Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
Vom Netzwerk:
seine Dienstwaffe und jagte dem Kätzchen eine 12-Millimeter-Kugel 93

    durch den Kopf. Ansc hließend musste ich Wasser und Seife holen und den Garagenboden schrubben. So war er. Deshalb …«
    Sie nahm ihre Sonnenbrille ab, zog einen Hem dzipfel aus dem Hosenbund, putzte damit die Brille und blickte in die unterge-hende Sonne.
    »Deshalb konnte er es nie akzeptieren, dass Am erika sich aus Vietnam zurückgezogen hatte. Mutter und ich zogen hierher, als ich achtzehn Jahre alt war.«
    Harry nickte.
    »Ich kann m ir vorstellen, dass es für Ihre Mutter als Asiatin nicht so ein fach war, n ach dem Krieg in eine am erikanische Militärbasis zu kommen.«
    »Die Militärbasis war gar nich t so schlecht. Die restlichen Amerikaner aber, d ie nicht se lbst dort gewesen waren, aber vielleicht einen Sohn oder Geliebten in Vietnam verloren hatten, hassten uns. Für die waren alle mit schräg stehenden Augen Charlies.«
    Ein Mann saß in einem Anzug vor einer abgebrannten Bretter-bude und rauchte eine Zigarre.
    »Und dann sind Sie auf die Polizeischule gegangen, wurden Kommissarin und rasierten sich den Schädel?«
    »Nicht in der Reihenfolge. Und ich habe m ich nicht kahl
    rasiert. Die Haare sind m ir im Laufe einer einzigen W oche ausgefallen, als ich siebzehn Jah re alt war. Eine seltene F orm von Alopezie. Aber praktisch in diesem Klima.«
    Sie fuhr sich m it der Hand über den Kopf und lächelte m üde.
    Harry hatte bis zu diesem Mom ent noch nicht bemerkt, dass sie keine Augenbrauen hatte, keine Wimpern, gar nichts.
    Ein anderes Flussboot schob sich neben sie. Es war bis zur Reling mit gelben Strohhüten bela den und eine alte Frau zeigte auf ihre Köpfe und danach auf
    die Hüte. Crum ley lächelte
    höflich abweisend und sagte ein paar Worte. Ehe die Frau sich 94

    wieder abstieß, beugte sie sich über die Reling und reichte Harry eine weiße Blume. Sie deutete lachend auf Crumley.
    »Was heißt danke auf Thai?«
    » Khàwp khun khràp « , sagte Crumley.
    »Ah, ja. Sagen Sie ihr das.« Si e fuhren an einem Tempel vorbei, einem wat, der unten am Kanal lag, und konnten durch die geöffnete Tür das Murm eln der Mönche hören. Menschen saßen mit gefalteten Händen betend auf den Treppen vor de m Gebäude.
    »Wofür beten sie?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht. Frieden. Liebe, ein besseres Leben, jetzt oder im nächsten Leben. Die gleichen Dinge, die sich die Mensche n überall wünschen.«
    »Ich glaube nicht, dass Atle Molnes auf eine Hure gewartet hat. Ich glaube, er hat auf jemand anderen gewartet.«
    Sie glitten weiter und das Murmeln der Mönche erstarb hinter ihnen.
    »Auf wen denn?«
    »Keine Ahnung.«
    »Warum glauben Sie das dann?«
    »Sein Geld reichte nu r für d ie Zimmermiete, weshalb ich wetten könnte, dass er an keine Hure dachte. Und er hatte in diesem Motel nichts verloren, außer natürlich, er wollte jemanden treffen, nicht wahr? Laut Wang war die Tür nicht verschlossen, als sie ihn fanden. Ist das nicht seltsam
    ? Man
    braucht eine Moteltür nur ins Schloss fallen zu lassen, damit sie abgesperrt ist. Er m uss den Knopf an der Klinke ganz bewusst gedrückt haben, damit sie unverschlossen blieb. Für den Mörder gab es keinen Grund, diesen Knopf zu drücken, er oder sie ist sich beim Verlassen des Zimmers sicher nicht bewusst gewesen, dass die Tür unverschlossen blieb. Warum hat Molnes das also gemacht? Die meisten, die sich in einem solchen Etablissement 95

    aufhalten, würden es sicher vo rziehen, hinter verschlossenen Türen zu schlafen, oder was meinen Sie?«
    Sie neigte den Kopf hin und her.
    »Vielleicht hatte er, als er sich schlafen legte, Angst, er könne das Klopfen überhören, wenn derjenige, auf den er wartete, kam?«
    »Genau. Und es gab keinen Grund, die Tür für Tonya Harding offen stehen zu la ssen, denn lau t Absprache wollte er sich telefonisch melden. O.k.?«
    In seinem Eifer hatte sich Harry auf die eine Seite des Bootes gelehnt und der Steuermann rief ihm zu, dass er sich in der Mitte des Bootes halten sollte, dam it sie nicht aus dem Gleichgewicht gerieten.
    »Ich glaube, er wollte verbergen, auf wen er wartete. Vermutlich war es deshalb wichtig, dass das Motel außerhalb der Stadt lag. Ein bestens geeigneter Ort für ein heimliches Treffen, ein Ort, an dem kein offizielles Gästebuch geführt wird.«
    »Hm. Denken Sie an die Fotos?«
    »Es ist kaum möglich, nicht daran zu denken.«
    »Solche Bilder kann man überall in Bangkok kaufen.«
    »Vielleicht ist er e inen Schritt

Weitere Kostenlose Bücher