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Neonträume: Roman (German Edition)

Neonträume: Roman (German Edition)

Titel: Neonträume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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Liebe?«, erkundigt sich Wanja, der vom Klo zurückkommt.
    » Ey, das musst du mal peilen, der Typ lebt seit einem halben Jahr mit zwei Frauen gleichzeitig zusammen!«, orgelt Wowa und haut ihm auf die Schultern.
    » Ich bin im Bilde. Und, noch immer nicht aufgeflogen? Fantastisch! Sag mal, Anton, hab ich dir eigentlich erzählt, dass ich ihn hier mal im Gudman getroffen habe, mit dieser Dings, wie heißt sie noch?«
    » Mit Lena«, grinse ich.
    » Lena, genau. Er sitzt da in seinem feinen Zwirn mit teuren Manschettenknöpfen, süffelt Wein und macht auf Manager, schwadroniert mit ihr über Big Business und so weiter. Ich wollte mit ein paar Kollegen essen gehen, und auf einmal treffe ich ihn. Ich hab ihn erst gar nicht erkannt. Als was hast du mich ihr noch mal vorgestellt? Für welche Supermarktkette sollte ich als Objektbauer arbeiten?«
    » Für Wal-Mart, Alter. Ich habe ihr erzählt, dass ich für Wal-Mart arbeite.«
    » Aber die sind doch hier noch gar nicht vertreten!«
    » Aber bald. Steht doch in allen Zeitungen. Zweimal im Monat kannst du das nachlesen.«
    » Du bist echt ein Filou!«, bemerkt Wanja.
    » Und ich hab mit ihm letztes Wochenende im › Dach‹ rumgehangen, zusammen mit dieser notgeilen Nymphomanin Rita Reschetnikowa«, lästert Anton, ohne den Blick von seinem Handy-Display zu nehmen.
    » Woher weißt du denn, dass sie Nymphomanin ist?«, kichere ich. » Hat sie dir das geflüstert?«
    » Nur eine Vermutung. Aber wo wir schon mal dabei sind: Erklär mir doch bitte mal, warum ihr eigentlich bei jeder Party unbedingt auf dem Klo vögeln müsst? Ich finde das zwanghaft. Glaubt sie, das gehöre sich nun mal so für ein Top-Model? Oder hast du ihr eingeredet, jeder Promoter, der was auf sich hält, mache das so? Ach, übrigens, von welchem Klub hast du ihr damals erzählt? Ich meine, wo man dich angeblich als Teilhaber wollte? Das Paradies?«
    » Erdöl, Anton, Erdöl heißt der Club. Und vergiss nicht, wenn du uns nochmal zusammen treffen solltest, mir diesbezüglich den Rücken zu stärken.« Ich finde die ganze Situation inzwischen extrem erheiternd. Die anderen lachen sich auch schon schlapp. Nur Wowa hockt da und macht ein dummes Gesicht.
    » Aber… wie kriegst du das bloß hin?«, blubbert er fassungslos. Er hat jetzt den Schluckauf.
    » An unserem Andrej ist eben ein Schauspieler verloren gegangen«, bemerkt Anton trocken.
    » Ach was, Frauen sind von Natur aus glutgläubig, deshalb merken sie nicht, dass dieser Clown sein ganzes Repertoire an heißen Liebesschwüren bloß auswendig runterleiert.«
    » Es hängt eben alles davon ab, wie man sich positioniert«, fasse ich zusammen. » Und jetzt hört auf, meine Mädels schlechtzumachen. Meine Lena, zum Beispiel, hat immerhin Wirtschaft studiert, und Rita … äh, Rita hat ein gutes Portfolio.« Vom Lachen tut mir langsam schon der Bauch weh.
    » Und hast du keine Angst, dass sie dir eines Tages auf die Schliche kommen?« Wowa kneift schlau ein Auge zu. Das heißt, möglicherweise ist er auch nur zu besoffen, um scharf gucken zu können.
    Ich winke müde ab. » Du kapierst wirklich null. Die wollen mir gar nicht auf die Schliche kommen. Du machst einen großen Fehler, Wowa, weil sich in deinem Hirn eine muffige Mittelstandsmoral festgesetzt hat. Das ist so eine Art Virus, den du dir mal eingefangen hast und den du jetzt nicht mehr loswirst. Frauen interessieren sich nicht für die Wahrheit, verstehst du? Sie brauchen Fantasie! Frauen haben eine große Leidenschaft für die unwahrscheinlichsten, fantastischsten Geschichten. Lena, zum Beispiel, möchte gern einen jungen, sympathischen Manager heiraten und mit ihm zusammen nach Amerika auswandern. Und? Ich gebe ihr diesen Traum. Und Rita will mit einem renommierten Promoter ins Bett– bitte sehr! Kein Problem! Sie wollen Spiel und Leidenschaft. Ich spiele leidenschaftlich, Alter, ganz ehrlich. Ich bin ein leidenschaftlicher Spieler. Und ein leidenschaftlicher Liebhaber darf alle möglichen Hobbys haben, eine eigene Hip-Hop-Band, eine eigene Kolumne im Beobachter und so weiter. Ich bin das, was die Leute in mir sehen wollen, aber wer ich wirklich bin, das weiß nur ich allein.« Wow! Das klingt wirklich gut. Muss ich mir merken. » Außerdem bin ich nicht irgendein x-beliebiger Journalist, nein! Ich habe Talent!« Zur Bekräftigung dieser Behauptung, respektive Feststellung, hebe ich den Zeigefinger. » Deine Freundin ist mit einem Journalisten durchgebrannt, deshalb verzeihe ich dir deine

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