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Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Titel: Nelson, das Weihnachtskaetzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Steinbach
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nach oben gefolgt war, um den schlafenden Nelson noch mal durch den Türspalt zu betrachten, machte sie sich schließlich wieder auf den Weg nach Hause.
    Dort ging sie auf direktem Wege zum Telefon, wo sie es erneut bei ihrem Vater versuchte. Doch er war nicht zu erreichen. Seit er ohne ein Wort der Erklärung verschwunden war, hatte sie nichts mehr von ihm gehört.
    Klaus war inzwischen nach Hause gekommen. Er saß im Wohnzimmer und sah sich die Nachrichten an. Als sie in den Raum trat, schaltete er den Fernseher ab, stand auf und umarmte sie.
    »Ich habe gehört, du bist die Heldin des Tages«, sagte er und gab ihr einen Kuss. »Du hast Nelson wiedergebracht. Ich gratuliere. Wie hast du das gemacht?«
    »Ich glaube, ich muss dir was erzählen.«
    Er bemerkte den ernsten Tonfall in ihrer Stimme und runzelte fragend die Stirn. Dann löste er sich aus der Umarmung und nahm Platz.
    »Mein Vater war hier«, sagte sie.
    Klaus brauchte einen Moment, um sein Erstaunen zu überwinden. »Was wollte er?«
    »Über früher reden.«
    »Aber … das ist doch gut, oder?«
    Sie hob die Schultern.
    »Willst du das denn?«, fragte er. »Mit ihm über früher reden?«
    »Ich will es zumindest probieren.«
    Er betrachtete sie. »Aber?«, fragte er dann.
    »Das war eine seltsame Geschichte heute. Weißt du, Papa hat Nelson zurückgebracht.«
    »Wie bitte? Dein Vater hat Nelson gefunden?«
    Sie erzählte ihm die ganze Geschichte. Ihre Begegnung auf dem Weihnachtsmarkt, sein Auftauchen ein paar Tage später und schließlich ihr Wiedersehen heute Nachmittag, wo er mit Nelson auf dem Arm vor ihr gestanden hatte. Sie erzählte auch von ihrem nächtlichen Ausflug zum Alexanderplatz, wo sie nach dem Kater Ausschau gehalten hatte. Klaus fragte nicht, warum sie das alles nicht schon viel früher erzählt hatte, und sie war ihm dankbar dafür.
    »Und dein Vater ist dann einfach weggefahren?«, fragte er schließlich.
    »Ja, ohne eine Erklärung, und ohne Auf Wiedersehen zu sagen.«
    »Hm«, machte Klaus. »Vielleicht wollte er einfach nur mit dir reden, und dann waren da plötzlich noch die Kinder und die halbe Nachbarschaft. Das hat ihn vielleicht verschreckt.«
    »Aber hätte er sich nicht wenigstens verabschieden können? Und warum geht er jetzt nicht ans Telefon?«
    »Das weißt du doch gar nicht. Vielleicht ist er gar nicht zu Hause. Bestimmt war ihm das heute Nachmittag alles zu viel. Ihr habt ja auch sehr sensible Dinge zu besprechen. Da braucht man einfach Ruhe.«
    »Ja, du hast recht.« Sie dachte nach. »Morgen fahre ich jedenfalls zum Weihnachtsmarkt.«
    »Ja, mach das.« Er lächelte und strich ihr über den Arm. »Das ist gut. Er möchte sich mit dir versöhnen. Das ist doch eine tolle Neuigkeit. Freu dich darüber.«
    »Ja«, sagte sie. Doch ein seltsames Gefühl blieb zurück. Irgendetwas stimmte nicht, doch sie hatte noch keine Ahnung, was das sein konnte.
    *
    Am nächsten Tag meldete sie sich im Büro krank. Sie hatte zwar ein schlechtes Gewissen deshalb, aber sie war ruhelos und wollte möglichst schnell ihren Vater treffen. Im Internet sah sie nach, wann der Weihnachtsmarkt am Roten Rathaus öffnete. Erst um elf, wie sie zu ihrer Überraschung feststellte, was zur Folge hatte, dass sie den ganzen Morgen über unruhig im Haus auf und abging. Als es schließlich spät genug war, um in die Stadt zu fahren, nahm sie ihren Mantel und setzte sich hinters Steuer.
    Sie stellte den Wagen ins Parkhaus am Alexanderplatz und ging die letzten Meter zu Fuß. Die Zäune waren gerade vom Sicherheitsdienst zur Seite geschoben worden, und sie erreichte den Platz pünktlich zur Öffnung. Noch waren kaum Besucher auf dem Markt. Anna brauchte einen Moment, um sich zu orientieren, doch schließlich fand sie die Stelle, an der ihr Vater seinen Stand hatte.
    Die Hütte war verschlossen. Riesige Fensterläden verdeckten die Sicht auf die Verkaufsflächen. Anna blickte sich irritiert um. Alle anderen Stände waren bereits geöffnet. Hie und da wurde noch aufgebaut, doch der Stand ihres Vaters war der Einzige, der gänzlich verlassen wirkte.
    Am Nachbarstand entdeckte sie einen jungen Türken, der Wollsocken auf seiner Verkaufsfläche sortierte. Sie trat näher.
    »Entschuldigen Sie, das da vorne ist doch der Stand mit den Krippenfiguren, nicht wahr?«
    Der junge Mann sah auf und kratzte sich am Kopf. »Ja, eigentlich schon.«
    »Wissen Sie, wo der Besitzer ist?«
    »Arthur? Nein, ehrlich gesagt nicht. Er müsste längst da sein. Bestimmt kommt er jeden

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