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Neonträume: Roman (German Edition)

Neonträume: Roman (German Edition)

Titel: Neonträume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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unsere Jungs gegen England gespielt? Keinen Schimmer. Wie viel Miese sind auf meinen Kreditkarten aufgelaufen? Locker fünf Riesen… Scheiiiiiße! Montag muss ich mein Material abgeben, ob Marina mit den Fotos fertig wird? Nee, Moment, so geht’s nicht. Ich kralle mich in Lenas Flanken fest. Das Einzige, was jetzt hilft, ist ein richtig kompliziertes Problem. Rita will bei mir einziehen… Mann, stell dir vor, sie würde uns jetzt so erwischen! Ah, Idiooot, aaahhhh, neiiiin, egal, danaaaach entschuuuuuuldige ich mich, selberselberschuld, was brauuuchst du so laaaaaaa…
    Wir lassen uns in die Kissen fallen, bleiben eine Weile so liegen, bis Lena anfängt zu kichern:
    » Man kann sich kaum in Position bringen, da bist du schon fertig.«
    Das war früher so ein Running Gag zwischen uns. Bloß finde ich das heute gar nicht mehr witzig. Ich mache die Augen zu. Sonderbar. Warum ist das eigentlich so? Warum erscheint einem alles, was man früher an einer Frau anziehend gefunden hat, auf einmal banal und störend? Warum nerven nach einiger Zeit alle die kleinen Eigenarten, die man früher an ihr doch geliebt hat?
    » Hab ich dich beleidigt?«, fragt Lena und stützt sich auf den Ellenbogen. Ihre linke Brust sieht dabei irgendwie eingedetscht aus. » Du benimmst dich so seltsam.«
    » Nein, alles okay, Honey!«
    » Aber ich sehe doch, dass es nicht okay ist! Gar nichts ist okay!«
    Siehst du das jetzt erst?
    » Lena, ich bitte dich, bleib cool!«
    » Du brauchst mich nicht zu bitten! Andrej, was ist los?«
    » Nichts. Ich bin ein bisschen müde von gestern Abend, kümmere dich nicht darum.«
    » Das ist es nicht.« Lena drückt sich an mich. » Mir ist doch aufgefallen, dass du bei jedem kleinen Anlass böse auf mich bist. Früher hast du über meine Witze gelacht. Oder bringe ich da etwas durcheinander?«
    » Nein, nein. Wahrscheinlich bin ich es, der da was durcheinanderbringt«, antworte ich leise und verschwinde ins Bad.
    Ich drehe das Wasser auf und höre durch das Rauschen hindurch seltsame Geräusche hinter der Tür. In meinem Magen rumort es, mein Kopf fängt an zu schmerzen. Das ist kein Kater, eher fühlt es sich an wie eine Lebensmittelvergiftung. Was hab ich denn gestern gegessen? O Mist…
    In Lenas Toilettenschrank muss ich mich erst durch eine Phalanx von Gläsern, Tuben, Puderdosen, Deos, Hautcremes und Eaux de Cologne kämpfen, ehe ich zu den Dingen vordringe, die man wirklich braucht: Shampoo, Duschgel und Lacalut-Zahnpasta. Wenn man von dieser Reihenfolge auf das Verhalten der Frauen schließen wollte, müsste man vermuten, dass sie sich permanent cremen, pudern und desodorieren, aber äußerst selten duschen oder Zähne putzen. Natürlich ist es in Wirklichkeit umgekehrt, und diese strategische Ordnung der Pflegemittel ist nur ein weiterer Beweis für die männlichen Hirnen nicht erschließbare weibliche Logik. Endlich fällt mir ein Gläschen mit dunkelbraunen Kapseln in die Augen. Festal-Magenpillen– na also! Ich spüle mir gleich zwei davon durch den Hals, überlege, dass zwei kleine Kapselchen gegen diese kardinale Übelkeit wenig ausrichten können und schieße noch zwei nach. Lena rumort draußen immer noch. Ohne mich groß darum zu kümmern, steige ich wieder unter die Dusche, lasse mir das Wasser auf den Schädel prasseln und versuche, einen meiner Songtexte für die heutige Probe zu repetieren.
    Schließlich wird die Tür aufgerissen, Lena stürzt herein, dreht mir das Wasser ab und fängt an, mich mit Fragen zu bombardieren:
    » Was ist mit dir los?«, » Warum redest du nicht mit mir?«, » Was soll das eigentlich?« und so weiter.
    Nackt und nass in der leeren Wanne sitzend, habe ich absolut keine Chance gegen sie.
    » Hast du…« Lena reißt an ihren ohnehin zerzausten Haaren. » Hast du eine andere?«
    Wenn sie so wütend ist, finde ich sie einfach wahnsinnig erotisch.
    » Nein, ich… Ich bin bloß frustriert, dass ich dich nicht befriedigen konnte, Honey.« Das stimmt immerhin.
    Ich senke betrübt den Kopf. Bei dieser Gelegenheit fällt mir meine kapitale Erektion ins Auge. Der zweite Durchgang findet gleich hier im Bad statt.
    Zwanzig Minuten später sitzen wir in der Küche, in Handtücher gewickelt, trinken Kaffee und essen selbstgemachte Marmelade.
    » Soll ich dir ein Omelett machen?«, fragt Lena.
    » Danke, mein Häschen, aber ich möchte jetzt nicht. Mein Magen spinnt. Ich hab eben gerade vier Kapseln Festal eingeworfen.«
    » Festal? Wo hast du das denn her?«, wundert sie

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