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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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geballten Faust zu. Sein Angreifer ließ ihn los und taumelte rückwärts.
    Nun schon in Panik flehte der Gelehrte: »Rhonan, komm zu dir!«
    Im ersten Moment sah es so aus, als wolle sich der Prinz erneut auf ihn werfen. Gideon schrie beschwörend seinen Namen und presste sich gegen das Zelt. Sein Begleiter starrte ihn mit irrem Blick an, griff sich mit beiden Händen an den Kopf, stöhnte, sackte auf die Knie und kippte schließlich vornüber in den Schnee.
    Der Verianer stieß die angehaltene Luft aus, dann eilte er zu ihm. Eine kurze Untersuchung ergab, dass der Prinz bewusstlos und eiskalt war. Gideon zerrte ihn an den Füßen ins Zelt. Es war wegen der Enge nicht einfach, den Körper unter die Decken zu bringen. Er musste ziehen und schieben und dafür im winzigen Zelt herumkriechen, mal – sehr vorsichtig – über Caitlin hinweg und mal – ohne jede Rücksichtnahme – über Rhonan drüber. Als es endlich geschafft war, schwitzte er vor Anstrengung. Gideon verschloss den Eingang und schob sich neben den Prinzen. Er hatte nun zumindest eine Menge Wärme, die er an seinen zitternden Nebenmann abgeben konnte.
    Es dauerte lange, bis er selbst wieder einschlafen konnte, denn ihm war gerade klargeworden, dass sein Begleiter nur schwer einschätzbar war. Während er sich Gedanken machte, wie er den jungen Mann dazu bewegen konnte, mitteilsamer zu werden, wurde der spürbar unruhiger. Er ächzte und wand sich und murmelte gequält vor sich hin. Gideon überlegte gerade, ob er den offensichtlich in einem schweren Alptraum gefangenen Prinzen besser wecken sollte, als Caitlin sich im Schlaf umdrehte und sich halb auf diesen wälzte. Rhonan legte unwillkürlich seinen Arm um sie, verstummte und entspannte sich zusehends.
    Der Verianer schüttelte den Kopf, lächelte und schlief ein.

[home]
    14. Kapitel
    Als Gideon erneut erwachte, war es hell, und er stellte umgehend fest, dass neben ihm wieder nur Caitlin unter den Decken lag. In böser Vorahnung lugte er aus dem Zelt. Wie ein roter Ball stand die Sonne am Himmel, und leichter Wind wehte Schneestaub über die Ebene.
    Rhonan saß im Fellmantel vor dem glühenden Stein und schob letzte Brotscheiben darauf hin und her. Ohne sich umzusehen, forderte er. »Weck Caitlin! Es wird Zeit, dass wir weiterkommen.«
    »Geht’s dir gut?«, fragte Gideon, während er ins Zelt griff, um seinen Mantel zu holen.
    »Hervorragend! Jetzt mach! Wir müssen los.«
    Der Verianer kam der Aufforderung nach und weckte die Prinzessin, die sofort losjammerte: »Was? Ich soll schon aufstehen? Oh, warum können wir nicht wenigstens ausschlafen? Ich bin noch müde, und hier ist es warm, und draußen ist es kalt, und ich will heute nicht wieder so viel laufen. Mir tun die Beine noch von gestern weh. Ich will ...«
    Sie hielt inne, weil Rhonan die Decke anhob und ihr einen Topf mit warmem Wasser hinschob. »Zum Waschen«, erklärte er und zog sich wieder zurück.
    »Ich soll mich in einem Topf waschen? Das gibt es alles nicht! Was duftet denn da so?«
    »Geröstetes Brot«, erklärte Gideon freundlich und wurde damit belohnt, dass er unsanft nach draußen geschubst wurde.
    »Ich beeil mich!«, hörten sie Caitlins Stimme.
     
    Kurze Zeit später waren sie wieder unterwegs. Weder Gideon noch Rhonan erwähnten die Vorkommnisse der letzten Nacht. Der Verianer war sich nicht einmal sicher, ob sein Begleiter sich überhaupt daran erinnerte. Der war auch heute wieder ausgesprochen schweigsam. Gideon, von Natur aus wissbegierig, hatte Rhonan beim Frühstück immer wieder nach seinen Erlebnissen und Erfahrungen gefragt. Zu gern hätte er etwas über die Tempelwächter oder Ligurius oder Amansdier erfahren, aber der Prinz hatte nur ausweichende und denkbar knappe Antworten gegeben und schnell damit begonnen, das Zelt abzubauen. Jetzt schien er immer ungeduldiger zu werden, weil sie seiner Meinung nach zu langsam vorankamen.
    Gegen Mittag hatte sich die weiße Umgebung leicht verändert. Graue Felsen ragten häufiger aus dem Schnee, und es wurde deutlich steiler. Allerdings sanken sie nicht mehr so oft ein, da der Untergrund härter wurde.
    »Warum musst du uns nur so hetzen?«, beklagte sich Caitlin und stöhnte erschöpft. Rhonan hatte ihr gerade kurz und unfreundlich die Bitte um eine Rast erneut abgeschlagen. »Die Wintergöttin wird doch auch noch da sein, wenn wir langsamer gehen.«
    »Die schon, aber wir vielleicht nicht mehr«, gab er unwirsch zurück und lauschte erneut. »Das habe ich befürchtet:

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