Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
Vom Netzwerk:
wieder trafen einzelne Blitze und Feuerbälle das Taxi, flackerten darüber hin wie flüssige Farben und erloschen.
    »Seid froh, dass es hier unten Wände gibt, die dünn sind wie Papier«, keuchte Giorgio. »Und seid froh, dass ich mein Gefährt aufgerüstet habe mit allem, was man kriegen kann. Aber ewig wird mein Wagen diesen Beschuss nicht mitmachen. So viele von denen hatten wir lang nicht hier unten. Wir müssen sie abhängen, was allerdings schwierig werden wird. Ihr könnt dankbar sein, dass ich mich hier auskenne, das ist mal sicher.«
    Er steuerte das Taxi durch eine Gasse, die kaum breiter war als sein Wagen, und immer wieder hörte Nando lautes Knirschen, wenn ein vorstehender Stein sich in das Metall fraß. Giorgio machte ein Gesicht, als würde jeder Kiesel seine eigene Haut treffen, doch in seinem Blick lag wilde Entschlossenheit. Antonio hielt sich mit der linken Hand am Sitz, mit der rechten am Haltegriff fest und murmelte leise vor sich hin. Erst als Nando die grünen Funken bemerkte, die über seine Finger auf den Wagen sprangen, verstand er, dass Antonio den Schutzschild des Autos verstärkte.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Nando atemlos. »Sie holen auf, sie werden uns alle umbringen!«
    »Nicht weit von hier gibt es eine mächtige Todeszone«, erwiderte Giorgio, während er einer der Kühe auf seiner Ablage auf den Kopf drückte, die Armatur sich hochklappte und darunter ein Schlaraffenland aus blinkenden Knöpfen sichtbar wurde. »Mein Wagen wird einen kurzen Aufenthalt darin überstehen, aber die da draußen – keine Chance! Das Gift wird ihre Brillen zerfressen und sich in ihre Haut nagen, niemals werden sie uns da hindurch folgen können.« Dann drückte er auf zwei blaue Schalter. Nando spürte eine kurze Erschütterung, dann erklang ein lautes Jaulen, und eine grelle Rakete in hellgelbem Licht schoss auf die Engel zu und explodierte mitten unter ihnen. Geblendet fuhr Nando zurück. Ihre Verfolger hatten ein paar Verluste erlitten, doch Avartos raste ihnen mit versteinertem Gesicht weiter nach, während sie die schmale Gasse verließen und Giorgio sie quer durch eine verlassene Höhle manövrierte. Er hielt direkt auf eine Straße mit blau schimmernden Steinen an den Wänden zu, als Avartos hinter ihnen einen Schrei ausstieß. Zwei Funken schossen links und rechts am Taxi vorbei. Antonio brüllte laut und brachte Giorgio dazu, das Steuer herumzureißen. Die Straße, die eigentlich ihr Ziel gewesen wäre, brach in sich zusammen, Nando wandte den Blick – und sah sich auf eine Wand zurasen.
    »Vorsicht!«, schrie er, doch da wurde das Taxi bereits von der Wand verschluckt und glitt hindurch wie durch Nebel.
    Giorgio lachte laut auf. »Nicht alles hier ist schattenweltliches Gestein. Deswegen kann mein Gefährt manche Höhlenwände durchdringen, wie deine Flügel die Gebäude der Menschenwelt.«
    Donnernd sprengten Avartos und seine Schergen die Wand auf und eilten ihnen nach. Mit quietschenden Reifen fuhr Giorgio um eine Kurve, die linke Seite des Wagens erhob sich in die Luft und katapultierte Nando gegen das Fenster, ehe sie krachend zurück auf die Straße fiel. Vor ihnen lag eine Gasse, doch wieder schickte Avartos einen Zauber an ihnen vorbei, der die gesamte Straße in lodernde grüne Flammen setzte.
    Giorgio fluchte und schlug mit der Faust auf seinen Oberschenkel. »Verfluchter Bastard von einem Engel! Aber warte nur! Ihr kriegt uns nicht!«
    Nando krallte sich an dem Sitz fest, er spürte die schmerzhaften Impulse, die nun bei jedem Einschlag eines Zaubers durch den Wagen glitten.
    »Ly’fin n’har«, raunte Antonio. »Der Schutzschild wird brechen, schon bald. Der Tunnel der Augen! Beeil dich!«
    Mit diesen Worten zerschlug er sein Fenster und beugte sich hinaus. Schwarze und grüne Blitze zuckten dicht am Taxi vorbei, immer wieder trafen sie einzelne Engel, doch Avartos wich ihnen aus, ohne dass sie ihn auch nur berührten, und seine Schergen näherten sich ihnen unaufhaltsam. Giorgio murmelte einen unterdrückten Fluch, riss das Steuer herum und preschte durch eine Höhle mit nadeldünnen Stalagmiten. Das Taxi hüpfte bei jeder Unebenheit in die Luft, Nando stieß sich den Kopf und hielt sich mit aller Kraft am Vordersitz fest. Plötzlich wurde das Licht um sie herum dunkler. Er warf einen Blick nach vorn und sah, dass sie durch einen Tunnel fuhren. Unzählige Öffnungen, aus denen nebliges Licht fiel, durchsetzten die pechschwarzen Wände, die jeden Schimmer aufsaugten wie

Weitere Kostenlose Bücher