Nephilim
Dämonen voneinander, wurden zu verschiedenen Völkern, und schließlich kam es zum Krieg. Luzifer stand den Dämonen als grausamer Kriegsherr vor, und obgleich die Engel die Herrschaft erlangten und die Menschen vor den Dämonen beschützten, kam es immer wieder zu heftigen Kämpfen zwischen den verfeindeten Parteien. Der Teufel war und ist der mächtigste Dämon dieser Welt. Es ist keinem gewöhnlichen Engel oder Dämon möglich, gegen ihn zu bestehen. Seine magischen Kräfte sind gewaltig, sein Kampfgeschick ist grenzenlos, und seine Haut, so heißt es, sei unverwundbar wie die Haut eines Drachen. Nur sein Schwert Bhalvris sollte es vermögen, ihn zu verletzen – jenes Schwert, von dem einige Legenden behaupten, dass es das Schwert Michaels war, mit dem Luzifer zur Erde hinabgeschleudert worden sei und das er mit dunklen Mächten zu einem Teil seines Selbst gemacht habe.
Doch auch unter seinen Getreuen wuchsen Kritiker heran – Dämonen, die dem Weg des Teufels nicht länger folgen wollten. Einem von ihnen gelang es, seinem einstigen Herrn sein Schwert zu entwenden. Er übergab es den Engeln, und in der Schlacht vor Bhrakanthos, dem Sitz des Teufels im Kern des Pandämoniums, verwundete Hadros, der stärkste Engelskrieger zu jener Zeit, den Fürsten der Schatten schwer mit seiner eigenen Waffe.«
Antonio schwieg für einen Moment, sein Blick hing an dem Bild Luzifers wie an einer Erinnerung. »Ich war dabei«, raunte er dann. »Ich kämpfte in den Teufelskriegen, jenen Kämpfen, die in der Schlacht um Bhrakanthos gipfelten, und ich sah Hadros, den Strahlenden, wie er das Schwert gegen Luzifer erhob. Er hatte nicht die Macht, ihn zu vernichten – doch er konnte ihm einen Teil seiner Kraft nehmen und ihn mitsamt seiner Dämonen im Pandämonium einschließen, das Luzifer selbst in die neun Kreise der Hölle gegliedert hatte. Nach den Chroniken meines Volkes wurde das Schwert Bhalvris vernichtet, das zu einem Werkzeug des Teufels geworden war, auch wenn sich noch immer Legenden um diese Waffe ranken, die behaupten, dass sie noch existiere. Die Schlüssel zum Pandämonium sollen sich bis heute im Besitz zweier Pfortenengel befinden, die den Bann auf den Kreisen der Hölle aufrechterhalten und so die Dämonen darin gefangen halten. Doch niemand weiß, wo diese Engel leben und wer sie sind, denn wie so vieles an dieser Geschichte sind auch sie Legenden. Nur vereinzelte Dämonen leben noch in der Welt der Menschen, die meisten von ihnen in der einzigen freien Dämonenstadt Or’lok in den Tiefen dieser Erde. Sie verbergen sich vor den Augen der Sterblichen ebenso wie die Engel – und die Nephilim, Mischwesen aus Engeln oder Dämonen und Menschen.«
Nando wandte den Blick von dem flammenden Bild ab und sah Antonio an. »Wesen wie ich«, sagte er, doch es klang wie eine Frage, und Antonio neigte zustimmend den Kopf. »Aber ich habe Eltern gehabt«, fuhr Nando fort. »Wie kann es sein, dass ich nur ein halber Mensch bin? Und warum erfahre ich das erst jetzt?«
»Die Kräfte eines Nephilim werden von Generation zu Generation weitergegeben wie eine besondere Gabe«, erwiderte Antonio. »Doch nur die wenigsten von ihnen sind sich darüber im Klaren, wer oder was sie in Wahrheit sind, denn nicht jeder Nephilim bildet seine Kräfte aus. Kommt jedoch der Tag, da sich seine Magie entfaltet, schwebt er vom selben Augenblick an in tödlicher Gefahr. Denn Luzifer gelang es, vor seiner Verbannung mit einer Sterblichen ein Kind zu zeugen – einen Nephilim, in dessen Brust die Kraft ruhte, seinem Vater die verlorene Stärke zurückzugeben. Sobald der Teufel seine Macht wiedererlangt hat, könnte er die Kreise der Hölle einreißen und so nicht nur seine Dämonen, sondern auch sich selbst befreien. Über Generationen wurde diese Teufelskraft weitergegeben, und vor einigen Jahren rief Luzifer sie in einem seiner Nachfahren wach, um seine Rückkehr in die Welt einzuleiten. Jenen Nephilim nannte man den Sohn des Teufels.«
Ein Schatten glitt über Antonios Gesicht, doch er verschwand so rasch, dass Nando sich nicht sicher war, ob er ihn tatsächlich gesehen hatte.
»Er wurde getötet, ehe Luzifer seine Pläne beenden konnte«, sagte Antonio leise. »Doch die Kraft des Teufels liegt noch immer in dieser Welt, und besonders die Engel fürchten den Tag, da sie erneut in einem Nephilim erwachen und von Luzifer für seine Zwecke missbraucht werden könnte. Deshalb jagen sie die Nephilim unerbittlich und töten sie, sodass dein Volk ein
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