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Neonträume: Roman (German Edition)

Neonträume: Roman (German Edition)

Titel: Neonträume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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Ausfälligkeiten gegen unsere Gilde.«
    » Sie war meine Verlobte, nicht meine Freundin«, kläfft Wowa zurück.
    » Egal. Das spielt keine Rolle. Du hättest mit ihr spielen sollen. Zum Beispiel hättest du ihr erzählen können, du schreibst an einem Buch, du bist nicht bloß ein banaler Manager, sondern auch Schriftsteller. Das hätte sie echt angemacht, verstehst du? Sowas braucht sie. Und wer weiß, vielleicht hättest du ja auf einmal wirklich angefangen, ein Buch zu schreiben. Warum nicht, es gibt Dümmere als du, die Bücher schreiben.« Ich klopfe ihm auf die Schulter. Alle lachen. Aus den Augenwinkeln bemerke ich, wie sich zwei Frauen an einem Tisch in der Nähe des Eingangs niederlassen. Die beiden sind flüchtige Bekannte von mir, die eine heißt Nastja, die andere… tja, keine Ahnung, eine typische Braut Marke » keine Ahnung, woher ich die kenne.« Jedenfalls, der Art nach zu urteilen, wie die beiden sich im Restaurant umschauen, sind sie gerade intensiv auf Männersuche.
    » Spielen!«, kräht Wowa neben mir verächtlich. » Du hast gut reden! Du wohnst mit deinen beiden Weibern ja nicht unter einem Dach!«
    » Na und? Du wohnst jetzt mit gar keinem Weib mehr unter einem Dach. Also probier’s aus! Die Welt steht dir offen!« Und jetzt geh ich aufs Klo, ich muss mein Hirn entschlacken.
    » Und wenn dich die eine mal zusammen mit der anderen erwischt?« Wowa lässt wirklich nicht locker.
    » Es hängt alles von der richtigen Wahl der Lokalitäten ab, Wowa. Zum Beispiel trifft man sich mit der einen grundsätzlich nur im Restaurant, und mit der anderen zieht man durch die Klubs und Kneipen. Außerdem habe ich einen siebten Sinn für Gefahr. Das ist nämlich mein zweiter Name: Andrej-der-die-Gefahr-riecht-Mirkin. Noch nicht gehört?«
    Als ich von der Toilette zurückkomme, stelle ich fest, dass die Party in den letzten Zügen liegt. Wowa sitzt da, den Kopf auf die Hände gestützt und jammert leise vor sich hin. Wanja telefoniert.
    » Du bist nicht der Erste und nicht der Letzte, mein Freund«, labert Anton in Wowas verschwitzten Kragen. » Es hat keinen Sinn, sich von seinen Problemen auffressen zu lassen. Entspann dich. Geh mal ins Kino oder tanzen.«
    » Ich will aber nicht… Dieses Luder! Scheiße… Das Schlimmste ist, dass ich es meinen Eltern schon erzählt habe, verstehst du? Und die Ringe habe ich auch schon ausgesucht.« Wowa fängt wieder an zu greinen. Er ist längst jenseits von Gut und Böse. Anton sieht mich flehend an. Ich kapiere, dass wir Wowa schleunigst loswerden müssen, sonst haben wir den Rest des Abends damit zu tun, uns sein ödes Gejammer anzuhören, und am Ende müssen wir seine Alkoholleiche nach Hause transportieren.
    » Sag mal, Wowa, stimmt das eigentlich, dass es bei euch in der Firma eine innerbetriebliche Anweisung gibt, jeder Mitarbeiter, der direkten Kundenkontakt hat, müsse immer eine angebissene Tafel Schokolade auf dem Schreibtisch liegen haben?« Das ist natürlich kompletter Schwachsinn, aber wenn man einen volltrunkenen Bürohengst in eine andere Richtung lenken will, bringt man am besten das Thema auf seinen Arbeitsplatz. Wowas Augen leuchten auch sofort auf. Ich hab ihn am Haken.
    » Eine angebissene Tafel? Das gab es wohl mal, früher… Aber jetzt nicht mehr, nee. Vielleicht in der Anfangsphase unserer Firma… Damit sich die Mitarbeiter stärker mit unseren Produkten identifizieren…« Sein Blick verschwimmt schon wieder.
    » Super Psychologie, Alter, echt Spitze. Ihr verkauft doch auch Hundefutter, oder?«
    » Hundefutter, Katzenfutter, Wein auch… Alles, was du willst!« Wowa fängt vor Begeisterung an zu gestikulieren und schmeißt sein Weinglas um.
    » Relax, take it eeeeeasy«, singt Mika aus den Boxen. Wanja brummelt den Takt dazu ins Telefon.
    » Und müssen dann die entsprechenden Mitarbeiter immer eine offene Dose Hundefutter auf dem Schreibtisch haben?«
    » Mann, das weiß ich doch nicht!« Mein Humor ist offenbar zu subtil für Wowa. » He, Wanja, was soll die Telefoniererei, kümmer dich lieber um deine Kameraden!«
    Au Backe, denke ich. Jetzt sind wir schon bei den Kameraden angelangt. Wie lange wird es jetzt noch dauern? Zehn Minuten? Fünfzehn Minuten?
    » Was ist, zischen wir los?«, mischt sich Wanja ein. » Zahlen wir?«
    Aber da startet Wowa auch schon durch. Er hat keine zehn Minuten gebraucht.
    » Quatsch, jetzt fahren wir in ’ne Karaoke-Bar!«, kräht er. » Wir nehmen uns einen Tisch und dann wird ein Stündchen gesungen! Na,

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