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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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Male?«
    »Ich hab geklingelt, weil ich kein Salz mehr hatte.«
    Fritz zieht seinen Gürtel aus der Hose. »Ich hab genau gesehen, wie du dich an ihn rangeschmissen hast. Guck dich doch mal an, wie du rumläufst, Schlampe.«
    Ruhig knöpft Lisbeth die Bluse ganz bis zum Hals zu. »Ich hab bloß nach Salz gefragt.«
    Noch bevor Fritz die Hand mit dem Gürtel hebt, hält Lisbeth schon die Arme vors Gesicht.
    »Lass sie in Ruhe.« Petra stellt sich zwischen die Eltern. »Du hast es mir versprochen.«
    »Aus dem Weg.« Fritz geht einen Schritt auf Petra zu, doch Petra bleibt, wo sie ist.
    »Aus dem Weg.« Die Ader an Fritz’ Schläfe pulsiert. Fritz stößt Petra zur Seite. Sie stürzt mit dem Arm gegen die Kante der Anrichte.
     
    Kalles Blick wanderte durchs Küchenfenster hinüber zum
Hot Chili Pepper.
Als er neulich in der Kneipe gewartet hatte, wusste er es längst. Gesa hatte kein Interesse an ihm. Auf seinen Verstand konnte er sich verlassen, der war scharf wie Pfeffer und Chili zusammen. Doch seine hirnlosen Gefühle hatten zu viel Platz im Bauch. Saftladen. Ob die Bratkartoffeln zu fettig gewesen waren oder das Weizen schlecht? Jedenfalls hatte Kalle auf dem Klo im
Hot Chili Pepper
gehockt, von Magenkrämpfen und Dünnschiss geplagt.
    »Moin. Was liegt an?« Der Kollege von der Spurensicherung schlug Kalle auf die Schulter.
    Stechender Schmerz bohrte sich seinen Weg durch Kalles Halswirbel bis hinauf in den Kopf. »Umgraben. Und den Garten nicht vergessen.« Kalle hob den Zeigefinger und ließ ihn wieder sinken. Jede Bewegung war eine zu viel. »Benehmt euch. Keine aufgeschlitzten Sofas.«
    Das Handy klingelte
Let the sunshine in.
»Eliza-Schatz, was gibt es?« Der Kinobesuch mit der Krabbe – vergessen. Fuck! Es war Elizas nachträgliches Geburtstagsgeschenk. Einen Vater wie ihn brauchte kein Mensch. »Gönn dir einen XXL -Eisbecher auf meine Kosten. Ich mach mich sofort auf den Weg. Bis gleich.« Und alles nur wegen Gesa und seiner peinlich pubertären Liebeswallungen. Schluss. Aus. Vorbei.
    *
    Hamburg-Dammtor, Cinemaxx Kino – Hamburg-Neustadt, Wallanlagen
    Aus
sofort
waren schlappe neunzig Minuten geworden. Kalle war hoffnungslos zu spät. Vor dem Cinemaxx wartete eine gigantische Menschentraube. Er konnte es nicht in Worte fassen, aber irgendetwas in Gesas Haus hatte ihn irritiert. Ziellos war er durch die Räume gewandert, wohl wissend, dass Eliza vor dem Kino auf ihn wartete. Immer wieder hatte er vor dem Kalender in der Küche gestanden. Amrum. Gesa war damals ungefähr sechzehn gewesen und Kalle gerade eingeschult worden.
    Im Kino verursachte ihm der Geruch nach Puffmais Brechreiz. Die ganze Scheiße aus den USA ging Kalle auf den Sack. Bei seinem letzten Kinobesuch mit Eliza und Laura war er fünfzig Euro losgeworden. Die Karten, Softdrinks.
Papa, das heißt Popcorn!
Und in der Pause nach der Werbung auch noch Eis. Vor lauter Menschengewimmel konnte Kalle seine Krabbe nicht finden. Ihr Handy war ausgeschaltet. Kalle drängelte sich durch die Schlangen im Kassenbereich und sah sich im Foyer um. Nirgends konnte er Eliza entdecken. Er rief Laura an. Deren Mutter berichtete, Laura habe nicht mit ins Kino gedurft. Sie müsste noch für Mathe üben. Morgen sei ja die Klausur. Aha, Klausur. Wieso wusste Kalle wie immer von nichts? Als er sich wieder nach draußen durchgearbeitet hatte, war es dunkel geworden. Leichter Nieselregen setzte ein, und prompt hatte es auf der Kreuzung am Stephansplatz gekracht. Die Busse steckten im Stau fest. Das feierabendliche Verkehrschaos war perfekt. Kurzentschlossen überquerte Kalle die Dammtorstraße, eilte am Eis-Livotto-Kiosk vorbei, der verlassen im Schatten der Kastanien lag, und sprang die Stufen hinunter in den Park Planten un Blomen. Anders als im Kino war es hier menschenleer und unheimlich still, mit Betonung auf unheimlich. Wenn jetzt jemand aus dem Gebüsch sprang, war Kalle geliefert. Hamburgs Polizisten seien zu fett für die Verbrecherjagd. Das war die Schlagzeile in der
MOPO
vor ein paar Wochen gewesen, und sie hatte die Gemüter im LKA hochschlagen lassen. Guntbert hatte sich gefreut und Kalle als Paradebeispiel vorgeführt. Er solle sich beim Sport&Spaß-Fitnesstraining zum Abspecken anmelden. Das sei eine Dienstanweisung. Bisher war Guntbert nicht darauf zurückgekommen, aber er würde es tun und Kalle so lange nerven, bis Guntbert erreicht hatte, was er wollte: Sieger sein. An der alten Bunkeranlage flatterten ein paar Fledermäuse in den Himmel.

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