgendwas hängen und fiel auf den Rücken. Sie fiel auf mich und tobte weiter. November kam näher gekrochen und versuchte, ihr Gesicht abzuschlecken. Ich schlang meine Beine um sie und umklammerte sie mit aller Kraft. Ich konnte sie kaum halten.
    »Hör auf! Verflucht … Nele, ich bin’s, Paul! Beruhige dich!!«
    Ihre Bewegungen wurden schwächer. Sie begann zu zittern. Erst war es bloß ein leichtes Zucken, dann breitete es sich rasend schnell aus. November winselte.
    »Hey, Süße, es ist alles gut, komm, beruhige dich …«
    Von einem Moment auf den anderen ermattete sie und lag wie ein nasser Sack auf mir. Ich traute mich nicht, sie loszulassen, und drehte mich, bis ich ihr Gesicht sah. IhreAugen waren geöffnet und starrten durch mich hindurch. November begann ihr Gesicht abzuschlecken. Benni kam hereingerannt, dicht gefolgt von Anita. Dahinter drängten sich weitere Personen herein. Eine Menge offener Münder und großer Augen.
    Rokko zwängte sich durch und schaute sich hektisch um. »Was?!«
    »Schmeiß sie raus.«
    Er suchte den Raum nach Angreifern ab.
    »Wen?«
    »Alle!«
    Ich breitete mich aus und schützte Nele, so gut ich konnte, vor den Blicken der anderen. Rokko und Anita legten los und schoben alle aus dem Raum.
    »So, die Party ist vorbei … Zeit zu gehen … zu viel getrunken … alles in Ordnung …«
    Schon bald waren wir allein. Ich schaute in Neles Augen. Sie waren wieder starr und halb offen, wie vor ein paar Tagen. »Nele, ich bin’s, Paul, wollen wir nach Hause gehen, ja? Willst du ins Bett?«
    Sie starrte weiter durch mich hindurch. Ich lockerte den Griff. Nichts. Blut tropfte von meiner Nase auf ihr Kleid. Ich prüfte ihren Puls. Er schlug schnell. Das war das Einzige an ihr, was sich bewegte. Es war, als sei sie weg und hätte mir nur ihre Hülle dagelassen.
    Stampfende Schritte. Mor kam in den Raum gehüpft.
    »Was ist denn …« Als sie uns auf dem Boden liegen sah, blieb sie abrupt stehen. »Ich rufe einen Arzt.«
    »Was ist denn hier los?«, sagte eine Stimme neben meinem Ohr.
    Ich drehte meinen Kopf. Nele blinzelte und sah sich verständnislos um.
    »Wieso liegen wir auf dem …« Sie sah mich an. »Hey, Baby, du blutest ja!«
    Bevor mir dazu etwas einfiel, verzog sie ihr Gesicht, legtesich eine Hand auf den Magen und atmete tief durch.
    »Puhh, ist mir schlecht.«
    Mor war die Erste, die die Sprache wiederfand.
    »Du bist umgekippt, Engelchen. Wie viele von den Punchdingern hast du denn getrunken?«
    »Mir ist so schlecht …«, stöhnte sie und rollte sich zusammen. Sie sah mich kläglich an. »Bring mich bitte nach Hause. Mir ist echt übel.«
    Ich verstand gar nichts mehr, aber ich stützte mich auf die Knie, schob meine Hände unter ihren Körper und stand mühsam auf. Sie schlang ihre Arme um meinen Nacken und presste ihren Kopf in meine Halsbeuge. Mor trat näher und musterte Nele besorgt. Ich nahm Nele auf die Arme. Sie versteckte ihr Gesicht an meinem Hals, als ich sie aus der Villa trug. Die letzten Gäste wichen uns aus. Ich trug mein Mädchen den Hügel hinunter, während sie sich an mich klammerte und leise stöhnte. Es war nicht das erste Mal, dass ich sie den Hügel hinuntertrug, aber es kam mir vor, als wäre sie heute schwerer. Vielleicht war es die Gewissheit, dass nichts je wieder so sein würde wie bisher.

drei
    Der Horizont wurde heller, ein neuer Tag kündigte sich an, doch ich hatte keinen Kopf für Wunder. Ich lag auf dem Bett und beobachtete die Frau neben mir. Als ich sie das erste Mal traf, war sie drei Jahre alt und hatte mir ihre Schaufel über den Rücken gezogen, weil ich sie mit irgendwas

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