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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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fasziniert von dem, was Lukas vorgetragen hatte, dass sie den Kaffee völlig vergaßen, der langsam in der Kanne abkühlte. Er lag schwarz auf weiß vor ihnen, der erste Anhaltspunkt.
    Weinbrecht legte nach einer Weile die Blätter beiseite und schob sie über den Tisch. Er brauchte Platz für seine Arme. »Ich habe schon an vielen Kriminalfällen mitgearbeitet, aber nicht an einem, der knallharte irdische Realität mit himmlischen Aspekten verbindet. Wie sind Sie auf diesen Zusammenhang gekommen?«
    »Es dürfte Ihnen aufgefallen sein, dass der Komet langsam an Helligkeit verliert«, sagte Lukas.
    »Welcher Komet?«, meldete sich Beyer zu Wort. »Was hat der Komet mit dem zu tun, was Sie uns geschildert haben?«
    »Die Erkenntnis war nur eine Randerscheinung. Wie gesagt, ich wollte 329P/Scarlatto, den Kometen, beobachten. Bei der Gelegenheit fiel mir der Große Wagen auf.«
    »Gute Arbeit, Herr Dux«, lobte Habermehl. »War es das?«
    »Ich bin fertig.«
    Habermehl erhob sich, wobei sein Stuhl mit einem schabenden Geräusch über das Laminat kratzte. Bevor der Stuhl in eine instabile Lage kam, griff Lukas zu. Der Hauptkommissar bemerkte es nicht.
    »Sagen Sie bitte, Herr Weinbrecht. Bevor ich es vergesse.« Habermehl schien etwas eingefallen zu sein. »Was hat die Überprüfung der Wagenhalter ergeben? Der Autos, von denen eines angeblich am Pumpenhaus gesehen worden ist.«
    »Mit Magerl haben Sie ja selbst gesprochen. Drei Wagenbesitzer konnten wasserdichte Alibis vorweisen. Der vierte, ein Teddy Walgenbach, bietet Kurse in Überlebenstraining an und ist seit dem Tag verschwunden. Laut Auskunft einer Mitarbeiterin flitzt er mit einer Gruppe gut zahlender Manager irgendwo in der Eifler Pampa herum.«
    »Warum benutzen Sie nicht Ihr Handy und bimmeln ihn an?«
    »Weil Handys und jegliche Kommunikation mit der Außenwelt bei einem solchen Training verpönt sind. Der Mann ist erst wieder nach Ende des Survival-Kurses erreichbar. Und die Dame weiß auch nicht, wo Walgenbach mit seiner Meute von gestressten Managern hinwollte.«
    »Aber der muss doch aufzutreiben sein.«
    »Nicht, wenn er nicht gefunden werden will. Die Wälder der Eifel sind weitläufig.«
    »Nun gut, meine Herren«, seufzte Habermehl und schlug seine Mappe zu. »Ich nehme das zur Kenntnis, bin aber nicht zufrieden damit. Und jetzt an die Arbeit.«
    Weinbrecht und Beyer verließen den Raum.
    »Wenn Sie Ihre langjährige Berufserfahrung zurate ziehen, Herr Habermehl, was würden Sie sagen. Gibt es Zufälle?«
    Auf Habermehls Stirn zeigten sich Falten. »Wissen Sie, Herr Dux, ich glaube nicht recht an Zufälle. Ich sage immer, dass alles seinen Sinn hat. Allerdings kann ich mit dieser Meinung auch völlig falsch liegen.«
    »Sie meinen, dass alles seine Ordnung hat, auch wenn es auf den ersten Blick sinnlos erscheint?«
    »Wäre doch möglich. Aber warum fragen Sie?«
    »Weil ich mir darüber Gedanken mache, ob die Morde nicht nur mit den Deichselsternen des Großen Wagens, sondern auch noch mit einem anderen Ereignis zusammenhängen könnten. Aber dazu kann ich noch nichts sagen. Ich brauche mehr Informationen.«
    »Dann besorgen Sie sich die Hinweise, die Sie benötigen.«
    »Genau das habe ich vor.«
     
    War es Zufall, dass die Morde und das Erscheinen des Kometen zeitlich zusammenfielen? Weitergehende Informationen waren unerlässlich, wenn Lukas mit dieser vagen Vermutung recht behalten wollte.
    In einem Seitenfach seiner Aktentasche fand er das kleine Notizbuch, in dem er akkurat alle Adressen und Nummern aufschrieb, die wichtig waren. Schnell fand er die Telefonnummer, die er suchte, die von Jan. Bereits nach zweimaligem Klingeln nahm Jan den Hörer ab.
    »Hast du ein paar Minuten Zeit für mich?«
    »Für jeden anderen nein, für dich ja.«
    »Danke. Was treibst du gerade?«
    »Ich werte zurzeit Beobachtungsdaten und Messreihen aus.«
    »Interessant oder stinknormale Routine?«
    »Wenn es um Objekte geht, die eine Sonderstellung zwischen Sternen und Planeten einnehmen und deren innere Prozesse noch nicht geklärt sind, ist das schon spannend.«
    In diesem Augenblick vernahm Lukas ein leises Summen, dessen Intensität sich langsam aber stetig steigerte. Irgendein Gerät, das sich im gleichen Raum mit Jan befinden musste, gab das Geräusch von sich. Es hörte sich nach einem Alarm an.
    »So ein Mist. Tut mir leid, Lukas. Ich muss auflegen. Ein sehr teures Auswertungsgerät spielt verrückt.«
    »Ist schon in Ordnung. Kann ich dich morgen Vormittag

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