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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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kroch die auflaufende Flut höher und höher und hinterließ mit jederWelle einen neuen Schaumstreifen. Das dunkle Mahagoni und das gelblich-braune Teakholz, die schweren Glasfenster und Messingbeschläge meines Hausboots boten einen wunderschönen Anblick, wie ihn nur Metall und Holz haben können. Ich öffnete die Luke, ging in die Hauptkabine und drehte das Licht an.
    Bobby Joe Starkweather erhob sich blitzschnell vom Fußboden und schlug mit einem kurzen Stück Eisenrohr nach meinem Gesicht. Das Eisenrohr trug am einen Ende eine schwere Schelle, das andere war mit einer Art Griffband umwickelt. Ich duckte mich und riß instinktiv die Arme hoch, so daß die Wucht des Schlages von meinen Unterarmen etwas abgemildert wurde, aber die gußeiserne Schelle erwischte mich an einer Gesichtshälfte, und ich hatte das Gefühl, als ob mir ein Ohr abgerissen würde. Ich versuchte, den 38er aus dem Halfter zu ziehen, aber jemand drückte mir von hinten beide Arme fest an den Leib, und wir fielen alle drei in das Gestell mit meinen Schallplatten an der gegenüberliegenden Wand. Meine Sammlung historischer Jazzaufnahmen, alte 78er Schellackplatten, die so zerbrechlich und empfindlich waren wie gebrannte Keramik, war nur noch ein Haufen schwarzer Scherben auf dem Fußboden. Dann war plötzlich ein dritter Mann über mir, ein großer Bursche mit einem bleistiftdünnen Schnurrbart und pomadisiertem, rötlichem Kraushaar, und ich war begraben unter ihren Händen, Armen, Schenkeln, Gesäßen und Knien. Das Gewicht der drei Leiber, ihre Kraft und ihre Ausdünstungen waren so überwältigend und erdrückend, daß ich mich unter ihnen nicht mehr bewegen und kaum noch atmen konnte. Dann spürte ich plötzlich eine spitze Nadel in meinem Genick. Ein unausgesprochener Wunsch blieb mir im Halse stecken, und mein Mund war unbeweglich weit aufgerissen, als ob man mir die Kiefergelenke gebrochen hätte. In diesem Augenblick preßten mir meine drei Freunde auch noch den letzten Rest Atemluft aus den Lungen, das Blut aus dem Herzen und das Licht aus den Augen.

6
    Als ich aufwachte, fand ich mich in einer Art Autowerkstatt wieder. Das Dach bestand aus Wellblech, und draußen regnete es. Ich lag ausgestreckt auf einem alten Holztisch. Meine Arme waren mit Handschellen an einen hinter mir stehenden Pfosten gefesselt und meine Füße an einen zweiten Pfosten am anderen Ende des Tisches gebunden. Das einzige Licht in dem kleinen Raum kam von einer tragbaren Arbeitslampe, die zwischen zahlreichen Werkzeugen, Keilriemen, Schmierpistolen und Bündeln von Zündkabeln an einer der Wände hing. Die Luft war stickig und heiß und roch nach Öl und Rost. Als ich meinen Kopf zu drehen versuchte, hatte ich das Gefühl, mein Hals würde abbrechen wie der trockene Stengel einer Blume.
    Dann fiel mein Blick auf Sam Fitzpatrick, der vier Schritte von mir entfernt auf einem Holzstuhl saß. Seine Unterarme lagen unbeweglich auf den Armlehnen des Stuhls, von den Ellbogen bis zu den Handgelenken mit einer Wäscheleine umwickelt, so daß seine Hände wie gebrochene Krallen herausragten. Seine Kleidung war zerrissen und voller Schmieröl und Blutflecken, und sein geschundener, blutender Kopf hing ihm auf die Brust, so daß ich sein Gesicht nicht erkennen konnte. Neben seinen Füßen stand eine Telefonkurbel auf dem Boden, wie sie für die Feldtelefone der Army benutzt wurde.
    »Sam«, rief ich.
    Er gab einen undeutlichen Laut von sich und bewegte seinen Kopf. »Sam, ich bin es, Dave Robicheaux«, rief ich wieder. »Wo sind die anderen?«
    Er hob den Kopf, so daß das Licht auf ihn fiel und ich sein Gesicht sehen konnte. Seine Augen waren zugeschwollen wie bei einem Preisboxer, der seinen Kampf verloren hat, die Nase war gebrochen, und an seinen Zähnen klebte blutiger Speichel.
    »Wo sind sie hin, Sam?« fragte ich noch einmal.
    Jetzt begann er plötzlich schwer zu atmen, und es rumorte in seiner Kehle, als versuche er, alle Kraft zusammenzunehmen, um einen einzigen Satz zu sagen.
    »Elephant Walk«, stieß er mühsam hervor.
    Ich hörte, wie eine Blechtür auf dem Betonfußboden scharrte, und der kühle Geruch des Regens erfüllte den Raum. Philip Murphy, der kleine Israeli und der hochgewachsene Mann mit dem bleistiftdünnen Schnurrbart und dem drahtigen roten Haar traten in den Lichtkegel der Arbeitslampe. Sie trugen Papiertüten mit Hamburgern und Pommes frites in den Händen.
    »Sie müssen ’ne starke Natur haben«, sagte Murphy. »Immerhin haben die Ihnen

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