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Nemesis 01 - Die Zeit vor Mitternacht

Nemesis 01 - Die Zeit vor Mitternacht

Titel: Nemesis 01 - Die Zeit vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich mein hämmernder Pulsschlag normalisierte. Ein Traum. Es war ein Traum gewesen, nichts als ein Traum. Ich hatte es gewusst, während ich geträumt hatte, und ich wusste es auch jetzt. Nichts Bedrohlicheres als ein Alptraum, beunruhigend, bizarr und erschreckend, aber letztendlich nicht mehr als ein paar Chemikalien, die mit den Synapsen in meinem Gehirn Reise nach Jerusalem spielten … Was erwartete ich denn nach einem Tag wie diesem und vor allem in einer Umgebung wie dieser, verdammt noch mal?!
    Es funktionierte nicht. Der Gedanke mochte logisch sein, aber Logik nutzte mir im Moment herzlich wenig, und das, was ich bisher immer als eher angenehm empfunden hatte — der kleine Trick, zu wissen, dass ich träumte, und damit eher ein Abenteuer als eine nächtliche Qual zu erleben —, erwies sich plötzlich als Bumerang. Ich hatte nicht das Gefühl, erwacht zu sein. Vielleicht hatte ich nur ein weiteres Tor durchschritten und war auf dem nächsten Level des höllischen Spiels angekommen.
    Was für ein Unsinn!
    Obwohl ich wusste, dass es mir wahrscheinlich nicht gut bekommen würde, setzte ich mich mit einem einzigen Ruck auf und zwang mich, die Augen zu öffnen und einen raschen Blick in die Runde zu werfen. Prompt wurde mir schwindelig, und das so schnell und heftig, dass ich um ein Haar von der Bettkante gefallen wäre. Aber immerhin: Das Zimmer war so schäbig und deprimierend, wie ich es in Erinnerung hatte, aber eben ein normales Zimmer. Keine Fledermaustüren, die in den Wahnsinn führten.
    Ich wartete, bis die Dunkelheit hinter meinen Lidern aufhörte, Purzelbäume zu schlagen, was eine ganze Weile dauerte. Länger, als es dauern sollte. Aus dem Schwindelgefühl drohte Übelkeit zu werden. Ich hatte einen ganz leisen, aber Übelkeit erregenden Geschmack tief hinten in der Kehle, ein süßliches Aroma wie nach Erbrochenem, nur penetranter, fremdartiger, und einen Moment lang glaubte ich, etwas Scharfes, Stechendes zu riechen. Ammoniak?
    Seltsam.
    Nach einer Weile öffnete ich zum zweiten Mal die Augen und schluckte gleichzeitig bittere Galle herunter, die sich in meinem Rachen gesammelt hatte. Das Zimmer blieb, was es war, aber die Übelkeit verging; wenn auch nicht vollkommen.
    Erst dann fiel mir auf, dass ich allein war. Miriam (ich verbesserte mich hastig in Gedanken: Judith!), Judith war nicht mehr da. Ich konnte mich nicht erinnern, wann sie aufgestanden und gegangen war, aber allzu lange konnte es noch nicht her sein. Ich konnte ihren Geruch noch ganz schwach wahrnehmen, und die Erinnerung an die Zeit, bevor wir eingeschlafen waren, war noch sehr lebendig — und überraschend angenehm. Zu sagen, dass wir sensationellen Sex gehabt hätten, wäre übertrieben gewesen.
    Niemand konnte in einem Zimmer wie diesem, mit papierdünnen Wänden und zweifellos neugierig lauschenden, unerwünschten Verwandten im Nebenzimmer, etwas wirklich Sensationelles erwarten, schon gar nicht nach einem Tag wie dem, der hinter uns lag. Dennoch war ich überrascht. Judith war so ziemlich alles, nur nicht der Typ Frau, auf den ich stand, und ich hätte eher ein schales Gefühl erwartet, vielleicht etwas wie Verlegenheit oder gar schlechtes Gewissen. Aber ich hatte ein angenehmes Gefühl — und eine sonderbare Mischung aus Enttäuschung und vager Erleichterung. Enttäuschung, weil ich (fast zu meinem eigenen Erstaunen) gerne neben ihr aufgewacht wäre, aber auch Erleichterung, sie eben nicht neben mir liegen und mich mit besorgt gefurchter Stirn anblicken zu sehen, weil ich schweißgebadet und schreiend und vielleicht den Namen Miriam stammelnd aufgewacht war.
    Miriam …
    Einen Moment lang durchforstete ich angestrengt mein Gedächtnis, aber da war nichts. Wenn es einen Grund gab, aus dem ich ausgerechnet auf diesen Namen gekommen war, dann war er so tief in meiner Erinnerung vergraben, dass ich nicht an ihn herankam. Vermutlich gab es keinen.
    Und ganz bestimmt war das, was ich im Moment tat, nicht besonders konstruktiv. Ich hatte einen Alptraum gehabt — einen von der ganz üblen Sorte, zugegeben —, aber nicht mehr als das, basta! Es brachte nicht besonders viel, wenn ich versuchte, ihn zu analysieren. Schließlich war ich kein Psychiater. Später, wenn das alles hier vorbei war und ich all die vielen schönen Millionen auf meinem Konto angehäuft hatte, konnten sich professionelle Gehirnklempner darum kümmern, wenn es wirklich nötig war, aber im Moment hatte ich wirklich Wichtigeres zu tun.
    Zum Beispiel ins

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