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Nenn mich einfach Superheld: Roman (German Edition)

Nenn mich einfach Superheld: Roman (German Edition)

Titel: Nenn mich einfach Superheld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alina Bronsky
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kommt zur Beerdigung.« Tammy redete weiter, nachdem weder Claudia noch ich ihre Ankündigung angemessen gewürdigt hatten. »Heute Nacht landet sie.«
    »Gut, dass du es jetzt schon sagst«, sagte Claudia matt. »Kommt sie alleine?«
    »Was denkst du denn, die Flüge sind teuer.«
    »Das ist sehr nett von ihr, dass sie kommt«, formulierte ich vorsichtig.
    Tammy sah mich an, als hätte ich etwas sehr Schwachsinniges gesagt.
    »Was ist?« fragte ich.
    »Es ist ihr Schwiegersohn, verstehst du?«
    »Hat sie ihn eigentlich schon mal gesehen?«
    »Nein.«

    »Reg dich nicht auf«, sagte Claudia. »Natürlich zahlt Tammy ihr das Ticket, aber mit deinem Erbe hat es nichts zu tun.«
    »Sei nicht albern, mir geht es nicht darum.«
    »Sondern?«
    Ich konnte es ihr nicht erklären. Irgendwie hatte alles auf höchst verschlungenen Wegen am allermeisten mit Janne zu tun. Aber das hätte ich auch unter Androhung der Todesstrafe nicht herausgebracht.
    »Ich brauche nicht noch mehr Leute, die mich angaffen«, sagte ich.
    Claudia zuckte mit den Schultern. »Todesfälle, Geburten und Hochzeiten sind seit Menschengedenken als öffentliche Ereignisse angelegt. Dagegen anzukämpfen hat gar keinen Sinn. Mach dich darauf gefasst.«
    Ich hatte gar nicht geahnt, dass sie so grausam sein konnte.

          Die ukrainische Schwiegermutter meines Vaters sollte kurz nach Mitternacht landen.
    »Du hast einen Führerschein?« fragte ich Tamara staunend, als sie die Autoschlüssel suchte, immer wieder die Landezeiten in ihrem Handy checkend. Dann rief ich mir in Erinnerung, dass Tamara vor einer Woche vielleicht noch ganz lebenstüchtig gewesen war. Es war unwahrscheinlich, dass mein Vater sie immer an der Hand geführt und ihr alles abgenommen hatte. Auch wenn sie sein geliebtes kleines Mädchen mit den großen Brüsten war. Irgendjemand musste ja trotzdem zwischendrin die Mörder und Vergewaltiger verteidigen und Geld heranschaffen für neue Steinskulpturen im Garten.
    »Im Gegensatz zu dir, Kleiner«, sagte sie hochnäsig. »Machst du eigentlich auch diesen Führerschein mit siebzehn?«
    »Begleite sie zum Flughafen, Marek«, ordnete Claudia mit einer Stimme an, die keinen Widerspruch duldete.
    »Und wenn ich Nein sage?«
    »Mach das einfach, Marek«, sagte Tammy. »Wenn ich gegen einen Baum fahre, ist Claudi uns beide auf einmal los.«
    Ich konnte mir nicht erklären, was passiert war. Warum die Stimmung derart gekippt war und wir keine glückliche trauernde Familie mehr waren wie kurz nach meiner Anreise. Warum Tammy und Claudia sich auf einmal angiften mussten. Eine Stunde zuvor waren sie sich über die Gestaltung der Trauerfeier in die Haare geraten. Tammy lehnte Claudias klassische Playlist mit der Begründung ab, dass es Altherrenmusik sei. Sie winkte mit zwei seltsam aussehenden CDs, eine dritte klemmte unter ihrem Arm.
    »Er war ein alter Herr!« sagte Claudia, mit letzter Kraft um Selbstbeherrschung ringend. »Er war ein alter Herr, und zu seiner Beerdigung werden noch viel mehr alte Herren kommen. Kollegen, Klienten, der Bürgermeister, verdammt noch mal.«
    »Na und? Ist doch nicht ihre Beerdigung.«
    Claudia stöhnte.
    Schließlich setzte sie sich bei der Musik durch. Dafür hatte Tamara beim Leichenschmaus die Nase vorn.
    »Wir werden alle hierher einladen.« Sie hatte die Arme ausgebreitet, als wollte sie ihr Haus umarmen. »Hier ist viel Platz.« Und es ist mein Revier und ich habe hier das Sagen, stand auf ihrer makellosen, nur geringfügig von einer frischen Kummerfalte verunstalteten Stirn.
    »Und der Streuselkuchen? Und der Kaffee?« Claudia sah zur Seite, als ginge es über ihre Kräfte, Tammy auch noch ins Gesicht schauen zu müssen. »Wen beauftragst du damit?«
    »Niemanden«, sagte Tammy. »Ich koche selbst. Mit Mama.«
    »Für zweihundert geladene Gäste?«
    »Von mir aus für tausend.«

    »Warum streitet ihr euch ständig?« fragte ich im Auto. Mir fiel auf, dass Tammy ihre Nägel seit heute schwarz lackiert trug. Sie fuhr wie eine Wahnsinnige, und ich überprüfte mehrmals, ob ich auch wirklich angeschnallt war. Ich hatte mein Leben noch vor mir. »Ich meine, es hat vorher alles zwischen euch nach Friede, Freude, Eierkuchen ausgesehen. Ihr wart so lieb zueinander.«
    »Was?« Sie hatte mir überhaupt nicht zugehört.
    »Nerv meine Mutter nicht so, Tammy, sie geht auf dem Zahnfleisch«, sagte ich lauter.
    Sie biss sich auf die Unterlippe.
    »Ich weiß, du hast es auch nicht leicht«, sagte ich diplomatisch.
    Sie

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