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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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Zuckerguss.
    »Guck mal, die Küche. Ich schwöre, die kostet mehr als ein Porsche.« Marga zog sich Latexhandschuhe an. »Ich stehe ja eher auf selbstgebaut. Und ein Sofa ist ein Muss. Hier unter dem Fenster würde ich es hinstellen, so schön.«
    Die Wände waren mit Gemälden fast schon überladen. Landschaften, Natur pur, offenbar Originale, farbenfrohe Bilder, unten rechts signiert mit den Initialen G.C. für Gesa Clasen.
Gesa,
eingraviert in seinem Ehering. Flitterwochen unter Sonnenblumen. Ja, das Sonnenblumenbild war das schönste von allen. Unverkennbar hatte van Goghs berühmter Schinken Pate gestanden. Kalle presste die Lippen aufeinander. Jetzt bloß nicht sentimental werden. Marga war beschäftigt, zog Schubladen auf, suchte, fand nichts. Die nächste. In der Mitte der Küche stand der Herdblock in schwarzem Glanz. Kein einziger Fingerabdruck war darauf zu sehen. Die Abzugshaube war ein Edelstahlmonster.
    »Sieht aus wie im TV -Kochstudio.« Kalle hatte sich wieder im Griff.
    Marga steckte ihre Nase in den Kühlschrank. »Ziemlich unbenutzt, wenn du mich fragst, um nicht zu sagen nigelnagelneu und leer.«
    »Der Kalender ist interessant.«
    »Mit Fotos.« Marga nahm ihn von der Wand. Ihre Haare verströmten einen eigentümlichen Geruch. Irgendwie antiseptisch statt Pfirsich-Maracuja.
    »Da versteht jemand was von Fotografie. Die beiden sind ja weit rumgekommen. Dubai, Kapstadt, San Diego.« Marga blätterte. »Und wo ist das, na?«
    Kalle stierte auf das Foto. »Keine Ahnung, du bist von uns beiden doch die Meerjungfrau.«
    »Komm schon, der breite Strand, die Dünen, der Leuchtturm. Ich tippe auf Amrum. Das sieht da heute immer noch so aus.«
    Auf Amrum war er mal mit Jay im Urlaub gewesen. Glatt vergessen.
    »Guck mal, auf den Gipsarm sind Millionen Herzchen gemalt. Hübsches Mädchen, oder, Kalle, was sagst du? Wie alt schätzt du sie?«
    Hübsch war gar kein Ausdruck. Ihre Haare waren schulterlang und knallblond. Wunderschöne gerade Zähne hatte sie. Marga hängte den Kalender wieder zurück an die Wand. Aber Kalle konnte sich nicht von dem Foto losreißen. Herzchen. Leise las er den in schwungvoller Handschrift verfassten Text unter dem Foto: »Für meine Bine. Du Engel hast mir das Leben gerettet. Zu unserem Jahrestag viele, viele heiße Küsse, Deine Gesa.«
    »Was ist?« Marga legte die Hand hinters Ohr.
    »Nichts, was soll denn sein?« Bine. Der i-Punkt war eine gestempelte Biene. Ein Schweißperlenschauer rieselte Kalle den Rücken hinunter.
    »Mensch, Kalle, wo bist du mit deinen Gedanken?« Die Falten auf Margas Stirn sahen aus wie ein Gewinde.
    Was hatte Marga doch gleich wissen wollen …? Ihm war furchtbar heiß. »Sechzehn oder siebzehn Jahre, vielleicht.«
    »Ja, könnte hinkommen.« Marga nickte.
     
    »Hier ist der Westdeutsche Rundfunk mit seinem zweiten Hörfunkprogramm, angeschlossen sind das zweite Programm des Senders Freies Berlin, das dritte Programm des Norddeutschen Rundfunks, Südfunk drei und das Deutsche Fernsehen. Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren. Hier ist wieder der Internationale Frühschoppen mit sechs Journalisten aus fünf Ländern.« Fritz sitzt in seinem Sessel vor dem Fernseher. Er hat die Lippen aufeinandergepresst. Die blaue Ader an der Schläfe sieht aus wie ein fetter Regenwurm. »Meine Herren«, Werner Höfer, wie immer mit schwarzer Hornbrille, hebt sein Weinglas und prostet in die Runde. Blauer Dunst von rechts und links nebelt ihn ein. »General Franco ist tot. Nach sechsunddreißig Jahren endet die Diktatur in Spanien. Juan Carlos wurde zum König proklamiert. Wird der König Spanien in die Demokratie führen?« Die Terrassentür steht offen. Im Wind bauscht sich die Gardine. Die Novemberluft ist feucht. Petra friert, dennoch bittet sie ihren Vater nicht, die Tür zu schließen. Mit dem guten Geschirr hat Petra den Tisch gedeckt. Sie zündet die Kerze an, weil Sonntag ist und weil sie einen Entschluss gefasst hat. Sie wird abhauen und zu Bine ziehen. Lisbeth bringt den Braten herein auf dem silbernen Tablett. »Zu Tisch, bitte.« Ihre Lippe ist aufgeplatzt. Angetrocknetes Blut klebt daran.
    Fritz hat sie nicht gehört, jedenfalls reagiert er nicht.
    »Bitte komm doch, es wird sonst kalt.«
    »Halt die Fresse!« Fritz springt auf, schaltet den Fernseher aus und knallt die Terrassentür zu, drückt den Hebel nach unten und zieht die Gardine vor. »Wie viele Male habe ich dir gesagt, du sollst dich von dem Schulze fernhalten, hm? Wie viele

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