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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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ersten Tag allein übernehmen. Abräumen werden die anderen – und du spülst. Die Küche ist dort. Hast du verstanden?«
    Nando folgte dem Fingerzeig Drengurs und nickte. »Ich bin … «, begann er, doch als er sich wieder zu seinem Gesprächspartner umwandte, war dieser mitsamt seinem Panther verschwunden.
    Mit zusammengezogenen Brauen nahm Nando seinen Teller und ging in die Küche. Diese war ein kleiner Raum mit einem riesigen Wasserbottich in der Mitte. An den Wänden stapelte sich das schmutzige Geschirr, und während Nando begann, mit der bereitliegenden Spülbürste die Teller zu schrubben, ließ er das höhnische Gelächter der Nephilim an sich abgleiten wie Öl von einer glatten Oberfläche. Er hatte in der Oberwelt Teller gespült und würde nun also auch in der Unterwelt Teller spülen. Vermutlich haftete ihm diese Tätigkeit an wie anderen Leuten das Glück. Er fragte sich, ob Drengur diese Aufgabe jedem neuen Nephilim erteilte oder ob das eine perfide Art war, ihm zu zeigen, was der Lehrer von ihm hielt. Die Abscheu Drengurs war nicht zu übersehen gewesen. Und ausgerechnet dieser Dämon sollte ihn in Kampfkunst unterweisen – großartig. Vermutlich würde er ihm zuerst einmal alle Knochen brechen und ihn dann zu einem Marathon durch die Stadt hetzen, während alle übrigen Novizen ihn vom Rand aus mit fauligem Obst bewerfen konnten.
    Nando seufzte tief und hörte erleichtert zu, wie sich der Saal leerte. Die letzten Nephilim brachten ihre Teller, vereinzelt bemerkte er Neugier in ihren Blicken und nur schwache Regungen von Feindseligkeit. Doch wenn er sie anlächelte oder etwas sagen wollte, wandten sie sich schnell ab. Endlich fiel die große Tür ins Schloss, und er war allein. Still reinigte er Teller um Teller und dachte an das Mädchen mit den grünen Augen, das ihn voller Hass angesehen hatte. Er hatte damit gerechnet, dass viele Nephilim nicht gerade begeistert sein würden, ihn in ihrer Mitte willkommen heißen zu müssen, aber den Zorn, den das Mädchen in den Augen trug, konnte er sich nicht erklären. Was hatte er ihr angetan, dass sie ihn so abgrundtief verabscheute? Er kannte doch noch nicht einmal ihren Namen.
    »Mein Name ist Noemi Rathvira Skramur«, flüsterte ihm eine Stimme ins Ohr. »Und ich rate dir, ihn dir zu merken!«
    Erschrocken fuhr Nando herum und konnte nur im letzten Moment den Teller festhalten, der ihm durch die Finger gerutscht war. Vor ihm stand das Mädchen mit den grünen Augen, flankiert von dem rothaarigen Nephilim, dem braungelockten jungen Mann und drei weiteren Novizen. Alle starrten ihn mit verächtlichem Ausdruck an und verschränkten die Arme vor der Brust, als Noemi einen Schritt auf ihn zutrat.
    »Du hast meine Gedanken gelesen«, sagte Nando und kam sich sofort lächerlich vor.
    Noemi lächelte kalt. »Du bist ja ein ganz Schlauer, was? Dann wirst du auch klug genug sein, um zu wissen, dass du so schnell wie möglich von hier verschwinden solltest. Geh und verstecke dich unter den Menschen oder halte dich an die Engel, die dich von deinem armseligen Dasein erlösen könnten – nur verschwinde von hier! Verschwinde aus der Stadt der Nephilim, du hast hier nichts verloren!«
    Nando spürte die Zauber, die Noemis Gefolgsleute in ihren Fäusten sammelten, und hob beschwichtigend die Hände. »Ihr habt von mir nichts zu befürchten. Ich weiß, dass viele von euch Angehörige verloren haben, weil der andere Teufelssohn das Feuer über die Stadt gebracht hat, weil die Engel die Nephilim jagen und … «
    »In der Tat«, stellte Noemi fest. »Sie jagen uns, weil es dich gibt – dich, einen jämmerlichen Wurm, der keinem von uns auch nur ein Haar krümmen könnte. Dich fürchten! Was denkst du, wer du bist? Du kannst nicht einmal deine Gedanken vor mir schützen! Du bist ein Niemand! Und ich sage es dir zum letzten Mal: Du hast nichts zu suchen in meiner Stadt!«
    Da stieß Nando die Luft aus. »Deine Stadt!«, erwiderte er und spürte, wie auf einmal Zorn hinter seiner Stirn pochte. »Was willst du von mir? Ich werde von Dämonen und Engeln verfolgt und kämpfe hier um mein Leben! Ich habe keinem von euch etwas getan, keinem! Also lasst mich in Frieden!«
    Noemi stand da wie erstarrt. Nur ihre Augen waren in Aufruhr, Wellen aus grünem Sturm wogten darin auf und nieder. Für einen Moment glaubte Nando, sie wolle ihn schlagen. Doch gleich darauf riss sie die Faust in die Luft, ein mächtiger Knall fegte durch den Raum – und sämtliche Teller, Terrinen und

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