Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
Vom Netzwerk:
aktualisieren. Es sind einfach zu viele.«

    Als Harry Tonje Wiig angerufen und um ein möglichst baldiges Treffen gebeten hatte, hatte sie darauf bestanden, sich in der Suthor’s Lounge im Oriental Hotel auf eine Tasse Tee zu treffen.
    »Alle gehen dahin«, sagte sie.
    Harry fand heraus, dass mit »alle« weiße, gut situierte und gut gekleidete Menschen gemeint waren.

    256

    »Willkommen im besten Hotel der W elt, Harry«, zwitscherte sie aus der Tiefe ihres Sessels in der Lobby.
    Sie trug ein blaues Baumwollkle id und hielt einen Strohhut in den Händen, der, wie all die anderen, die die Lobby bevölkerten, an die gute alte, sorgenfreie Kolonialzeit erinnerte.
    Sie gingen in die Autorenloge, bekamen ihren Tee und nickten den anderen W eißen höflich zu, die anscheinend der Meinung waren, allein die Rasse sei schon ein Grund zu grüßen. Harry klirrte nervös mit dem Porzellan.
    »Möglicherweise nicht gerade de r richtige Ort für dich, Harry?« Tonje gelang es, an ihrem Tee zu nippen und ihm gleichzeitig ein schelmisches Lächeln zuzuwerfen.
    »Ich frage mich gerade, warum ich Amerikanern in Golfklei-dern zunicke.«
    Sie lachte ihr trillerndes Lachen. »Ach, das bisschen kultivierte Umgebung wird dir schon nicht schaden.«
    »Seit wann sind karierte Hosen kultiviert?«
    »Na ja, dann eben kultivierte Menschen.«
    Harry stellte fest, dass Frederik stad nicht viel für die Frau getan hatte, die vor ihm saß. Er dachte an Sanphet, den alten Thailänder, der sich ein frisch gebügeltes Hemd und eine lange Hose angezogen hatte, als er Be such bekam, und der draußen in der glühenden Sonne gesessen hatte, damit niemand darunter zu leiden hatte, wie einfach er w ohnte. Das war kultivierter als alles, was er bisher von den Ausländern in Bangkok zu sehen bekommen hatte.
    Harry fragte, was Tonje über Pädophile wusste.
    »Bloß dass Thailand sie in Masse n anzieht. Wie du dich vielleicht erinnerst, wurde im letzten Jahr in Pattaya ein Norweger buchstäblich mit heruntergelassenen Hosen gefasst. In der norwegischen Presse gab es ein ne tt arrangiertes Bild m it drei kleinen Jungs, die ihn der Poliz ei meldeten. Das Gesicht des 257

    Mannes war unkenntlich gem acht worden, die Gesichter der Kinder nicht. In der en glischsprachigen Ausgabe der Pattaya Mail war es genau um gekehrt. Außerdem nannten sie im Lead den vollen Na men des Mannes und sprachen danach nur noch von dem ›Norweger‹.« Tonje schüttelte den Kopf.
    »Die Menschen hier unten, die bis dato noch nichts von Norwegen gehört hatten, w ussten plötzlich, dass O slo die Haupt -
    stadt ist, weil dort geschrieben stand, dass die norwegischen Behörden darum baten, den Mann in einen Flieger nach Oslo zu setzen. Jeder hier fragte si ch, warum die ihn zurückhaben wollten. Hier unten würde er wenigstens einige Jahre eingesperrt werden.«
    »Wenn die Strafen hier so stre ng sind, warum gibt es dann so viele Pädophile in Thailand?«
    »Die Behörden wollen, dass Thailand den Ruf loswird, ein Eldorado für Pädophile zu sein, das schadet dem Teil des
    Tourismus, der nichts m it Sex zu tun hat. Aber innerhalb der Polizei genießt diese Art von E rmittlungen nicht gerade Priorität, weil jede Festnahme von Ausländern immer zu ungeheurem Aufruhr führt. Die Pädophile n kommen größtenteils aus den reichen Ländern Europas, aus Japan oder den USA, die gleich ihre ganze Maschinerie in Gang se tzen, um die Auslieferung zu erwirken, und das heißt dann, dass ständig irgendwelche Botschafter über die Polizeiflure rennen , es reihenweise Anschuldi-gungen wegen Bestechung gibt und so weiter.«
    »Mit dem Resultat, dass die Behörden gegeneinander arbeiten?«
    Tonjes Gesicht öffnete sich zu einem strahlenden Lächeln, das, wie Harry verstand, nicht ihm galt, sondern einem von »allen«, der hinter seinem Rücken passierte.
    »Sowohl als auch«, antwortete sie. »Manche ziehen am gleichen Strang. Die Behörden in Schweden und Däne mark haben zum Beispiel m it den thailändischen Behörden vereinbart, 258

    eigene Polizisten stationieren zu dürfen, die in Fällen erm itteln, in denen schwedische und däni sche Pädophile involviert sind.
    Damit verbunden waren Gesetzes änderungen, die dazu führten, dass dänische und schwedische B ürger jetzt auch in ihre m Heimatland für Übergriffe gege n Kinder v erurteilt werden können, die sie in Thailand begangen haben.«
    »Und Norwegen?«
    Tonje zuckte mit den Schultern. »Wir haben kein Abkomm en mit Thailand. Ich

Weitere Kostenlose Bücher