Nephilim
hinter ihm saß, und verbreitete Nandos Befehl. Sie mussten Ruhe bewahren, sie durften sich auf keinen Fall anmerken lassen, dass etwas vor sich ging. Jeder von ihnen hatte gelernt, diese Maske zu tragen, und nun, da sich seine Worte durch die Gedanken der Gefangenen schoben, sah selbst Nando nur in wenigen Augenpaaren eine Veränderung.
Er schaute hinüber zu Drengur und Avartos, die in entgegengesetzte Richtungen liefen und den Platz umrundeten. Sorgsam hielten sie sich von den Dämonen fern und bewegten sich so schnell, dass keiner der Anwesenden bemerkte, dass sie alle paar Schritte winzige Flammen fallen ließen. Nando legte die Hand auf das Schloss des Käfigs, tastend schickte er einen Suchzauber vor und stellte fest, dass er von keinem Alarm geschützt wurde. Eilig zerbrach er das Schloss und sah zu, wie Avartos und Drengur ihre Zielposition erreichten. Atemlos schauten sie alle drei zu Salados hinüber.
Der General Bantoryns stand regungslos in den Schatten, den Blick auf die Dämonen gerichtet, und hob langsam den Kopf. Ein Flackern ging durch seinen Blick und verwandelte sein Gesicht in das steinerne Antlitz eines Kriegers aus lange vergessener Zeit. Dann riss er die rechte Faust in die Luft und brüllte so laut, dass seine Stimme über den Platz fegte und die Musik der Dämonen in einem fulminanten Crescendo aus Donner erstickte. Im selben Moment setzten Avartos und Drengur den Kreis in Flammen, den sie um den Platz gezogen hatten, und der Himmel über Bantoryn wurde erhellt von einem Sturm brennender Pfeile.
Ein Meer aus Leibern erhob sich in dem Riss, den die Engel in Bantoryns Firmament geschlagen hatten, Nando sah die grimmigen Gesichter der Nephilim, er sah Morpheus in seiner Flugkapsel, der einen Schwarm seiner Roboter zum Mal’vranon schickte, um Kaya zu retten, und seine metallenen Engel, und er stieß einen Schrei aus, als die Nephilim mit ohrenbetäubendem Schlachtruf auf die Dämonen niederstürzten.
Zischend durchschnitten die Pfeile die Luft und trafen dumpf die Körper etlicher Dämonen, und als die Nephilim in Schlachtformation in der Mitte des Platzes landeten und donnernd über die Köpfe ihrer Feinde hinwegjagten, da wichen die Kreaturen der Schatten kurz vor ihnen zurück. Im nächsten Moment sprang Bhrorok auf die Beine und brüllte, dass der Boden erzitterte. Seine Stimme schickte seinen Schergen den Zorn in die Adern, außer sich stürzten sie sich auf die Nephilim, während Bhroroks Blick sich suchend in die Menge warf.
Nando riss die Käfigtüren auf, um den Gefangenen die Flucht zu ermöglichen, doch statt sich in Sicherheit zu bringen, stürmten sie auf ihre Feinde los. Gemeinsam mit den anderen Nephilim und den metallenen Engeln begannen sie, die Dämonen aus dem Kreis der Flammen zu treiben, den Avartos und Drengur errichtet hatten. Geduckt eilte Nando unter ihnen voran. Flackernde Feuer zogen über seine metallene Faust, in der rechten Hand trug er Silas’ Schwert. Immer wieder wehrte er Angreifer ab, die sich auf ihn stürzen wollten, und drängte Bhroroks Stimme zurück, die donnernd durch die Reihe der Kämpfenden zog und nur einen suchte: ihn, den Teufelssohn. Er wich den glühenden Speeren und Feuerbällen aus, er unterdrückte den Schmerz, als ein flammender Pfeil seinen Arm streifte, und er spürte die Welle der Erleichterung, als er endlich den Thron Bhroroks und die zusammengesunkene Gestalt erreichte.
So schnell er konnte, hob er Noemi auf und legte sie hinter einen umgestürzten Granitblock. Ihr Körper war eiskalt und erschreckend leicht, als wäre er nicht mehr als eine leere Hülle. Der Drudenfuß flammte auf ihrer Stirn, sie wirkte wie schlafend unter dem Bann, und Nando spürte die Macht Bhroroks, die sich in ihre Gedanken geschlichen und ihren Willen gelähmt hatte. Mit rasendem Herzen legte er einen Schutzwall über sie und strich ihr vorsichtig übers Haar. Er würde sie von diesem Fluch erlösen. Er würde sie nicht allein lassen in der Dunkelheit.
Die Kälte traf ihn wie ein heimtückischer Schlag. Blitzschnell fuhr er herum – und sah, wie Bhrorok durch die Menge auf ihn zutrat. Der Dämon bewegte sich langsam, beinahe gelassen. Er hielt den Kopf tief geneigt, aus grausamen Augenschlitzen sah er zu Nando herüber, und während die Kämpfenden von ihm zurückprallten wie von einem Felsen, bewegte er die Finger, als würde er ein Musikstück dirigieren. Ein Lächeln stahl sich auf die Lippen des Dämons, während die Geräusche der Schlacht nur
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