Nemti
nutze ich ein ähnliches Programm.«
»Dann legen Sie los. Aber fummeln Sie nicht in meinen Dateien herum. Verstanden?«
»Bestimmt nicht. Ich müsste nachher auch noch Ausdrucke haben.«
»Sie brauchen den Drucker nur einschalten. Sonst noch was?«
»Ja. Haben Sie zufällig bedruckbare Klarsichtfolien?«
»Nicht zufällig. Die brauche ich ab und zu selbst. Liegen im Schrank. Nehmen Sie, was Sie brauchen. Aber machen Sie keine Unordnung. Ich hasse es, hinter anderen Leuten aufräumen zu müssen.« Sie ließ Lukas allein.
»Heiliger Maigret, ich glaube ich werd verrückt«, rief er mit lauter Stimme. »Habe ich mir doch gedacht. Es passt.« Sein Pulsschlag beschleunigte sich. Wie vom Blitz getroffen durchzuckte ein Schauder seinen Körper. Mit rasender Geschwindigkeit breitete sich Gänsehaut über den Armen aus. Ein euphorisches Gefühl durchflutete ihn, gleichzeitig raubte es ihm schier den Atem. Er raffte die Ausdrucke zusammen und lief zur Schwingtür. Auf halbem Weg kam ihm Frau Prohaska entgegen.
»Was machen Sie für einen Lärm, Herr Dux? Ist etwas passiert? Sie haben ja einen hochroten Kopf. Atmen Sie erst einmal tief durch.«
»Entschuldigen Sie, wenn ich Sie gestört habe, aber es ist wirklich etwas passiert.«
»Reden Sie schon, bevor Sie platzen.«
»Ich glaube, ich habe im Fall des Schlitzers einen ersten Ansatzpunkt gefunden.« Er zeigte der Frau kurz die Ausdrucke. »Ich muss unbedingt mit Herrn Habermehl reden. Vielen Dank, dass ich Ihren Laptop benutzen durfte. Bis später.«
Das Ergebnis warf eine Frage auf, die etwas über den Hintergrund der Morde verriet, dessen Sinn er allerdings noch nicht verstand. Diese Übereinstimmung konnte kein Zufall sein, dazu war sie zu augenfällig.
Eilig legte er die Papierausdrucke der Landkarte sowie Ausdrucke eines bestimmten Himmelsausschnitts auf Folie in seine Mappe und ging schnurstracks zu Habermehls Büro. Er würde sich wundern.
Lukas stieß die Tür auf, doch der Arbeitsplatz des Hauptkommissars war verwaist. Enttäuscht holte er einen Ausdruck der Landkarte hervor und legte ihn auf den Tisch. Darüber schob er die Folie zurecht, bis es passte. Eine unglaubliche Entdeckung, die den vertrackten Mordfällen möglicherweise eine Wendung geben würde. Nur, welche Rückschlüsse konnten aus seiner Entdeckung gezogen werden? Er sprang auf und lief ungeduldig hin und her. Wo blieb Habermehl nur so lange?
Er blickte zur Uhr, als die Tür aufflog. Mit einer eleganten Bewegung des Ellbogens stieß Habermehl die Tür an, die hinter ihm mit einem satten Knall ins Schloss fiel. Dabei balancierte er eine Tasse so geschickt, dass er nicht einen Tropfen Kaffee verschüttete, obwohl die Tasse bis zum Rand gefüllt war. Habermehl stellte die Tasse mit aller gebotenen Vorsicht auf seinem Schreibtisch ab – und dabei passierte es. Der Kaffee schwappte über und bildete auf der Untertasse einen hellbraunen See. Er runzelte die Stirn und seufzte ärgerlich.
»Wir haben den Obduktionsbericht von Arno Zielinski bekommen.« Habermehl zog eine dünne Mappe unter dem linken Arm hervor und warf sie in einen Ablagekorb.
Lukas hielt sich zurück, was ihm schwerfiel, und fragte gelassen: »Wollen Sie sich erst zu Ende ärgern oder verraten Sie mir, ob etwas Aufschlussreiches drinsteht?«
»Worüber sollte ich mich ärgern, Herr Dux? Über den verschütteten Kaffee? Nein. Im Bericht steht nur, was wir schon wissen. Außer den Strommarken, das ist neu.«
»Strommarken? Ich dachte, er wäre mit einem Stein niedergeschlagen worden.« Lukas zupfte sein Ohrläppchen.
»Der Meinung war ich auch. Vielleicht hat das Gerät nicht richtig funktioniert. Zielinski wurde also zuerst mit einem Elektroschocker malträtiert, dann mit einem Stein niedergeschlagen und in den Stollen verbracht. Da hat ihm der Mörder die Kehle bis fast auf die zervikalen Rückenwirbel durchtrennt.«
»Dazu braucht man Kraft.«
»Oder eine gehörige Portion Wut oder Hass.«
»Oder Besessenheit«, warf Lukas ein.
»Wir tappen nach wie vor im Dunkeln«, seufzte Habermehl und gönnte sich einen Schluck. »Verdammt, ist der heiß.« Bevor er die Tasse in ihrem See absetzen konnte, fiel ein Tropfen auf die Holzplatte des Schreibtischs. Er wischte ihn leise grunzend mit einem Handballen weg.
Lukas senkte den Blick, damit er das stille Lächeln, das seine Lippen umspielte, nicht bemerkte. »Aber ich habe etwas, was Sie interessieren dürfte.«
Ȇberraschen Sie mich. Wie ich jetzt erst bemerke, sind
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