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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Pilgerstraße offen steht, dann bleibt nur noch ein Weg zum Garten der Weisheit: durch die Wüste Mara.«
    Baltan nickte ernst. Im Raum herrschte Stille. Jeder hatte so seine eigenen Vorstellungen von dieser Reiseroute, aber keiner verband irgendwelche angenehmen Gefühle mit dem Namen Mara.
    Yonathan brach schließlich das Schweigen und fragte Baltan: »Hast du Bedenken, weil man sagt, Yehwohs Fluch läge auf dem Land?«
    »Ist es etwa nicht so? Du weißt sicher, dass der Name Mara in der Sprache der Schöpfung ›bitter‹ bedeutet. Und das ist sie. Kein Baum, kein Strauch, nicht einmal ein einziger Grashalm kann dort leben, geschweige denn irgendwelche Tiere. Wenn du von unserer Kornkammer aus, dem Land Baschan, über den Cedan hinwegschaust, siehst du auf der anderen Flussseite nur Wüstensand. Es ist ein unheimlicher Anblick. Niemand hat die Mara je lebend durchquert…«
    »Ich zweifle nicht daran, Baltan, dass die Wüste unfruchtbar und lebensfeindlich ist, aber wenn ich mich an den Bericht aus dem Sepher Schophetim erinnere, dann sprach Yehwoh seinen Fluch gegen die ›Stadt, die keinen Namen hat‹ aus.«
    Baltan nickte. »Gegen die Stadt und das Land.«
    »Wobei heute niemand weiß, wie groß das Gebiet war, das zur Stadt Abbadon gehörte.«
    »Der Name, den die Ruinen der Stadt heute tragen, bedeutet ›Ort der Vernichtung‹ und genau das ist die ganze Wüste Mara.«
    Yonathan dachte an seine bisherige Reise, an alles, was er erlebt hatte. Sein Entschluss stand fest. »Ihr kennt die Geschichte meiner Reise. Und du, Yomi, hast sie miterlebt. Hieß es nicht auch, das Verborgene Land sei durch das Wort Yehwohs abgeschirmt? Nicht dass ich ein einziges der Worte Yehwohs in Frage stellen würde, aber mir scheint, im Laufe der Jahrtausende hat man viele abergläubische Vorstellungen mit Orten wie dem Verborgenen Land, der Wüste Mara oder der Stadt Abbadon verbunden. ›Die Stadt, die keinen Namen hat‹ machte sich – so berichtet es das Sepher – eines großen Vergehens gegen Yehwoh und seinen Richter schuldig. Deshalb wurde das Andenken an sie so gründlich ausgetilgt, dass nicht einmal ihr Name überliefert wurde. Der Fluch Yehwohs sollte lediglich bewirken, dass sich nie mehr ein Geschöpf an diesem Ort niederlässt. Aber hat er auch verboten daran vorbeizuziehen?«
    »Bisher hatte anscheinend keiner Lust es auszuprobieren«, wandte Yomi ein.
    »Ich weiß, Yo. Aber denke an meinen Auftrag. Dieser Auftrag hat uns heil durch das Verborgene Land geführt. Warum sollte es bei der Mara anders sein?«
    »Ich hatte befürchtet, dass du so etwas Ähnliches sagen würdest«, seufzte Yomi.
    »Dann steht dein Entschluss also fest, Yonathan?«, fragte Baltan.
    »Ja. Wir können die Mara nicht umgehen, weil sie im Süden an Temánah grenzt, und wollten wir das Land Baschan im Norden umgehen, wären wir wahrscheinlich ein Jahr unterwegs. Ich sehe keine andere Möglichkeit für mich. Aber ich kann verstehen, wenn ihr, meine Freunde…«
    »Du brauchst gar nicht weiterzureden«, fuhr Gimbar dazwischen. »Ich werde dich begleiten, bis du dein Ziel erreicht hast. Du doch sicher auch, nicht wahr, Yo?«
    Der lange, blonde Seemann nickte entschlossen und versicherte: »Ich bleibe bei Yonathan, davon kann mich so ziemlich nichts abbringen.«
    »Dann wäre diese Frage also geklärt«, stellte Baltan fest. »Was die Karawane in den Osten betrifft, so habe ich schon alle Vorbereitungen getroffen. Zufällig ist vor wenigen Tagen auch mein erfahrenster Karawanenführer nach Cedanor zurückgekehrt. Er genießt mein volles Vertrauen. Ich habe mit ihm alles besprochen und er hat sich bereit erklärt den Weg durch die Mara zu gehen.«
    »Dann stand für dich also von vornherein fest, dass wir diesen Weg wählen würden!«, staunte Yonathan.
    »Ich hatte im Verlaufe meines Lebens viel Zeit das Verhalten der Menschen zu studieren und wenn es sich um einen der Unsrigen handelt, dann ist eine Entscheidung in einer solchen Angelegenheit eigentlich mehr eine Formsache.«
    Yonathan verstand, was Baltan meinte. Für die Unsrigen, von denen er sprach, die Träumer, gab es nichts Wichtigeres als den Dienst an Yehwoh. Vom Träger des Stabes Haschevet hatte Baltan nichts anderes erwartet.
    »Dann bliebe also nur die Frage der Abwicklung«, meldete sich Felin zu Wort.
    Baltan nickte. »Da gibt es noch einige Probleme, wie mir deine Schilderungen und die Informationen, die ich aus eigenen Quellen erhalten habe, zeigen. Das fliegende SchiffBarasadans

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