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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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gehe und ein Wort mit dem Motelbesitzer wechsle.«
    Harry ging langsam über den Innenhof. Seine Füße waren seit dem Flug geschwollen und ein Schw eißtropfen rann kitzelnd unter seinem Hemd herab. Harr y brauchte etwas zu trinken.
    Abgesehen davon fühlte es sich gar nicht so schlecht an, endlich 54

    wieder richtig zu arbeiten. Das letzte Mal lag schon eine ganze Weile zurück. Er stellte fest, dass das »M« jetzt verloschen war.

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    KAPITEL 7
    Wang Lee, Manager, stand auf de r Visitenkarte, die Harry von dem Mann hinter dem Tresen bekam, vermutlich eine Art Hinweis, dass er besser an einem anderen Tag wiederkommen sollte. Der knochige Mann m
    it dem Blümchenhemd hatte
    Schwimmhaut in den Augenwinkeln und sah so aus, als wolle er jetzt im Moment wirklich nichts mit Harry zu tun haben. Gerade hatte er wieder begonnen, einen St apel Papiere durchzublättern, und er grunzte, als er aufblickte und feststellte, dass Harry noch immer dort stand.
    »Ich sehe, Sie sind ein besc häftigter Mann«, sagte Harry.
    »Deshalb schlage ich vor, dass wir das so schnell wie m öglich erledigen. Das Wichtigste ist, dass wir einander verstehen. Ich bin, wie Sie sehen, Ausländer und Sie sind Thai …«
    »Kein Thai. Chinese«, kam es erneut mit einem Grunzen.
    »Tja, dann sind Sie ja auch Ausländer. Der Punkt ist …«
    Ein kurzes Keuchen war zu hören , das vielleicht ein höhnisches Lachen sein sollte. Wenigstens hatte der Motelbesitzer den Mund geöffnet und eine Reihe zufä llig verteilter, braun gefleck-ter Zähne gezeigt.
    »Kein Ausländer, Chinese. W ir sind die, die Thailand am Laufen halten. Keine Chinesen, kein Business.«
    »O.k., Sie sind Geschäftsmann, Wang. Dann schlage ich Ihnen ein Geschäft vor. Sie betreibe n hier ein Bordell und da können Sie durch Ihre Papiere blättern, soviel Sie wollen, diesen F akt können Sie nicht ändern.«
    Der Chinese schüttelte resolut den Kopf.
    »Keine Huren. Motel. Zimmervermietung.«
    »Beruhigen Sie sich, ich interess iere mich nur für den Mord, es ist nicht m ein Job, Zuhälter zu verhaften. Außer ich bekäme 56

    ein plötzliches Interesse an einer solchen Arbeit. Deshalb möch-te ich Ihnen ein Geschäft vorsc hlagen. Hier in Thailand nimmt man es mit Leuten wie Ihnen nich t so genau, dafür gibt es viel zu viele von euch. E ine gewöhnliche Anzeige reicht da auch nicht, vielleicht bezah len Sie ja auch ein paar Baht in einem braunen Kuvert, um von derlei Unbill verschont zu werden.
    Deshalb haben Sie auch keine Angst vor uns.«
    Der Motelbesitzer schüttelte erneut den Kopf.
    »Kein Geld. Verboten.«
    Harry lächelte.
    »Als ich zum letzten Mal nachgesehen habe, lag Thailand auf Rang drei der weltweiten Korruptionsstatistik. Bitte, behandeln Sie mich nicht wie einen Idioten.«
    Harry achtete darauf, seine Stimme nicht zu heben. Drohungen hatten die beste W irkung, wenn sie in ganz neutralem Ton vorgebracht wurden.
    »Ihr Problem – und meins – ist, dass der Typ, der in Ihrem Motelzimmer gefunden wurde, ein Diplom at aus m einem
    Heimatland ist. W enn ich berichte, wir hätten die Verm utung, dass er in einem Bordell gefunden worden ist, kann das schnell zu einem Politikum werden. Dann können Ihnen auch Ihre Freunde bei der Polizei nicht mehr helfen. Die Behörden werden sich gezwungen sehen, diesen Ort zu schließen und W ang Lee ins Gefängnis zu werfen. Um ihren guten Willen zu demonstrie-ren und zu zeigen, dass man die Gesetze einhält, nicht wahr?«
    Dem ausdruckslosen asiatischen Gesicht war absolut nicht zu entnehmen, ob er einen Treffer gelandet hatte.
    »Andererseits könnte ich ja auch schreiben, dass sich die Frau mit dem Mann in einem zufällig ausgewählten Motel verabredet hatte.«
    Der Chinese sah Harry an. Zwi nkerte, indem er beide Augen zukniff, als hätte er Staub hineinbekommen. Dann drehte er sich 57

    um, schob eine Decke zur Seite, hinter der sich eine Tür befand, und winkte Harry, ihm zu folge n. Hinter der Decke lag ein kleiner Raum m it einem Tisc h und zwei Stühlen und der Chinese bedeutete Harry, er solle sich setzen. Er stellte eine Tasse vor Harry und goss aus eine r Teekanne ein. Der starke Pfefferminzduft brannte in den Augen.
    »Keines der Mädchen will a rbeiten, solange die Leiche da liegt«, sagte Wang. »Wie schnell könnt ihr die wegschaffen?«
    Geschäftsleute sind überall auf der Welt gleich, dachte Harry und zündete sich eine Zigarette an.
    »Das kommt darauf an, wie sc hnell wir Klarheit über die Geschehnisse

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