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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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ist.«
    Giorgio schnaubte, während der Dämon mit überheblichem Lachen in die Luft sprang und in der Menge untertauchte. »Der da wäre nützlich unter meinen Rädern gewesen«, murmelte er und ignorierte den strengen Blick Antonios. Er steuerte eine kleine Zapfsäule an, die am Rand der Höhle stand. Schwungvoll parkte er direkt neben ihr, stellte den Motor ab und öffnete die Fahrertür. »Ich brauche eine Weile, wenn ich sehe, wie gebannt Luigi auf den Monitor stiert. Schaut euch um, ihr werdet einiges besorgen wollen, könnte ich mir denken. Wir treffen uns wieder hier, sobald ihr fertig seid.«
    Giorgio stieg aus und schlug die Tür zu. Nando folgte ihm mit dem Blick und sah einen in schwarze Lederhose und Bikerweste gekleideten Mann mit schwarz glimmenden Tätowierungen auf den Oberarmen, der auf einem winzigen Schemel hinter der Zapfsäule saß und einen flackernden, in schimmerndes Kupfer eingefassten Monitor auf dem Schoß hielt. In seiner Tasche steckte ein ölbeschmierter Lappen, den er nun herauszog und sich kopfschüttelnd die Stirn wischte, ehe er Giorgio mit einem freundlichen Lächeln begrüßte.
    »Tischfußball«, murmelte Antonio und stieg aus dem Wagen. »Kaum jemand in dieser verfluchten Welt der Schatten, der diesem hirnverbrannten und nur so genannten Sport inzwischen nicht verfallen wäre.«
    Nando beeilte sich, ihm zu folgen. Kaum hatte er das Taxi verlassen, hörte er das Dröhnen großer Turbinen, die sich träge zwischen den Kronen der Glutbäume an der Höhlendecke bewegten, und ihm stieg der Geruch von gebrannten Maronen, Zimt und glühendem Metall in die Nase. Ascheschwaden streiften sein Gesicht, die Stimmen der Marktbesucher hüllten ihn ein, und obgleich er umgehend von misstrauischen Blicken gemustert wurde, spürte er keinerlei Furcht. Denn neben dem Argwohn, den er in zahlreichen Augenpaaren erkannte, lag noch etwas anderes, ein rastloses Suchen, das Nando bekannt vorkam, und Antonios Worte gingen ihm durch den Kopf. So kam es, dass die Brak’ Az’ghur ein Raum zwischen den Welten wurden und ein Ort, an dem all jene ein Zuhause fanden, die Wanderer sind zwischen Licht und Schatten.
    »Der Aschemarkt ist nicht ungefährlich«, raunte Antonio ihm zu, während sie sich in die Menge begaben. »Er wimmelt nur so vor zwielichtigen Kreaturen, Geschöpfen, die sich nichts Schöneres vorstellen können, als einem saftigen Menschen das Fleisch von den Knochen zu nagen, und nur selten zeigen sie gleich zu Beginn ihr wahres Gesicht. Besonders die Dämonen sind Meister der Tarnung, allzu oft erscheinen sie vollkommen menschlich – vor allem dann, wenn sie sich die Flügel herausgerissen haben.« Nando hustete bei diesen Worten, doch Antonio zuckte nur die Achseln. »Manche Dämonen werden ohne Flügel geboren, andere haben sich von ihren Schwingen getrennt, um den Engeln nicht so ähnlich zu sein, und einige taten es, um sich besser unter den Menschen verbergen zu können. Auch du wirst dich von deinen Flügeln trennen müssen, solltest du beschließen, wieder in die Oberwelt zurückzukehren und dort ein gewöhnliches Leben zu führen – nur so kannst du den Blicken der Engel entgehen.«
    Ein leiser Schmerz zog durch Nandos Schwingen, als er sich vorstellte, sie zu verlieren. Es bestand kein Zweifel für ihn, dass er in die Welt der Menschen zurückkehren wollte – und doch spürte er bereits nach so kurzer Zeit, dass er dafür mehr in der Welt der Schatten zurücklassen würde als seine Schwingen, wollte er diesen Weg tatsächlich gehen.
    »Für viele ist der Aschemarkt das Herzstück der Unterwelt«, fuhr Antonio fort und riss ihn aus seinen Gedanken. »Und gerade deshalb ist er gefährlich. Die meisten der Besucher sind Nekromanten, Zauberer, Exorzisten oder Voodoopriester, Geschöpfe von magischer Macht also, die sie auch anzuwenden wissen. Daher rate ich dir, dich nicht von mir zu entfernen. Wir müssen eine Ausrüstung für dich kaufen, Dinge, die du brauchen wirst, damit wir unseren Weg fortsetzen können. Aber ich bitte dich: Misch dich nicht in die Verhandlungen ein, am besten sagst du kein Wort, und sieh niemandem länger als einen flüchtigen Moment lang in die Augen. Alles andere gilt als Provokation, und darauf folgt immer ein Kampf. In deinem jetzigen Zustand würde ich dir den eher nicht empfehlen.«
    Nando nickte. Die Erinnerung an seine Begegnung mit Bhrorok und Avartos war noch zu frisch, als dass er diese Worte bezweifelt hätte. Er hielt sich dicht bei Antonio,

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