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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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knarzte leise, geisterhaft glitten die Lichter der Taxischeinwerfer durch die Dunkelheit, die sie umdrängte. Vor dem Gitter zogen Gesteinsschichten vorüber, Felsen mit schwarzen und ockerfarbenen Mustern, und Nando spürte die Kälte, die durch sein halb geöffnetes Fenster drang. Die Ungewissheit pulste als stechender Schmerz in seinen Schläfen, und als der Fahrstuhl mit knirschendem Geräusch zum Stehen kam, hielt er den Atem an.
    Giorgio summte nicht mehr. Er öffnete das Gitter, durch das nebelhaftes, graues Licht fiel, und als er wieder ins Auto stieg, warf er Nando einen beruhigenden Blick zu. »Es gibt schlimmere Orte auf dieser Erde als die Welt hier unten«, sagte er und zwinkerte, aber irgendetwas in seinen Augen verriet Nando, dass er diese Worte wohl in erster Linie zu sich selbst gesprochen hatte. Dann startete er den Wagen und steuerte ihn aus dem Fahrstuhl.
    Sie befanden sich auf einer schmalen, mit schwarzen Steinen gepflasterten Straße. Dunkle Felsen erhoben sich zu beiden Seiten und reichten so hoch hinauf, dass Nando ihr Ende nicht erkennen konnte. Fluoreszierende Steine prangten auf dunklen Pfählen, die wie Dornen aus dem Boden ragten, und verbreiteten ein diffuses rotes und grünes Licht. Erst auf den zweiten Blick sah Nando, dass Häuser in die Felsen geschlagen worden waren. Es waren Wohnungen mit Fenstern und Türen aus kunstvoll gearbeitetem Metall. Ihr Glas wurde vollständig von rostbraunem Steinstaub bedeckt, den ein böiger Wind über das Pflaster trieb.
    Die Räder des Taxis holperten über die Straße, während das Licht der Scheinwerfer sich durch den Staub warf, flackernd und von Dunkelheit umdrängt, dass es Nando schien, als befänden sie sich in einer Taucherkapsel tief unten im Meer. Gespenstisch glitten die Scheinwerfer über die Fassaden der Häuser, die Nando in ihrer stummen Finsternis an die Gebäude einer Geisterstadt denken ließen. Doch kaum hatte er das gedacht, bemerkte er eine Bewegung hinter einem der Fenster. Erschrocken fuhr er zurück, als er in das bleiche, reglose Gesicht eines Mannes blickte, der gleich darauf in die Dunkelheit seiner Wohnung zurücktrat.
    Nando rutschte in die Mitte der Rückbank und beugte sich vor, sodass er die Straße hinaufschauen konnte, die sich in Kurven an den schwarzen Felsen vorüberschob. »Wo sind wir?«, fragte er mit gedämpfter Stimme.
    Giorgio hatte sein Lächeln eingebüßt, aber als er sich halb zurückwandte, lag in seinen Augen noch immer jener freundliche Glanz, der Nando umgehend einen Teil seiner Aufregung nahm. Der Taxifahrer öffnete den Mund für eine Antwort, doch Antonio kam ihm zuvor.
    »Die Brak’ Az’ghur«, erwiderte er leise. Er schaute so konzentriert aus dem Fenster, als würde er den wirbelnden Staub mit seinem Willen niederzwingen wollen. »Die Tunnel der Schatten, die einen großen Teil der Unterwelt durchziehen. Vor den Teufelskriegen lebten viele Engel und Dämonen hier zusammen – in den Katakomben, Stollen und Höhlensystemen rings um Yryon, die Stadt der Dornen, die sie gemeinsam errichtet hatten … Damals, als sie ein Ziel wie die Zerstörung der Welt noch nicht kannten. Doch dann zogen sich die Schergen Luzifers endgültig ins Pandämonium zurück, in den tiefsten Schlund der Erde, und die Engel zogen hinauf ins Licht. Aus Yryon wurde Katnan, die Stadt des Zwielichts. So kam es, dass die Brak’ Az’ghur ein Raum zwischen den Welten wurden und ein Ort, an dem all jene ein Zuhause fanden, die Wanderer sind zwischen Licht und Schatten.«
    Als hätten sie seine Worte gehört, schoben sich in diesem Moment Gestalten aus dem Dämmerlicht der Straße. Nando erkannte schemenhafte Wesen in schäbigen Mänteln, die Schwingen von rostrotem Staub bedeckt, und Geschöpfe ohne Flügel, die Körper in zerrissene Kleidung gehüllt. Sie schienen das Taxi nicht zu bemerken, oder sie interessierten sich nicht dafür. Schweigend eilten sie die Straße hinauf oder hinunter, die Blicke geneigt, die Schultern im pfeifenden Wind angezogen. Nando fuhr zusammen, als plötzlich eine kleine haarige Gestalt mit leuchtend grünen Augen auf die Motorhaube hüpfte, einen neugierigen Blick ins Innere des Taxis warf und mit leisem Keckern wieder davonsprang. Wie ein Koboldmaki hatte sie ausgesehen, und Nando starrte verblüfft in die Schatten der Straße, in denen sie verschwunden war.
    »Schattengnome«, sagte Antonio mit einem Lächeln. »Sie gehören zu den harmlosesten Bewohnern der Brak’ Az’ghur. Doch die Gänge

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