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Nemesis 01 - Die Zeit vor Mitternacht

Nemesis 01 - Die Zeit vor Mitternacht

Titel: Nemesis 01 - Die Zeit vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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diese Überzeugung, aber Träume brauchen keine Begründung.
    Die Verfolger kamen näher. Nicht sehr schnell, aber sie kamen näher, und das würden sie auch weiter tun, denn selbstverständlich unterschied sich dieser beschissene Alptraum in diesem Punkt nicht von einem gewöhnlichen Nachtmahr: Man konnte rennen und rennen, so schnell man wollte, die Verfolger holten immer auf, auch wenn man selbst lief wie von Furien gehetzt und sie nur gemütlich schlenderten.
    Unsere Verfolger schlenderten allerdings nicht.
    Sie warfen Steine nach uns, stießen üble Flüche und Verwünschungen aus, und ich musste nicht über die Schulter zu ihnen zurückblicken, um zu wissen, dass sie nach uns spien. Ich konnte ihre Worte nicht verstehen, wusste nicht, was sie trotz der allgegenwärtigen Gefahr, von hinabfallenden, brennenden Balken und Strohbündeln getroffen zu werden, dazu trieb, zwei Menschen zu verfolgen, statt einfach fortzulaufen und ihre Haut zu retten, was sie dazu trieb, uns zu verfolgen. Sie taten es einfach.
    Und sie würden uns nicht nur töten, wenn sie uns einholten, sondern uns etwas weitaus Schlimmeres antun. Sie würden ihr etwas Schlimmeres antun. Ich musste aus diesem verdammten Alptraum aufwachen, denn ich spürte plötzlich, dass es noch einen Unterschied gab. Vielleicht würde er nicht einfach enden, wenn ich erwachte. Ich musste erwachen, bevor sie uns einholten. Vielleicht würde ich es sonst nie wieder tun.
    Ich packte die Hand meiner Begleiterin noch fester. Wir würden es nicht schaffen! Gott, wir rannten schneller, als wir theoretisch konnten, und trotzdem würden wir es nicht schaffen! Alles, was wir erreichen würden, war, dass wir uns die Füße auf dem harten, unebenen Kopfsteinpflaster noch mehr aufreißen und uns noch ein paar Kratzer, Platzwunden und Prellungen zuziehen würden, wenn wir stolperten, ehe uns die Meute erwischte und niederschlug, steinigte, erstach, verbrannte oder was auch immer sie mit uns vorhatte.
    Aber ich konnte nicht aufgeben. Nicht mich und nicht sie.
    Wenn sie auch mich erwischten — sie sollte weiterlaufen!
    Sie musste überleben. Wenn sie starb — wenn sie auch diesmal wieder starb! —, würde etwas Entsetzliches geschehen. Ich wollte es ihr sagen, wollte sie anschreien, nicht auf mich zu warten, wenn ich fiel oder wenn sie mich erwischten, sondern ihre eigene, samtweiche Haut zu retten.
    Aber ich konnte es nicht. Meine Lunge drohte zu zerspringen, die verqualmte, trockene Luft brannte in meinen Augen, meiner Nase, meiner Kehle, machte es mir unmöglich, auch nur einen Ton hervorzubringen. Schmerz biss sich in meine Seiten, mahnte mich, doch langsamer zu laufen, aber ich ignorierte ihn. Etwas Kaltes, Hartes traf meinen Hinterkopf und ich spürte sofort warmes Blut meinen Nacken hinabrinnen, doch auch darauf reagierte ich nur, indem ich noch schneller lief. Es spielte keine Rolle, was mit mir geschah. Miriam (Miriam?) musste überleben.
    Ich musste den Teufelskreis durchbrechen.
    Wir erreichten eine Wegkreuzung, die rechts wie links in jeweils eine schmale Gasse führte. Die oberen Geschosse der angrenzenden Häuser brannten bereits lichterloh. Den Bruchteil einer Sekunde hielt ich inne, unschlüssig, in welche Richtung wir weitereilen sollten. Es gab keine Rettung vor dem Feuer. Die Flammenwalze war über die gesamte Stadt hinweggetobt und kam zurück, kreiste uns ein wie ein gieriges, loderndes Raubtier, das seine Beute nicht zu schlagen vermochte, aber ebenso wenig bereit war, aufzugeben.
    Die Fledermäuse über uns flogen ein Stück weit voraus, hielten dann abrupt inne, verharrten einen winzigen Augenblick auf der Stelle flatternd, wie ein Schwarm zu groß geratener, hässlicher Kolibris (Fledermäuse konnten so etwas nicht, aber das interessierte den ausgeflippten Möchtegern-Carpenter in seinem Regiestuhl in mir ebenso wenig wie die Tatsache, dass er hier verschiedene Zeitepochen durcheinander brachte), kehrten dann um und bogen ungeachtet der lodernden Flammen in die nach links führende Gasse ein. Mindestens ein halbes Dutzend der Tiere zahlte mit ihrem Leben dafür. Dennoch vertraute ich dem Instinkt der Tiere. Außerdem glaubte ich, dass wir es schaffen konnten, das Haus zu passieren, ehe die brennenden Dachbalken auf uns herabfielen oder das Gebäude einstürzte. Vielleicht würde es auf diese Weise wenigstens ein paar unserer Verfolger aufhalten. Oder ein paar von diesen Mistkerlen erschlagen.
    Das tat es tatsächlich. Aber zuerst traf es das Mädchen

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